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Fian, Antonio#

* 28. 3. 1956, Klagenfurt, Kärnten


Schriftsteller, Lyriker, Hörspielautor


Antonio Fian. Foto, 1993
Antonio Fian. Foto, 1993
© Die Presse/Michaela Seidler

Am 23. März 1956 in Klagenfurt in eine angesehene Kärntner Kaufmannsfamilie geboren, verbrachte er seine Kindheit in Spittal an der Drau. 1976 übersiedelte er nach Wien und begann ein Volkswirtschaftsstudium und lebt hier seit 1980 als freiberuflicher Schriftsteller.


Als Herausgeber der Literaturzeitschrift "fettfleck", gemeinsam mit Wolfgang Kobal, machte sich Fian rasch einen Namen. 1980 gab er sein Volkswirtschaftsstudium auf, um nur noch als Schriftsteller zu leben. 1985 erhielt er das österreichische Staatsstipendium für Literatur, 1987 publizierte er "Einöde.Außen.Tag.Erzählungen" und - gemeinsam mit dem Fotografen Nikolaus Korab - "Schreibtische österreichischer Autoren" beim Verlag Droschl in Graz, dem er bis heute die Treue hält.


1990 erschien "Helden. Ich-Erzähler", sieben satirische Beispiele für die zerstörerischen Erwartungshaltungen des Literaturbetriebes, 1992 kam der lange unter dem Arbeitstitel "Nach der Natur" angekündigte Roman heraus, der schließlich aber den Namen "Schratt" erhielt. Das Werk setzt sich mit der Vermarktung von Kunst auseinander; obwohl eine dunkle Stimmung vorherrscht - an Kubin und Kafka erinnernd - kippt der Text immer wieder ins Absurd-Komische.


Antonio Fian hat sich den Standardbedingungen einer kommerzialisierten Literaturgesellschaft entzogen und findet eigene Wege, Wege der kleinen Formen: Prosaminiaturen, Erzählungen (häufig Satiren), Essays, Gedichte (gereimt wie ungereimt), Dramolette. Er schreibt regelmäßig Kommentare zu Kultur und Politik in Dramolettform in der Zeitung ("Der Standard").


Fians Buchpublikationen umfassen meist nicht mehr als 200 Seiten. Häufig sind es „Zweitverwertungen“ von zuvor in Zeitschriften oder Zeitungen erschienenen Texten. Rein quantitativ betrachtet, verwertet Fian seine Produktion äußerst ökonomisch. Freilich steht hinter jedem Text ein Verdichtungsvorgang.


In seinen Gedichten zeigt sich seine formale Virtuosität, geprägt einerseits von klarer, kalter Vernunft, andererseits aber auch von verschiedensten starken Gefühlen.

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#

  • Nachwuchsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1980
  • Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1985
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1988
  • Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kulturpublizistik, 1990
  • Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur, 1992
  • Hans-Erich-Nossack-Förderpreis für Prosa des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie Köln, 1994
  • Projektstipendium des Bundesministeriums für Wissenschaft, Verkehr und Kunst, 1996/97
  • Förderpreis zum Lessing-Preis, 2004
  • Reise- und Aufenthaltsstipendium in Reichenau, 2011
  • 1. Humbert-Fink-Literaturpreis der Stadt Klagenfurt (für sein literarisches Gesamtwerk), 2014

Werke (Auswahl)#

Bücher:
  • Der Alpenförster. Aufwühlende Bilderzählungenm über Liebesgewalt, Herzenstreue und Schicksalsmacht. [Mit Hansi Linthaler], 1987
  • Einöde. Außen, Tag. Erzählungen, 1987
  • Schreibtische österreichischer Autoren. Erzählungen. Photographien. [Mit Nikolaus Korab], 1987
  • Es gibt ein Sehen nach dem Blick. Aufsätze. Graz, Wien: Droschl, 1989. Helden, Ich-Erzähler. Sieben Beispiele. Erzählungen, 1990
  • Schratt. Roman, 1992
  • Was bisher geschah. Dramolette 1., 1994
  • 3 Stück Österreich. [Mit Elisabeth Reichart, Bodo Hell], 1996
  • Hölle, verlorenes Paradies. Aufsätze und Polemiken., 1996
  • Was seither geschah. Dramolette 2., 1998.
  • Blöde Kaffern, dunkler Erdteil. Drei Hörspiele. Buch und CD. [Mit Werner Kofler], 1999
  • Üble Inhalte in niedrigen Formen. Gedichte, 2000
  • Alarm. Dramolette 3., 2002
  • Bis jetzt. Erzählungen, 2004
  • Fertige Gedichte. Graz, Wien: Droschl, 2005
  • Bohrende Fragen. Dramolette IV., 2007
  • Im Schlaf. Erzählungen nach Träumen, 2009
  • Man kann nicht alles wissen. Dramolette V., 2011
  • Das Polykrates-Syndrom, 2014.

