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vom 03.07.2020, aktuelle Version,

Ulrich Blum

Ulrich Blum (* 19. Mai 1953 in München) ist ein deutscher Ökonom. Er war zunächst Professor für Volkswirtschaftslehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und 1992 Gründungslehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Technischen Universität Dresden. Von 2004 bis 2011 war er Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Seit 2004 ist er ordentlicher Professor für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Leben

Blum wurde 1953 als Sohn von Eberhard Blum, ehemaliger Rittmeister der Wehrmacht und nachmaliger Präsident des Bundesnachrichtendienstes,[1] in München geboren. Er besuchte u. a. das Lycée Français de Londres und das Winchester College in England. Nach dem Abitur am Landschulheim Schondorf am Ammersee war er von 1973 bis 1975 Reserveoffizieranwärter bei der Bundeswehr. Sein letzter Dienstgrad war Oberstleutnant der Reserve.

Von 1975 bis 1979 studierte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Karlsruhe (TH). Nach dem Diplom-Ingenieur 1979 wurde er ebendort 1982 bei Rolf Funck am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung mit der Dissertation Regionale Wirkungen von Infrastrukturinvestitionen zum Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich 1986 in Volkswirtschaftslehre mit der Arbeit Raumwirkungen des Budgets der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine theoretische und empirische Analyse räumlich und zeitlicher Wirkungen interregionaler Finanzflüsse.

Von 1986 bis 1988 war er im Rahmen eines Feodor-Lynen-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung Gastprofessor an der Université de Montréal in Kanada, und ab Ende 1987 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Zwischen 1992 und 1994 war er Gründungsdekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Dresden, wo er von 1992 bis 2004 ebenfalls Gründungslehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung war.

Von 2004 bis 2018 war Ulrich Blum Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und von 2004 bis 2011 Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Aufgrund politischen Drucks verzichtete er Ende 2011 auf sein Amt als Präsident des IWH. Seit 2012 ist er Gastprofessor an der University of International Business and Economics (UIBE) in Peking. 2014 wurde er Exzellenzprofessor der VR China. Seit 2017 ist er Gründungsdirektor des Centers for Economics of Materials[2] in Halle, einer gemeinsam von der Martin-Luther Universität und der Fraunhofer-Gesellschaft getragenen Forschungseinrichtung.

1998 war er wissenschaftliches Mitglied des Centre de recherche et développement en économique der Universität Montreal und 2005 am universitätsübergreifenden Centre interuniversitaire de recherche en économie quantitative. 2005 war er Präsident der August-Lösch-Gesellschaft. 2010 lehnte er einen Ruf auf das Rektorat der Handelshochschule Leipzig (HHL) ab. Von 2011 bis 2012 war er Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wirtschaftsforschungsinstitute.

Blum gehörte mehreren Beiräten und Kommissionen an wie der Kommission „Wirtschaftsintegrierende Forschungsförderung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (Vorsitzender), dem Technologiebeirat des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit, dem Forschungsbeirat des Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (Vorsitzender) und dem WirtschaftsBeirat beim Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalt.

Blum ist stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung.

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.[3]

Ulrich Blum war früher Unterstützer und Mitgründer der AfD.[4][5]

Rücktritt als IWH-Präsident

Im August 2010 beauftragte das Bundesinnenministerium (BMI) ein Konsortium von sechs Wirtschaftsforschungsinstituten unter Leitung des IWH mit einer Studie „Wirtschaftlicher Stand und Perspektiven für Ostdeutschland“[6]. Diese wurde zum 21. Januar 2011 fertiggestellt (Redaktionsschluss), aber erst am 28. Februar 2012 vom BMI veröffentlicht. Die Studie enthält einige klare Aussagen, z. B. die folgende: „Erfahrungen der Regionalökonomie lehren, dass seitens der Politik keine grundlegende und vor allem schnelle Veränderung der inzwischen weitgehend verfestigten Strukturen möglich ist. Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer müssen nun ordnungspolitische Aspekte stärker in den Vordergrund gerückt werden.“ Insbesondere vertrat Blum die Auffassung, dass der Aufholprozess Ostdeutschlands auf mittelfristige Sicht zum Erliegen gekommen sei. Man könne nicht von einem erfolgreichen Aufbau Ost sprechen, wenn der mitteldeutsche Wirtschaftsraum vor dem Krieg rund 30 % reicher war als der Rest Deutschlands, seine Wirtschaftsleistung 20 Jahre nach der Einheit bei rund 70 % der des Westens stagniere[7]. Beim Aufbaus Ost seien zu viele ordnungsökonomische Grundsätze, vor allem bei der Eigentumsordnung, über Bord geworfen worden, weshalb heute vor allem größere Firmensitze fehlten. Nach Kritik der Evaluierungskommission der Leibniz-Gemeinschaft an den wissenschaftlichen Leistungen des Instituts kündigte Blum seinen Rücktritt als IWH-Präsident an. Das IWH hat sich inzwischen weitgehend aus der Ostdeutschlandforschung zurückgezogen[8].

