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vom 31.10.2021, aktuelle Version,

Yehuda Bauer

Yehuda Bauer

Yehuda Bauer (hebräisch יהודה באואר; geboren als Martin Bauer am 6. April 1926 in Prag) ist ein israelischer Historiker.

Leben

Bauers Vater war Ingenieur und seine Mutter Modedesignerin. Als Zionisten emigrierte die Familie, die die Auswanderung schon jahrelang vorbereitet und 1938 ihre Ausreisevisa erhalten hatte, am Tag des Einmarsches der Deutschen in die »Resttschechei« über Polen, Rumänien und die Türkei schließlich nach Palästina.[1]

Martin (Yehuda) besuchte die höhere Schule in Haifa, wurde Mitglied der Palmach und studierte, unterbrochen vom Kampf im Arabisch-Israelischen-Krieg 1948, an der Universität Cardiff in Wales Geschichte. Danach war er unter anderem im Kibbutz Schoval als Melker tätig, vollendete aber parallel dazu seine wissenschaftliche Laufbahn und wurde 1960 an der Hebräischen Universität Jerusalem in Geschichte mit Untersuchungen über das britische Mandat in Palästina promoviert. Danach lehrte er am Institute for Contemporary Jewry der Hebräischen Universität; wurde dort Professor für Holocaust-Studien.

Er war Gastprofessor an der Brandeis University, der Yale University, am Richard Stockton College und der Clark University. Außerdem war Bauer Mitglied der Mapam-Partei. Er war Gründungsherausgeber der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies und war im Herausgebergremium der Encyclopaedia of the Holocaust (Yad Vashem 1990). 2001 wurde er Mitglied der Israel Academy of Sciences and Humanities.

Bauers Schwerpunkt liegt auf dem Thema Holocaust. Er war von 1996 bis 2000 Leiter des International Centre for Holocaust Studies in Yad Vashem und ist dort wissenschaftlicher Berater. Zudem ist er Ehrenvorsitzender der Task Force für Internationale Kooperation bei Holocaust-Bildung, Gedenken und Forschung.

Im Jahr 1998 sprach Yehuda Bauer anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag und äußerte unter anderem dies:[1] „Das Fürchterliche an der Shoa ist eben nicht, dass die Nazis unmenschlich waren; das Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren – wie Sie und ich.“

In einem in der Neuen Zürcher Zeitung 2019 veröffentlichten Interview wird er mit der Aussage zitiert: »Im Publikum haben sich Ansichten entwickelt, die völlig falsch sind. Viele Leute glauben zum Beispiel, Hitler habe den Holocaust schon seit dem Ersten Weltkrieg geplant, doch der Holocaust entwickelte sich: 1940 wussten die Deutschen noch nicht, dass sie die Juden ermorden werden. Es ist schrecklich schwer, all dies dem Publikum beizubringen.«[2] – In der Berliner Zeitung vom 21. Oktober 2018 spricht Bauer ausführlicher über den Holocaust: »In ›Mein Kampf‹ steht kein Wort darüber [über die Vernichtung der Juden]. Der Entschluss, die Juden zu ermorden, stammt erst aus dem Jahr 1941.«[3]

Er lebt in einem Seniorenheim in Jerusalem, ganz in der Nähe der Gedenkstätte Yad Vashem.[1]

Ehrungen und Auszeichnungen

Für sein unermüdliches Engagement für das Gedenken an den Holocaust erhielt Yehuda Bauer 1998 den Israel-Preis. Im Jahre 2008 wurde er von der Stadt Jerusalem zum würdigen Bürger (Yakir Yerushalayim) ernannt.

Schriften (Auswahl)

Monographien:

Artikel:

Literatur

  • Bauer, Yehuda, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 59f.
Commons: Yehuda Bauer  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Anja Reich: „Natürlich hätte der Holocaust verhindert werden können“. Interview mit dem Historiker, Oktober 2018. In: Berliner Zeitung, 20./21. Oktober 2018.
  2. https://www.nzz.ch/feuilleton/der-historiker-yehuda-bauer-schlimmer-nationalismus-blueht-ueberall-auf-der-welt-oftmals-ist-er-religioes-gepraegt-ld.1486369 abgerufen am 21. September 2019
  3. https://www.berliner-zeitung.de/politik/historiker-yehuda-bauer--es-ist-nicht-wie-1933----aber-es-ist-gefaehrlich-31463672 abgerufen am 21. September 2019
  4. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)