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vom 08.10.2019, aktuelle Version,

Verschleppung von Kärntnern nach Jugoslawien 1945

Zur Verschleppung von Kärntnern nach Jugoslawien kam es im Mai 1945 nach dem Vorrücken jugoslawischer Partisanen in das zu Österreich gehörende Kärnten.

Verlauf

Tabelle der von Partisanen Verschleppten, Vermissten und Ermordeten österreichischen Zivilisten im Mai 1945 aus dem Bundesland Kärnten (NIU Press Northern Illinois University Press, USA, 2016.)

Die Partisanen hatten sich in Kärnten ab 1941 im Untergrund organisiert.[1] Am 8. Mai 1945 erreichten reguläre Einheiten der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee Kärnten in einem Wettlauf mit der britischen Armee und hielten daraufhin Teile des Landes besetzt, bis sie auf Druck Großbritanniens bis zum 21. Mai abzogen.[2]

Österreichische Staatsbürger, denen man Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vorwarf, wurden von slowenischen Sicherheitsorganen (VDV – Vojska državne varnosti, „Staatssicherheitsarmee“) aus dem österreichischen Kärnten nach Jugoslawien verschleppt. Laut der „Amtlichen Darstellung“ der Sicherheitsdirektion für Kärnten wurden im Raum Klagenfurt und Rosental über 220 und im Jauntal 43 Personen von jugoslawisch-slowenischen Organen festgenommen. Während die letztgenannten 43 in die Burg Katzenstein in Begunje (Vigaun) in der Oberkrain gebracht wurden, gerieten die Gefangenen aus dem Raum aus dem Rosental und Klagenfurt, die in Richtung Dravograd (Unterdrauburg, ehemaliges Kronland Kärnten) gebracht wurden, in den Bereich der Endkämpfe nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht und der Massaker von Bleiburg. Im Schloss Hirschenau bei Völkermarkt wurden die Gefangenen verhört. 46 Personen wurden ausgesondert und nach Prevalje (Prävali) gebracht, von wo keiner zurückkehrte. Die anderen brachte man zum Schloss Streiteben, wo vier Personen „verschwanden“. 32 Männer und Frauen wurden von Streiteben ins Gefängnis in Maribor gebracht und kehrten ebenfalls nicht zurück. Die übrigen in Streiteben inhaftierten Österreicher wurden Ende Mai 1945 ins Lager Sterntal überstellt, wo zwei von ihnen starben. Im Spätsommer 1945 wurde ein Teil der in Sterntal gefangen gehaltenen Österreicher freigelassen, die übrigen Anfang 1946. Von den 263 in Kärnten festgenommenen Männern und Frauen kehrten 96 nicht zurück und sind als verschollen gemeldet. Von den 38 in Klagenfurt und Umgebung gefangen genommenen kehrten 22 nicht zurück.[3] Nach Auswertung von Zeugenaussagen im Rahmen jüngster Untersuchungen von slowenischer Seite sollen etliche in einem Massengrab bei Leše/Liescha liegen, so der Vorsitzende der slowenischen Kommission zur Untersuchung der verborgenen Gräber aus der Nachkriegszeit, Marko Štrovs.[4]

Wissenschaftliche Beurteilungen

Mehr als die Hälfte der 263 verhafteten Österreicher aus Kärnten im Mai 1945 wurde von den Partisanen wieder freigelassen. Nicht mehr heimgekehrt und mit großer Wahrscheinlichkeit ermordet wurden 96 der so bezeichneten österreichischen „Verschleppten“ aus dem österreichischen Kärnten. Zu den 96 Personen kommen die 32 in der Oberkrain vermissten österreichischen Kärntner Zivilbeamten welche ebenfalls nicht mehr heimkehrten. Insgesamt kehrten im Mai 1945 128 Kärntner österreichischer Staatsangehörigkeit nicht zurück. Nachweislich wurden zwei verhaftete Personen auf österreichischem Territorium getötet. Nach wissenschaftlichen Forschungen ist davon auszugehen, dass 130 österreichische Kärntner mit großer Wahrscheinlichkeit im Mai 1945 von den jugoslawischen Partisanen getötet wurden. Gesicherte Daten aufgrund von tatsächlichen Exhumierungen der so genannten verschleppten Kärntner liegen dafür jedoch bislang nicht vor. Die in der Forschung genannten Zahlen beziehen sich in der Hauptsache auf Quellen der Sicherheitsdirektion von Kärnten. In der Hauptsache zielte der Massenmord auf jugoslawische Staatsbürger ab: Zum einen rächten sich die siegreichen kommunistischen Partisanen damit an ihren unterlegenen Feinden, ganz wesentlich dienten die Morde aber auch der gezielten Eliminierung möglicher künftiger politischer Konkurrenten und der Absicherung der Herrschaft in Nachkriegs-Jugoslawien.[5]

Literatur

  • Amtliche Darstellung der Verschleppungen von Zivilpersonen aus Kärnten im Jahre 1945 durch Angehörige der jugoslawischen Partisanenverbände sowie des Schicksals der in Oberkrain vermissten Zivilbeamten aus Österreich. Verfasst von der Sicherheitsdirektion für das Bundesland Kärnten. Zl. 500/g/SD/52/A. 80 Seiten.
  • Alfred Elste, Michael Koschat, Paul Strohmaier: Opfer, Täter, Denunzianten. „Partisanenjustiz“ am Beispiel der Verschleppungen in Kärnten und der Steiermark im Mai/Juni 1945: Recht oder Rache? 2., unveränderte Auflage. Mohorjeva, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2007, ISBN 978-3-7086-0162-5.
  • Tamara Griesser-Pečar: Das zerrissene Volk. Slowenien 1941–1946. Okkupation, Kollaboration, Bürgerkrieg, Revolution.(= Studien zu Politik und Verwaltung. Bd. 86). Böhlau, Wien u. a. 2003, ISBN 3-205-77062-5.
  • Stefan Karner: Die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien. Aspekte ihrer Entwicklung 1939–1997. Hermagoras, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 1998, ISBN 3-85013-592-6.
  • Florian Thomas Rulitz: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Neue Ausgabe. Hermagoras, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2011, ISBN 978-3-7086-0616-3.
  • Rulitz Florian Thomas: Die Massaker von Bleiburg- Vergessene Opfer der Partisanen im Mai 1945 in Kärnten. Die Kärntner Landsmannschaft Kultur, Land, Menschen; Beiträge zu Volkskunde, Geschichte, Gesellschaft und Naturkunde 9–10/2012.

Einzelnachweise

  1. Die Kärntner PartisanInnen. DÖW – Dokumentationsarchiv, abgerufen am 11. Mai 2016.
  2. Lisa Rettl: Unerträgliches österreichisches Krankheitsbild. In: diepresse.com. 7. Juli 2011, abgerufen am 28. August 2018.
  3. Amtliche Darstellung der Verschleppungen von Zivilpersonen aus Kärnten im Jahre 1945 durch Angehörige der jugoslawischen Partisanenverbände sowie des Schicksals der in Oberkrain vermissten Zivilbeamten aus Österreich. Verfasst von der Sicherheitsdirektion für das Bundesland Kärnten. Zl. 500/g/SD/52/A. 80 Seiten.
  4. M.N., Koroška: V na novo potrjenem povojnem grobišču 700 žrtev? [Im neu bestätigten Nachkriegsmassengrab 700 Opfer?], RTV Slovenija, 5. September 2010.
  5. Peter Stachel: Rezension zu: Rulitz, Florian Thomas: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Klagenfurt 2011, in: H-Soz-Kult (Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften), 14. November 2013.