Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 27.06.2019, aktuelle Version,

Walter Korodi

Walter Korodi (* 8. Juli 1902 in Sächsisch Reen, Siebenbürgen, Österreich-Ungarn; † 1983) war ein deutscher Journalist, Publizist und politischer Aktivist.

Leben

Korodi wurde als Sohn des Lehrers Lutz Korodi und der Therese Hermann in Siebenbürgen geboren, wo er zur deutschen Minderheit gehörte. 1904 siedelte die Familie nach Deutschland über. Korodi wurde 1918 Mitglied des Freikorps Reinhard und später Mitglied des Stahlhelm.[1]

Mitte der 1920er Jahre ließ Korodi sich als Journalist in Berlin nieder, wo er für rechtskonservative Zeitungen wie die Berliner Börsen-Zeitung (BBZ), den der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestehenden Reichsboten, aber auch für den Völkischen Beobachter der Nationalsozialisten schrieb.

Weitreichendes Aufsehen erregte Korodi seit 1927 durch seine im Auftrag des Stahlhelm erfolgte aggressive Agitation gegen das der Sozialdemokratie nahestehende Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Anlass für diese Betätigung war die von Emil Julius Gumbel und Berthold Jacob im Auftrag der Deutschen Liga für Menschenrechte veröffentlichte Broschüre Deutschlands Geheime Rüstungen, in der die heimliche Aufrüstung der Reichswehr publik gemacht wurde und an der auch prominente Reichsausschussmitglieder des Reichsbanners mitgearbeitet hatten. Getragen und unterstützt durch den Stahlhelm, einen rechtsgerichteten Verband von Veteranen des Ersten Weltkrieges, bereiste Korodi in den nächsten Jahren das gesamte Reichsgebiet, um Stimmung gegen das Reichsbanner zu machen, indem er auf Kundgebungen und Massenversammlungen breiten Massen seine Thesen vom Charakter des Reichsbanners als einer Organisation von Volksverrätern und Erfüllungsgehilfen der Siegermächte des Ersten Weltkrieges darlegte. Im Gefolge dieser Reisetätigkeit veröffentlichte Korodi auch eine Reihe von Schmähschriften gegen das Reichsbanner, die großen Absatz fanden.

1932 wurde Korodi Leiter der der DNVP nahestehenden „Nationalen Abwehrstelle gegen bolschewistische Umtriebe“.[2] Dem Machtantritt der Nationalsozialisten stand Korodi als Antikommunist zunächst positiv gegenüber. Im Februar 1933 leitete er die Besetzung der Wohnung des SAPD-Politikers Max Seydewitz durch die SA und zum 1. Mai 1933 trat er selbst in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.644.609) ein. Bald danach geriet Korodi mit dem Regime in Schwierigkeiten. Im Juni 1934 wurde er wegen unbekannten Aufenthaltes wieder aus der Mitgliederkartei der NSDAP gestrichen.

Im August 1934 wurde Korodi im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches im Berliner Columbia-Haus inhaftiert, weil er seine Kompetenzen überschritten hatte. Nach seiner Freilassung emigrierte er 1935 in die Schweiz, wo er 1936 anonym das Buch Ich kann nicht schweigen!, eine politische Abrechnung mit dem NS-Staat, veröffentlichte. In Deutschland wurde er, wie im Reichsanzeiger bekanntgegeben wurde, im Juli 1938 ausgebürgert.[3] Aus der Partei war er bereits im Sommer 1934 ausgeschlossen worden. 1940 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Hansjürgen Koehler im Londoner Verlag Pallas Publication das Buch Inside the Gestapo: Hitler's shadow over the world.[4] Nach den Erkenntnisse des Historikers Rainer Orth handelt es sich bei Teilen dieses Buches um ein Plagiat eines Manuskriptes, das Heinrich Pfeifer 1940 beim Pallas-Verlag mit der Bitte um Veröffentlichung eingereicht hatte. Das gab Pfeifer in einem Schreiben vom 2. Juni 1942 an die Staatsanwaltschaft Basel an.[5] Während des Zweiten Weltkriegs wurde Korodi in Bellechasse im Kanton Fribourg interniert. Bei Kriegsende wurde Korodi aus der Schweiz ausgewiesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Korodi bis in die 1960er Jahre ein unstetes Leben als freischaffender Publizist und Geschäftemacher, wobei er immer wieder in Konflikt mit den Behörden wegen kleinerer Vergehen wie Zechprellerei kam. 1953 wurde Korodi wegen Rückfallbetruges zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. In der Berufungsverhandlung im Mai 1954 verwarf die 4. Große Strafkammer in Köln die Berufungen des Angeklagten und der Staatsanwaltschaft und bestätigte die ergangene Haftstrafe gegen Korodi von sechs Monaten (allerdings wegen fortgesetzten Betruges anstatt Rückfallbetruges).

Schriften

  • Fort mit dem Reichsbanner! - Genug mit der Reichswehrhetze!, 1927.
  • Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 1928.
  • Gottlosenpropaganda der Sozialdemokratie durch die Schuld des Zentrums, 1932.
  • Ich kann nicht schweigen. Anonym veröffentlicht. Vorwort des Verlages. Mit einem Gutachten von a. Staatsanwalt Dr. E. Zürcher. Zürich : Europa Verlag, 1936
  • unter dem Pseudonym Hansjürgen Koehler: Inside the Gestapo – Hitler's shadow over the world. Pallas Publishing Corporation, London 1940.
  • Inside information – The truth about Germany. (With plates). Pallas Publishing Corporation, London 1940. (unter gleichem Titel 1941 in Shanghai; Übersetzung: Nazi-praktijken - de waarheid omtrent Duitsland. Batavia, Unie Bibliotheek, 1940)
  • "Wie lange noch? Deutsche unter Ausnahmerecht", in: Die Tat vom 21. September 1963.

Literatur

  • "Der Roman eines bunten Lebens", in: Kölner Stadtanzeiger vom 26. Mai 1954.

Einzelnachweise

  1. Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Leitung und Bearbeitung: Werner Röder, Herbert A. Strauss, unter Mitwirkung von Dieter Marc Schneider und Louise Forsyth. Autoren: Jan Foitzik (...), Saur, München [u. a.] 1980, ISBN 0-89664-101-5, S. 387.
  2. Die Abwehrstelle wurde spätestens im September 1932 gegründet, vgl. den Bericht "Anti-Republikanische Abwehrstelle", in: Vossische Zeitung vom 7. September 1932 (Digitalisat).
  3. Michael Hepp: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen, 1988, S. 229.
  4. Rainer Orth: Der SD-Mann Johannes Schmidt - Der Mörder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher? Tectum, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-2872-8, S. 38.
  5. Rainer Orth: Der SD-Mann Johannes Schmidt - Der Mörder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher? Tectum, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-2872-8, S. 145 Anmerkung 136.