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vom 18.02.2022, aktuelle Version,

Zwangslager Salzburg-Maxglan

BW

Das Zwangslager Salzburg-Maxglan, im NS-Sprachgebrauch Zigeunerlager, wurde von den Nationalsozialisten im Rahmen des Porajmos eingerichtet. Es bestand von Herbst 1940 bis April 1943 und befand sich im Bereich der heutigen Kendlersiedlung im Salzburger Stadtteil Leopoldskron-Moos, bis 1939 eine eigenständige Gemeinde, direkt an Maxglan angrenzend.

Die meisten Insassen, darunter auch viele Kinder, wurden in den Vernichtungslagern des NS-Regimes ermordet.

Zwangsarbeit

Sinti-Familien lagerten im Sommer 1940 in Salzburg-Parsch, auf der dortigen Trabrennbahn. Auf Befehl von Reinhard Heydrich sollten sie nach Polen umgesiedelt werden. Sie wurden vorerst in einem provisorischen Zwangslager eingesperrt, mit ihren Wohnwägen, Zelten und in neu errichteten Baracken. Es gab eine Stacheldraht-Umzäunung und Wachtürme. Die 15-köpfige Mannschaft stand unter Leitung von SS-Sturmbannführer Anton Böhmer. Alle Internierten mussten arbeiten. Frauen, Kinder und alte Männer verrichteten „Heimarbeit“ innerhalb des Lagers. Die meisten Männer waren für schwere Zwangsarbeiten eingesetzt, beim Bau der Reichsautobahn, bei der Regulierung der Glan oder der Errichtung der Rainerkaserne in Glasenbach.

Das Zwangslager befand sich auf der rechten Seite der Glan, in der Nähe des Schwarzgrabenweges. Seine offizielle Adresse lautete fälschlicherweise Kräutlerweg 2.

Tiefland

Eine Reihe von Insassen wurden von Leni Riefenstahl für ihren Film Tiefland eingesetzt, da echte Spanier nicht zur Verfügung standen. Die Dreharbeiten fanden in Krünn bei Mittenwald statt.

Der Verleger Helmut Kindler, der dies kurz nach Kriegsende zur Sprache brachte, wurde von der Regisseurin verklagt und 1949 vom Amtsgericht München wegen übler Nachrede verurteilt.

Historische Aufarbeitung

Stolpersteine am Schwarzgrabenweg, Salzburg

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten ist seit vielen Jahren bemüht, die Biographien von allen Opfergruppen aufzuarbeiten und danach Stolpersteine in Auftrag zu geben. Die Stadt Salzburg ist – außerhalb Deutschlands und nach Amsterdam – die Stadt mit den meisten Stolpersteinen (Stand: November 2018). Getragen wird diese Initiative von einem parteiunabhängigen Personenkomitee.

Der Historiker Gert Kerschbaumer konnte die Namen und Schicksalsverläufe der zwangsinternierten Sinti ermitteln. Es handelte sich um 245 Kinder, Frauen und Männer. Die von Leni Riefenstahl aufgestellte Behauptung, die meisten ihrer Komparsen hätten das NS-Regime überlebt, hat sich aufgrund der Kerschbaumer’schen Forschung als Lüge erwiesen.

An die im Lager Inhaftierten erinnern 18 Stolpersteine am Schwarzgrabenweg, sowie ein Denkmal am selben Ort.

Siehe auch

Commons: Stolpersteine in Salzburg  – Sammlung von Bildern