Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 06.03.2022, aktuelle Version,

Zwickel (Adelsgeschlecht)

Wappen der Zwickel

Zwickel (auch Zwickl oder Zwiggel, Zwickel in Wayer[1] oder Zwickel zum Weyer[2] bzw. Khisl genannt Zwikhl oder Zwickel genannt Khiesl) war der Name eines steiermärkischen Adelsgeschlechts, das auch in Österreich begütert war.

Geschichte

Schloss Weyer bei Judenburg, 1596 wurde der Edelsitz zu seiner heutigen Form ausgebaut
Schloss Hainfeld

Erstmals urkundlich erscheint die Familie 1410[3] mit Bartholomäus Zwickel auf dem Ansitz Weyer bei Judenburg, entstanden aus einem Bauernhof (Sandhof). Bartholomäus Zwickel in Weyer,[4] urkundlich 1490,[5] war mit der ritterbürtigen Dorothea geb. Gräßwein vermählt.[6] Dessen Sohn Christoph Zwickel war kaiserlicher Oberküchenmeister.[7] Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erwarb Wilhelm Gräßwein, Truchsess Kaiser Maximilians I.,[8] den Sandhof und baute ihn zuerst zu einem kleinen Edelsitz aus.[9]

Im 16. Jahrhundert saß die Familie Zwickl auch auf Schloss Schrattenberg. 1610 veräußerte die Witwe von Bartlmä Zwickl das bereits schwer verschuldete Gut an Wolf von Eggenberg.[10]

1573 gelang es Wolf Zwickl († 1582),[3] der über seine Ehefrau Amalie geb. Winkler ein Viertel am Schloss Hainfeld erworben hatte, das ganze Gut in seiner Hand zu vereinigen. Fünf Jahre später wurde er mit der Herrschaft belehnt. Er war der Vater des Georg Bartholomäus Zwickel (um 1560–1605), welcher der Vater des kaiserlichen Kämmerers Freiherr Georg Bartholomäus Zwickel (* um 1600–1656) war, der 1623[11] von Kaiser Ferdinand II. unter dem Namen Kisel (Kissel, Kiesel, Küssel, Khiessl, Khiesl, Khysl) in den Grafenstand (Georg Bartlme Khisl genandt Zwikhl Graff) erhoben wurde, da er der durch seine verwitwete und wiederverheiratete Mutter Maria geb. von Thannhausen Adoptivsohn und Universalerbe des kaiserlichen Oberstkämmerers Hans Jakob Kisel (1565–1638), seit 1618 Herrn, seit 1622 Grafen von Gottschee und seit 1620 Besitzer der Herrschaft Marburg und der der Stadtburg in Marburg an der Drau, war. Dessen Großvater war Veit Khisl, welcher um 1560 Bürgermeister von Laibach war. Jener erlangte von Kaiser Ferdinand I. 1554 den Adelsbrief, besaß den Edelsitz Kaltenbrunn am Laibach und wurde 1569 in den Ritterstand aufgenommen.[12]

Den Wunsch seines verstorbenen Adoptivvaters, des Grafen Khissl, erfüllend, errichtete Graf Georg Bartholomeus Zwickel gen. Khissl mit 1640 erhaltener kaiserlicher Bewilligung[13] in der Nähe des Schlosses Hainfeld einen Klosterbau in Feldbach für die Franziskaner, die ihn 1647 bezogen.[14] Ebenfalls 1640 erhielt Georg Bartholomeus von Kaiser Ferdinand III. die Bestätigung des von Graf Khissl ererbten Namens und Wappens sowie des Reichsgrafenstandes. Georg Bartholomeus verkaufte die ererbte Grafschaft Gottschee und die Herrschaft Pölland 1641 an Graf Wolf Engelbert von Auersperg.[15]

Der von Graf Georg Bartholomeus Zwickel gen. Khissl 1642 vollendete Bau, damals als Franziskanerkloster, heute Schulgebäude, in Feldbach

Die volle Titulatur von Graf Georg Bartholomeus Zwickel gen. Khissl († 1656) war Graf von Khisl und Gottschee (gebohrner Zwickl Freyherr), Freyherr zu Gannowitz und Kaltenbrunn, Herr zu Khiseleck, Reiffnitz, Mahrburg, Hainfelden, Schrättenberg, Oberst Erbland Jägermeister in Krain und in der Windischen Mark, und Oberster Erb-Truchseß in Görz, kaiserlicher Kämmerer.[15] Wegen des 1641 erfolgten Verkaufs der Grafschaft Gottschee fiel die Titulatur des einzigen Sohnes Johann Jakob Bartholomä folgendermaßen aus: Graf von Khisl, Freyherr zu Kaltenbrunn, und Gannowitz, Herr zu Mahrburg, Hainfelden etc., Oberster Erbland Jägermeister in Krain und in der Windischen Mark, und Oberster Erb-Truchseß in Görz, kaiserlicher Kämmerer und in Österreich Regierungs-Rath.[15]

