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Abraham, Paul#


* 2. 11. 1892, Apatin (Österreich-Ungarn, heute Serbien)

† 6. 5. 1960, Hamburg (Deutschland)


(Operetten-) Komponist


Paul Abraham. Foto, 1930., © Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Paul Abraham. Foto, 1930.
© Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU

Paul Abraham wurde als Ábrahám Pál am 2. November 1892 als Sohn eines jüdischen Bankdirektors im damals ungarischen Apatin (heute Serbien) geboren, wo er auch zunächst aufwuchs und die Volksschule besuchte.

Er spielte bereits im Alter von 4 Jahren Klavier und galt als musikalisches Wunderkind. Nach dem frühen Tod des Vaters übersiedelte die Familie nach Budapest, wo Abraham Bürgerschule und Handelsakademie absolvierte.
Anschließend machte er eine Banklehre und studierte von 1913 bis 1917 an der Königlich-Ungarischen Musikakademie in Budapest bei Adolf Schiffer Cello und bei Viktor Herzfeld Komposition. Schon während des Studiums entstanden erste Kompositionen, die im großen Musiksaal der Akademie aufgeführt wurden.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs, in dem er zuletzt als Soldat dienen musste, arbeitete er als Bankbeamter und betätigte sich auch als Börsenspekulant. (Im Gefolge der Inflation soll er nicht nur sein Vermögen verloren, sondern auch wegen Bankrotts eine Gefängnisstrafe verbüßt haben.)

Anfang der 1920er Jahre begann er nebenbei ernste Orchester- und Kammermusik zu komponieren und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Jazzmusik. 1927 wandte er sich nur mehr dem Komponieren zu: die von ihm komponierte Stummfilmmusik zu "Die Frau aus dem Morgenland" wurde bekannt und er wurde als Kapellmeister an das Budapester Operettentheater engagiert, wo 1928 auch seine erste Operette "Der Gatte des Fräuleins" zur Aufführung kam. 1929 komponierte er die Filmmusik für "Melodie des Herzens", den ersten Tonfilm der Ufa.

1930 gelang ihm mit der Operette "Viktória" der Durchbruch - die Berliner Erstaufführung von "Viktoria und ihr Husar" im September 1930 war eine Sensation. Die Musik dieser revuehaften Schlager-Operette, in der er traditionelle Elemente mit jazzigen Rhythmen kombinierte, wirkte ungeheuer modern. Paul Abraham wurde als Erneuerer der Operette gefeiert und übersiedelte in das damalige Theaterzentrum Berlin. Während "Viktoria" in ganz Europa gespielt wurde, kam 1931 bereits Abrahams nächste Operette heraus - "Die Blume von Hawaii" , die ein ebenfalls triumphaler Erfolg wurde. (Allein in Wien wurde die Operette gleich 144 Mal aufgeführt.)

Mit "Viktoria und ihr Husar" (1930), "Die Blume von Hawaii" (1931) und "Ball im Savoy" (1932) schuf er zusammen mit den Librettisten Alfred Grünwald und Fritz Beda-Löhner die erfolgreichsten musikalischen Bühnenstücke in ganz Europa. Diese waren nicht nur auf der Bühne Kassenschlager, sondern wurden auch gleich verfilmt und erfreuten sie sich größter Beliebtheit.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 musste Paul Abraham Deutschland verlassen; er ging nach Wien und kehrte kurz darauf nach Budapest zurück. Konnte er sich anfangs noch als Operettenkomponist halten, u. a. mit der Fußball-Operette "Roxy und ihr Wunderteam", erging es ihm ab 1938 schlechter. Er verließ er schließlich Ungarn ohne seine Frau, die ihm in die Emigration nicht mehr folgte wollte. Über ein Jahr blieb er in Paris, ehe er sich nach einer Irrfahrt über Casablanca und Havanna schließlich nach New York retten konnte.