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Regionale Wirkungen von Infrastrukturinvestitionen (= Karlsruher Beiträge zur Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung, Heft 8). Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung, Karlsruhe 1982. (zugl. Dissertation)
  • Raumwirkungen des Budgets der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine theoretische und empirische Analyse räumlich und zeitlicher Wirkungen interregionaler Finanzflüsse (= Karlsruher Beiträge zur Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung, Heft 13). von Loeper, Karlsruhe 1986, ISBN 3-88652-029-3. (zugl. Habilitation)
  • hrsg. mit Josef Schmid: Demographic processes, occupation and technological change. symposium held at the University of Bamberg from 17th to 18th november 1989. Physica-Verlag, Heidelberg 1991, ISBN 3-7908-0528-9.
  • hrsg. mit Erich Geipl, Stefan Müller, Wolfgang Uhr: Wettbewerb und Unternehmensführung (= Dresdner wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, Reihe Wettbewerb und Unternehmensführung). Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1994, ISBN 3-7910-0870-6.
  • hrsg. mit Erich Greipl, Hannjörg Hereth: Erweiterung der Markträume (= Dresdner wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, Reihe Wettbewerb und Unternehmensführung). Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1997, ISBN 3-7910-1171-5.
  • hrsg. mit Stefan Müller, Matthias Theodor Vogt: Kultur und Wirtschaft in Dresden. Eine Studie des Instituts für Kulturelle Infrastruktur Sachsen und der Technischen Universität Dresden (= Kulturelle Infrastruktur, Band 6). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1997, ISBN 3-931922-20-0.
  • hrsg. mit Werner Esswein, Erich Geipl: Soziale Marktwirtschaft im nächsten Jahrtausend (= Dresdner wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, Reihe Wettbewerb und Unternehmensführung). Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1999, ISBN 3-7910-1435-8.
  • hrsg. mit Frank Leibbrand: Entrepreneurship und Unternehmertum. Denkstrukturen für eine neue Zeit. Gabler, Wiesbaden 2001, ISBN 3-409-11872-1.
  • hrsg. mit Alexander Karmann, Marco Lehmann-Waffenschmidt, Marcel Thum, Klaus Wälde, Bernhard Wieland, Hans Wiesmeth: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. Mit 4 Tabellen. 2. Auflage, Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-00862-4.
  • hrsg. mit Erich Greipl, Stefan Müller, Wolfgang Uhr: Krisenkommunikation (= Dresdner Beiträge zu Wettbewerb und Unternehmensführung). Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-8244-0702-7.
  • Volkswirtschaftslehre. Studienhandbuch. 4. Auflage, Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-27367-1.
  • hrsg. mit Erich Greipl, Stefan Müller, Wolfgang Uhr: Gesellschaftspolitik in einer globalisierten Welt (= Dresdner Beiträge zu Wettbewerb und Unternehmensführung). Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8350-0003-9.
  • mit Simone Müller, Andreas Weiske: Angewandte Industrieökonomik. Theorien, Modelle, Anwendungen. Gabler, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8349-0215-2.
  • hrsg. mit Rolf Funck, Jan Kowalski, Antoni Kuklinski, Werner Rothengatter: Space – structure – economy. A tribute to August Lösch. Edited to mark the centenary of August Lösch's birthday, October 15, 2006 (= Karlsruher Beiträge zur wirtschaftspolitischen Forschung, Band 24). 2. Auflage, Nomos, Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-8329-2468-3.
  • hrsg. mit Christian Wey, Klaus F. Zimmermann: Globalization and competition (= Annual meeting of the Association of German Economics Research Institutes, 71). Duncker & Humblot, Berlin 2008, ISBN 978-3-428-12902-7.
  • hrsg. mit Axel Lindner, Diemo Dietrich: Empirische Makroökonomik für Deutschland. Analysen, Prognosen, Politikberatung. Festschrift zum 65. Geburtstag von Udo Ludwig (= Schriften des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Band 27). Nomos, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-3980-9.
  • hrsg.: Regulatorische Risiken. Das Ergebnis staatlicher Anmaßung oder ökonomisch notwendiger Intervention? Gemeinsame Konferenz des IWH und der HHL (= Schriften des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Band 29). Nomos, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-3972-4.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wirtschaftswoche (Memento des Originals vom 8. August 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wiwo.de
  2. Website des CEM – Center for Economics of Materials. Abgerufen am 5. Dezember 2018.
  3. Ein Ökonom und Schreiner – Artikel in der FAZ (28. Oktober 2004), abgerufen am 19. Juli 2015.
  4. Christopher Kissmann, Volksstimme Magdeburg: Anti-Euro-Partei will im Land durchstarten. Abgerufen am 18. April 2019.
  5. Die AfD und das Gute an der DDR. Abgerufen am 18. April 2019.
  6. Wirtschaftlicher Stand und Perspektiven für Ostdeutschland. (PDF) Abgerufen am 5. Dezember 2018.
  7. Ulrich Blum: Eastern Germany's economic development revisited: path dependence and economic stagnation before and after reunification. In: Post-Communist Economies. Band 25, Nr. 1, März 2013, ISSN 1463-1377, S. 37–58, doi:10.1080/14631377.2013.756672.
  8. Publikationen – IWH – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Abgerufen am 5. Dezember 2018.