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Fleischmann, Trude#

* 22. 12. 1895, Wien

† 21. 1. 1990, Brewster (USA)


Fotografin


Trude Fleischmann wurde am 22. Dezember 1895 als zweites von drei Kindern einer wohlhabenden jüdischen Familie in Wien geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte sie ein Semester Kunst in Paris und drei Jahre an der "Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren" in Wien, wo Frauen erst seit 1908 zugelassen waren.

Es folgten Praktika im berühmten Atelier d’Ora (der Fotografin Dora Kallmus) und 1920 beim bekannten Fotografen Hermann Schieberth. Bereits 1920 – im Alter von 25 Jahren – eröffnete sie ein eigenes Fotoatelier.

Die Zwischenkriegszeit war geprägt von gesellschaftlichem Aufbruch, die "Neue Frau" strebte nach Emanzipation und Unabhängigkeit. Trude Fleischmann selbst verkörperte dieses Image der jungen, selbstbewussten Frau. Ihr Atelier wurde zum Treffpunkt des Wiener kulturellen Lebens – sie fotografierte Theaterstars, Tänzerinnen und Intellektuelle. Berühmt wurden ihre Porträts von Zeitgenossen wie Karl Kraus, Adolf Loos oder Albert Einstein.

Für Aufsehen sorgte Trude Fleischmann jedoch mit ihren Aktfotografien, vor allem den Fotos der Tänzerin Claire Bauroff, deren eingeölter heller Körper stark kontrastierend vor einem schwarzen Hintergrund in Szene gesetzt wurde. Ein Skandal - war doch die Herstellung von Aktfotos lange Zeit Männern vorbehalten.

Als Claire Bauroff die Fleischmann-Bilder jedoch zur Werbung in einer Vorschauvitrine eines Theaters ausstellte, kam es zum Eklat: Die Polizei schritt ein und beschlagnahmte die Fotos. Der Karriere von Tänzerin und Fotografin tat das keinen Abbruch - im Gegenteil, ihr Bekanntheitsgrad stieg schlagartig an.

1938 bereitete der "Anschluss" ihrer Karriere ein jähes Ende; sie musste Österreich verlassen und emigrierte nach New York, wo es ihr gelang sich ein zweites Mal eine berufliche Existenz als Fotografin aufzubauen. Unter ihren neuen Kunden waren auch europäische Emigranten wie u. a. Elisabeth Berger, Oskar Kokoschka, Lotte Lehmann, Otto von Habsburg, Arturo Toscanini.

Sie blieb in New York und zog sich 1969 nach Lugano in der Schweiz zurück.

Nach einem Unfall 1987, bei dem sie sich beide Beine brach, kehrte sie in die USA zurück, wo sie bis zu ihrem Tod 1990 bei ihrem Neffen, dem Pianisten Stefan Carell, in Brewster bei New York lebte.

Literatur#

  • H. Schreiber, T. Fleischmann, Fotografin in Wien 1918-38, 1991
  • A. Auer und C. Aigner, T. Fleischmann, Fotografien 1918-38, Ausstellungskatalog, Galerie Faber, Wien 1988
  • A. Auer, Anna u. Kunsthalle Wien (Hg.) Übersee. Flucht und Emigration österreichischer Fotografen 1920–1940, Wien 1997
  • H. Herrberg, W. Wagner, Wiener Melange: Frauen Zwischen Salon und Kaffeehaus, Berlin, 2002

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl