Fischer, Betty#
* 9. 10. 1887, Wien
† 19. 1. 1969, Wien
Operettensoubrette, Sängerin (Sopran)
Barbara "Betty" Fischer wurde am 10. Oktober 1887 in einer jüdischen Familie in Wien geboren.
Nach der Volks- und Bürgerschule absolvierte sie auf Wunsch der Eltern eine Schneiderinnenlehre, die sie mit Gesellenprüfung und Meisterbrief abschloss. Ihr ganzes Interesse galt allerdings dem Gesang - sie nahm Unterricht und entwickelte einen Sopran, der einen bemerkenswerten Umfang von dreieinhalb Oktaven hatte.
Betty Fischer trat zunächst als Liedsängerin in Varietés (u.a. im "Trocadero") auf, dann als Operettensoubrette im Ronacher. 1910 wurde sie - ohne schauspielerische Ausbildung - an das Raimundtheater engagiert, wo sie in "Hoheit tanzt Walzer" ihren ersten großen Erfolg feierte.
1914 wurde sie schließlich an das Theater an der Wien, die Hochburg der Wiener Operette, engagiert, wo sie als "Valencienne" in der "Lustigen Witwe" debütierte und in den folgenden Jahrzehnten mit ihrem oftmaligen Partner Hubert Marischka wahre Triumphe feierte. (Berühmt wurde sie mit ihren Rollen in Leo Falls "Rose von Stambul" und Franz Lehárs "Blauer Mazur", in Bruno Granichstaedtens "Orlow" stand sie bis 1933 mehr als 400 Mal auf der Bühne.)
Betty Fischer war mit den 62 von ihr verkörperten Rollen wesentlich am Erfolg des "Silbernen Zeitalters" der Operette beteiligt; sie unternahm Gastspielreisen in zahlreiche Städte Europas und sie machte das Lied "Das Lercherl von Hernals" (aus Leo Aschers"Hoheit tanzt Walzer") zu einem Schlager.
1933 emigrierte sie als Jüdin nach Luxemburg und kehrte 1947 nach Wien zurück, wo sie zunächst noch gelegentlich am Raimundtheater auftrat und später als Professorin am Konservatorium der Stadt Wien lehrte.
Am 19. Jänner 1969 starb die einst so berühmte Diva völlig vergessen in Wien. (Auf dem Dachboden ihrer Wohnung fand man 23 große Koffer mit rund 900 exquisiten Kleidern, die sie zur Zeit ihrer großen Erfolge getragen hatte. Das "Lercherl von Hernals" war nicht nur eine begnadete Sängerin, sie war im Wien der 1920er und 1930er Jahre auch in der Mode tonangebend gewesen.)
Sie ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe 48, Nummer 11) in Wien. 1999 wurde der Betty-Fischer-Weg in Wien-Hernals nach ihr benannt.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber, 1968
Weiterführendes#
- Historische Bilder zu Betty Fischer (IMAGNO)
- Betty Fischer (AustriaWiki)
Literatur#
- O. Friedmann (Hg.), Prominenten-Almanach, 1930
- H. Kretschmer, Wiener Musiker Gedenkstätten 1988
- F. Czeike, Historisches Lexikon Wien, 1993
- K. J. Kutsch, L. Riemens, Großes Sängerlexikon, 1993,
- U. Harten, Fischer, Betty. Österreichisches Musiklexikon, 2002
Quellen#
- AEIOU
- Wien Geschichte Wiki
- Oesterreichisches Musiklexikon online (Zugriff: 10.1.2019)
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992