Mit dem Tod des Grafen Johann Jakob Bartholomäus erloschen die Zwickel (genannt Khiesl) 1691 im Mannesstamm. Verheiratet war er mit einer Tochter des kaiserlichen Feldmarschalls Graf Raimondo Montecuccoli bzw. Schwester des Generals Fürst Leopold Philipp Montecuccoli. Seine Witwe starb erst 1733 im Alter von 84 Jahren in St. Pölten, wo sie im Franziskanerkloster beigesetzt wurde. Die einzige Tochter, Gräfin Maria Eleonore Khiesl, brachte 1695 die Herrschaft Hainfeld in die Ehe mit Graf Leopold Joseph Orsini-Rosenberg ein.[15] Verwitwet verkaufte sie die Herrschaft 1710 an den Grafen Wenzel Karl von Purgstall.[16] Die Herrschaft Marburg an der Drau (heute Maribor) in der Untersteiermark kam über Gräfin Anna-Maria Zwickel genannt Khiesl (1643–1703) 1727 an deren Sohn Jakob Graf Brandis (1677–1746).

Wappen

Das redende Stammwappen der Zwickel zeigt im roten Schild schräglinks gestellt drei silberne Zwickel, eingefasst von zwei silbernen Leisten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte rot, das linke silbern.[17]

Wappen der 1590 in den Freiherrnstand erhobenen Khisl in Siebmachers Wappenbuch von 1605

Die Grafen Khisl führten einen quadrierten Schild, belegt mit gespaltenem Herzschild, darin rechts in Blau ein aufrechtes silbernes Dreieck (Stammwappen der Khisl), links in Rot ein golden gekrönter silberner Löwe. Feld 1 gespalten: rechts Gold über Rot geteilt, das Ganze belegt mit einer aufrechten, einwärts schauenden gekrönten Schlange, die im unteren Feld von drei (2:1) silbernen Kugeln begleitet ist. Die andere Hälfte des 1. Feldes zeigt in Rot einen aufwärts gebogenen silbernen Schrägbalken, aus dem oben drei silberne Lindenblätter wachsen. Feld 2 und 3 zeigt in Gold einen ruhenden, einwärts schauenden schwarzen Büffel. Feld 4 ist wie Feld 1, nur sind die Hälften seitengetauscht. Auf dem Schild ruhen drei gekrönte Bügelhelme, auf dem rechten mit rot-goldenen Decken ein geschlossener Flug, bezeichnet wie das Schlangen-Schildbild in Feld 1 des Hauptschildes, auf dem mittleren mit blau-silbernen Decken ein Brackenrumpf von Hermelin, das Ohr mit einem blauen Schrägkreuz belegt (späterhin auch als silberner Löwenrumpf dargestellt), auf dem linken mit schwarz-goldenen Decken ein geschlossener, Gold über Schwarz geteilter Flug. Der Unterschied zum bereits 1590 von Kaiser Rudolf II. zum Freiherrnstand erteilten Wappen, wie es noch 1605 in Johann Siebmachers Wappenbuch dargestellt ist, besteht in der Grafenkrone, die den Herzschild bedeckt. Dieses Wappen wurde 1640 auch dem Grafen Georg Bartholomeus Zwickel gen. Khissl († 1656), als von seinem Adoptivvater ererbt, von Kaiser Ferdinand III. bestätigt.[18]

Literatur

  • Hainfeld. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl;
  • Kaiser und Höfe. Personendatenbank der Höflinge der österreichischen Habsburger, hrsg. von Mark Hengerer und Gerhard Schön, Zwickel, Georg Bartholomäus

Einzelnachweise

  1. Allgemeines historisches Lexikon, S. 316
  2. Warhaffte Beschreibung (Digitalisat)
  3. 1 2 Carl Schmutz, Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark, Band 4, 1823, S. 443
  4. Allgemeines historisches Lexikon, Band 4, S. 316
  5. Johann Christian von Hellbach, Adels-Lexikon, Band 2, S. 838
  6. Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels. Band 3, S. 272.
  7. Allgemeines historisches Lexikon, S. 316
  8. Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels. Band 3, S. 374 f.
  9. Schloss Weyer bei Judenburg
  10. Schrattenberg (Murtal). In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl, abgerufen am 6. März 2022.
  11. Joseph von Hammer-Purgstall, Die Gallerinn auf der Rieggersburg, 1845, S. 163
  12. Krones, Franz von, "Khiesel von Kaltenbrunn" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 708 (Onlinefassung)
  13. Beschreibung des Herzogthums Steyermark, 1773, S. 65
  14. Anton Klein, Geschichte des Christenthums in Oesterreich und Steiermark, Band 5, S. 175
  15. 1 2 3 4 Franz Karl Wißgrill, Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels. 1804, S. 106.
  16. Constantin von Wurzbach: Purgstall, Wenzel Karl Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 24. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 88 (Digitalisat).
  17. Oesterreichische National-Encyclopädie, (W bis Z und Supplement), Band 6, Wien 1838, S. 631
  18. Franz Karl Wißgrill, Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels. Band 5, 1804, S. 107.