Doch hier konnte er nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen - Europas modernster Unterhaltungskomponist war in Amerika mit einem Male veraltet und uninteressant. Das warf Paul Abraham völlig aus der Bahn, sein Verhalten wurde immer auffälliger. (Man sah ihn mitten im Verkehr der Madison Avenue stehen und ein imaginäres Orchester dirigieren – mit schneeweißen Handschuhen wie zu seiner Glanzzeit am Berliner Metropoltheater.)
Schwere Depressionen führten schließlich zu einer Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Wenn es ihm phasenweise besser ging komponierte er wieder Filmmusik, zuletzt für "Holiday in Mexico" (1946).

Er wurde schließlich als geheilt entlassen, da er aber nur ein (inzwischen abgelaufenes) Besucher-Visum für die USA hatte, drohte ihm die Abschiebung nach Ungarn. Auf Betreiben des Filmproduzenten und Freundes Alexander Paal wurde daraufhin in Hamburg ein "Paul-Abraham-Unterstützungskomité" gegründet, mit dem Ziel, ihn nach Deutschland zurückzuholen. Als dies 1956 endlich gelang, ging es Paul Abraham bereits sehr schlecht. Nach einem 16monatigen Aufenthalt in der Psychiatrie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf bezog er mit seiner aus Ungarn freigekommenen Frau eine Wohnung in der Nähe; sie lebten von den Einnahmen seiner jetzt wieder viel gespielten Musik.

Paul Abraham, der bis zuletzt glaubte, er befinde sich in New York, starb am 6. Mai 1960 nach einer schweren Krebserkrankung in Hamburg. Er ist auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf bestattet; an seinem letzten Wohnort in Hamburg-Eppendorf in der Klosterallee 80 befindet sich seit 2017 eine Gedenktafel.

(Auch seine Librettisten waren als Juden verfolgt worden: Alfred Grünwald überlebte im Exil, Fritz Beda Löhner hingegen wurde im Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz ermordet.)

Werke (Auswahl)#

Bühnenwerke
  • Zenebona, 1928
  • Der Gatte des Fräuleins, 1928
  • Es geschehen noch Wunder, 1929
  • Viktória (Viktoria und ihr Husar), 1930
  • Die Blume von Hawaii, 1931
  • Ball im Savoy, 1932
  • Märchen im Grand-Hotel, 1934
  • Viki, 1935
  • Történnek még csodák, 1935
  • Dschainah, das Mädchen aus dem Tanzhaus, 1935
  • 3:1 a szerelem javára, 1936
  • Roxy und ihr Wunderteam, 1937
  • Julia, 1937
  • A Fehér hattyú (Der weiße Schwan), 1938
  • Tambourin (Musical in 2 Teilen, unaufgeführt)

Filmmusik

  • Melodie des Herzens, 1929
  • Die singende Stadt, 1930
  • Die Privatsekretärin, 1931
    ( Französische Version: Dactylo se marie, 1934 )
  • Ein bisschen Liebe für Dich, 1932
    (Französische Version: Monsieur, Madame et Bibi, 1932)
  • Zigeuner der Nacht, 1932
  • Coeurs joyeux, 1932
  • Glück über Nacht, 1932
  • Yes, Mister Brown, 1932
  • Das Blaue vom Himmel, 1932,
  • Rakoczy-Marasch (Rákóczi induló), 1933
  • Lila akác, 1934
  • Antonia, romance hongroise, 1935
    (Englische Version: Temptation, 1935)
  • Bretter, die die Welt bedeuten, 1935
  • Tagebuch der Geliebten, 1935
  • Családi pótlék, 1936
  • Mai laynok, 1936
  • Hotel Kikelet, 1937
  • Die entführte Braut, 1938
  • Úri világ, 1938
  • Serenade, 1939,
  • Holiday in Mexico, USA, 1943/1946

Weiterführendes#

Literatur#

  • Lang, S., Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts, 1974
  • Sebestyen, G., Paul Ábrahám. Aus dem Leben eines Operettenkomponisten, 1987
  • Hirschel, D., Paul Abraham, in: Operette unterm Hakenkreuz (Hrsg.: Schaller, W.), 2007
  • Carlstedt, Ch., Paul Abraham, in: Glitter and be Gay (Hrsg.: Clarke, K.), 2007
  • Frey, St., Paul Abraham, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (Hg. C. Maurer Zenck, P. Petersen), 2008
  • Waller, K., Paul Abraham, Der tragische König der Operette. Eine Biographie, 2014

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl