Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 17.10.2019, aktuelle Version,

Walter Schimana

Walter Schimana (* 12. März 1898 in Troppau, Schulring 1, als Walther Otto Schimana; † 12. September 1948 in Salzburg) war ein österreichischer SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei sowie Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) in Griechenland und Wien.

Leben

Schimana war der Sohn des Herausgebers der Zeitung Alldeutsche Korrespondenz Anton Schimana (* 21. Aug 1868 in Chräntschowitz Nr. 6; † 11. Aug 1910 in Wien). Er ging 1915 nach dem Schulbesuch auf eine Kadettenschule in Prag. Am Ersten Weltkrieg nahm er noch in der Endphase von September 1918 bis Dezember 1918 als Soldat der k.u.k. Armee teil. Nach Kriegsende holte er die Matura nach und besuchte einen einjährigen Lehrgang an der Handelsschule in Wien. Zudem gehörte er mehreren Freikorps an und war u. a. an Kämpfen im Baltikum beteiligt. Seit 1921 war er in Deutschland wohnhaft und bestritt seinen Lebensunterhalt mit Anstellungen u. a. in einem Antiquariat und einer Bank. Im November 1923 nahm er am Hitlerputsch teil, wurde jedoch nicht Träger des sogenannten „Blutordens“. Er trat 1926 der SA und NSDAP (Mitgliedsnummer 49.042) bei und wurde 1932 als hauptamtlicher SA-Führer mit unterschiedlichen Funktionen betraut.[1] Seine Heirat erfolgte 1926, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.[2]

Im Rang eines Majors trat er 1935 in den Dienst der Ordnungspolizei ein. Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 war er am Aufbau der motorisierten Gendarmerie beteiligt. Im August 1939 wechselte er von der SA zur SS (SS-Nr. 337.753), in die er als Standartenführer übernommen wurde.[3] Danach folgte ein Einsatz in der SS-Stammabteilung im Bezirk 11 bis Mitte Februar 1941. Außerdem war er ab 1940 Kommandeur der Gendarmerieschule Suhl, von November 1940 bis September 1941 der Gendarmerieschule Deggingen. Von Juli 1942 bis Oktober 1944 gehörte er zum persönlichen Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler.[4]

Einsatz der Kampfgruppe Schimana in der Sowjetunion; Soldaten / Ordnungspolizisten und Zivilisten beim Marsch auf einem Feld, 21. Juni 1943

Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges war er von September 1941 bis Ende November 1941 SSPF „Saratow“ und danach SSPF beim HSSPF Russland-Mitte bis Juli 1942 sowie von Januar bis Juli 1942 Kommandeur des Polizeiregiments Mitte. Dort war Schimana verantwortlich für die Zerstörung von 103 Dörfern und den Tod von 4018 Menschen. Schimana war in diesen Funktionen maßgeblich für die Ermordung tausender Partisanen und Zivilisten verantwortlich. Ab Juli 1942 war er SSPF Weissruthenien in Vertretung und zeitgleich Standortkommandeur der Waffen-SS in Minsk.

Nach Bombenanschlägen des französischen Widerstands auf Einrichtungen der deutschen Besatzungsmacht in Marseille kommandierte Reichsführer-SS Heinrich Himmler Anfang Januar 1943 den Chef der Ordnungspolizei Kurt Daluege sowie Schimana dorthin. Dem HSSPF Carl Oberg wurde Schimana als neuer Befehlshaber der Ordnungspolizei in Frankreich angekündigt.[5] Die Abordnung Schimanas erfolgte aufgrund seiner „Erfahrungen“ im Partisanenkampf.[6] Himmler verfolgte die Absicht als Strafaktion Marseilles Untergrundviertel liquidieren zu lassen und von dort etwa 100.000 Menschen in Konzentrationslager zu verbringen. Der HSSPF Frankreich Carl Oberg setzte die Forderungen Himmlers dergestalt nicht um, sondern führte in Abstimmung mit französischen Sicherheitsbehörden Ende Januar 1943 eine Aktion in wesentlich geringerem Umfang durch: 20.000 Bewohner des Marseiller Hafenviertels wurden überprüft und mussten ihre Wohnungen verlassen. Schließlich wurden 6000 Menschen festgenommen, von denen mehr als 2200 in das Polizeilager Compiègne eingeliefert wurden. Von dort wurden 782 jüdische Häftlinge in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet.[5] Schimana kehrte im Frühjahr 1943 schließlich wieder an die Ostfront zurück.[6]

Ab März 1943 war er Kommandeur der Kampfgruppe „Schimana“ und von Juli 1943 bis zum Oktober 1943 Kommandeur der SS-Freiwilligen-Division „Galizien“. Von Mitte Oktober 1943 bis Ende September 1944 fungierte er als HSSPF Griechenland mit Dienstsitz Athen und war in dieser Funktion mit für die Deportation griechischer Juden sowie Aktionen gegen Partisanen und Massaker an Zivilisten verantwortlich. Vom 5. Oktober 1944 bis zum 8. Mai 1945 war Schimana HSSPF Donau mit Dienstsitz in Wien und leitete zeitgleich den SS-Oberabschnitt Donau.[7]

Nach Kriegsende wurde Schimana von den Alliierten verhaftet, konnte aus der Haft kurzzeitig entweichen, wurde wiederergriffen und beging im September 1948 Suizid in der Untersuchungshaft in Salzburg.[8]

Auszeichnungen

Schimanas SS- und Polizeiränge
Datum Rang
August 1939 SS-Standartenführer
November 1940 Oberstleutnant der Polizei
Dezember 1941 Oberst der Polizei
Januar 1942 SS-Oberführer
September 1942 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei
Juli 1943 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
April 1944 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei

Literatur

  • Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, ISBN 978-3-7086-0578-4.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage).
  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste Verlag, Düsseldorf, 1986. ISBN 3-7700-0710-7.
  • Mark Mazower: Griechenland unter Hitler. Das Leben während der deutschen Besatzung 1941–1944. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2016. ISBN 978-3-10-002507-4

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 256.
  2. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten., Düsseldorf 1986, S. 346.
  3. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 257.
  4. Vgl. SS-Gruppenführer Walter Schimana (Memento vom 1. Januar 2008 im Internet Archive) auf www.geocities.com.
  5. 1 2 Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie, Siedler, München 2008, ISBN 978-3-88680-859-5, S. 669f.
  6. 1 2 Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 262 f.
  7. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 262 f.
  8. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 264.
  9. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 408.
  10. Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 2012, S. 261 f.