Stücke:

  • Die Büchermacher. Regie: Christian Ankowitsch. Wien: Remise Engerthstraße, 11. 12. 1992
  • Peymann oder Der Triumph des Widerstands. Regie: Christian Ankowitsch. Wien: Theater im Künstlerhaus, 1992
  • Bussi, Kant oder Der Rückfalltäter. Regie: Christian Ankowitsch. Bühnenbearb.: Martina Winkel. Co-Produktion: Kulturverein Perchtoldsdorfer Kreis. Wien: Remise (Wiener Festwochen), 1994
  • Ermittlungen, Ergebnisse. Regie: Bernd Jeschek. Salzburg: Mozarteum, 1996
  • Das Phantom von Europa (Dramolette). Regie: Frederic Lion. Wien: Volkstheater, 2001/02
  • Bohrende Fragen (Dramolette). Regie: Frederic Lion. Wien: Volkstheater, 2004
  • Abendfüllend (Dramolette und Einakter "Bussi, Kant"). Regie: Frederic Lion. Wien: Nestroyhof 2006
  • Hennir. Regie: Hanspeter Horner. Mit Isabel Karajan, Bruno Ganz, Gerhard Gruber. Wien: Theater Nestroyhof Hamakom, 2009

Hörspiele:

  • Blöde Kaffern, dunkler Erdteil. [Mit Werner Kofler]. Regie: Hans Gerd Krogmann. ORF Wien, RB, 1. 12. 1987
  • Der Erlöser. [Mit Werner Kofler]. Regie: Hans Gerd Krogmann. ORF Wien, HR, 18. 05. 1989
  • Lombroso in Leibnitz. [Mit Werner Kofler]. Regie: Götz Fritsch. HR/ORF 1994
  • Schlumpfes Brother. Regie: Götz Fritsch. ORF/SFB-ORB 1998


Leseprobe#

aus

Antonio Fian - "Bohrende Fragen"


Kriminalstück in drei Akten

Personen:
Stephan (Horst Tappert)
Harry (Fritz Wepper)

1. Akt
(Jetzt. Büro der Mordkommission in München. Stephan an seinem Schreibtisch, in Akten blätternd.
Pause.
Eine Tür zum Büro der Mordkommission in München wird geöffnet. Harry tritt ein.)
HARRY: Es läuft aus dem Ruder.
STEPHAN: (ohne aufzublicken): Wer? Was?
HARRY: Es.
STEPHAN: Was tut es?
HARRY: Es läuft aus dem Ruder.
STEPHAN: Woraus läuft es?
HARRY: Aus dem Ruder.
STEPHAN: Aus wem?
HARRY: Dem Ruder.
(Stephan blickt von seinen Akten auf und starrt vor sich hin. Lange Pause.)
STEPHAN (zu sich): Verdammt.
(Vorhang)

2. Akt
(Jetzt. Büro der Mordkommission in Brüssel. Stephan an seinem Schreibtisch, in Akten blätternd.
Pause.
Eine Tür zum Büro der Mordkommission in Palermo wird geöffnet. Harry tritt ein.
Das Folgende sehr laut.)

HARRY: Es läuft aus dem Ruder.
STEPHAN (ohne aufzublicken): Wer? Was?
HARRY: Es.
STEPHAN: Was tut es?
HARRY: Es läuft aus dem Ruder.
STEPHAN: Woraus läuft es?
HARRY: Aus dem Ruder.
STEPHAN: Aus wem?
HARRY: Dem Ruder.
(Stephan blickt von seinen Akten auf und starrt vor sich hin. Lange Pause.)
STEPHAN (zu sich): Verdammt. Sieht aus, als ob alles -
(Vorhang)

3. Akt
(Jetzt. Büro der Mordkommission in Washington D. C. Stephan an seinem Schreibtisch, in Akten blätternd.
Pause.
Eine Tür zum Büro der Mordkommission in Bagdad wird geöffnet. Harry tritt ein. Das Folgende brüllend laut.)

HARRY: Es läuft aus dem Ruder. STEPHAN (ohne aufzublicken): Was?
HARRY: Es.
STEPHAN: Was?
HARRY: Es läuft aus dem Ruder.
STEPHAN: Was?
HARRY: Aus dem Ruder.
STEPHAN: Was?
HARRY: Dem Ruder.
(Stephan blickt von seinen Akten auf und starrt vor sich hin. Lange Pause.)
STEPHAN</> (zu sich): Verdammt. Sieht aus, als ob alles den Bach runterginge.
HARRY: Was?
(Vorhang)
(S. 187 ff)


© 2007 Literaturverlag Droschl, Graz-Wien.
LITERATURHAUS

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl