Hinterberger, Ernst#
* 17. 10. 1931, Wien
† 14. 5. 2012, Wien
Schriftsteller
Er absolvierte eine Lehre als Elektroinstallateur und besuchte die Wiener Polizeischule. Als ihn eine Sehschwäche zwang, den Dienst zu quittieren, arbeitete er als Hilfsarbeiter.
Nach diesem Rückschlag beschäftigte sich Hinterberger mit fernöstlichen Lehren wie dem Taoismus und Buddhismus. Er wurde praktizierender Buddhist und schrieb Gedichte in chinesischem Stil, die zwar in Japan veröffentlicht wurden, aber niemals in deutscher Sprache. 1958 heiratete Hinterberger und versuchte, der Arbeit in der Fabrik zu entrinnen: Er besuchte die Büchereischule der Gemeinde Wien und arbeitete zehn Jahre lang als Büchereileiter in den Volksbildungshäusern Ottakring und Margareten.
Seine literarische Karriere begann Mitte der 1960er-Jahre: 1965 und 1966 erschienen seine Romane "Beweisaufnahme" und "Salz der Erde". Es folgten Hörspiele, die 1971 mit dem Förderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet wurden, sowie der mit dem Anton-Wildgans-Preis prämierte Erzählband "Wer fragt nach uns".
Nach der Schließung der Büchereien der Wiener Volksbildung 1968 ging Hinterberger als Expeditleiter zurück in die Fabrik, wo er trotz wachsender Bekanntheit als Schriftsteller bis zu seiner Pensionierung 1991 blieb.
Den großen Durchbruch schaffte Hinterberger mit der auf seinem "Salz der Erde" basierenden Edmund "Mundl Sackbauer", der in der Fernsehserie "Ein echter Wiener geht nicht unter" – gespielt von Karl Merkatz unter der Regie von Reinhard Schwabenitzky - ab 1975 Kultstatus erlangte.
Auf die erfolgreiche TV-Serie folgten viel später auch zwei Kinofilme, wobei Hinterberger nur bei Mundls erstem Kinofilm ("Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga", 2008) dabei war; den zweiten Kinofilm ("Echte Wiener 2 - Die Deppat'n und die Gspritzt'n") hielt er nicht mehr für eine 'echte' Fortsetzung seiner Geschichte.
Es gab jedoch auch ein Leben abseits des Mundls: Mit der TV-Serie "Kaisermühlen-Blues" gelang dem Autor ab 1992 ein weiterer großer Wurf; eine Figur daraus - der Kriminalbeamte Trautmann - bekam ab 2000 als Spin-off sogar seine eigene erfolgreiche Serie.
Neben zahlreichen Fernsehspielen und "Tatort"-Krimis blieb Hinterberger stets auch als Buchautor tätig: nach dem Roman "Das Abbruchhaus" (1977) wechselte er (u.a. mit "Jogging", "Das fehlende W", "Die dunkle Seite") ins Metier des Kriminalromans.
Ernst Hinterberger stellte stets die "einfachen Menschen" in den Mittelpunkt seiner Geschichten, machte Arbeiter, Hausmeister, Polizisten oder Trafikanten zu Helden seiner Texte und setzte auch der Stadt Wien ein literarisches Denkmal.
Nach dem Tod seiner Frau Gerti veröffentlichte Hinterberger bereits 2002 seine Lebenserinnerungen; 2004 fand er dann mit seiner zweiten Frau Karla ein neues, privates Glück. Bis zuletzt lebte er als Pensionist in seiner Gemeindebauwohnung am Margaretengürtel.
Am 14. Mai 2012 starb Ernst Hinterberger in Lainz.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1994
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 1996
- Ernennung zum „Ehrenkieberer“ von der Vereinigung der Bundeskriminalbeamten, 2001
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 2003
- Buchliebling, Lifetime-Award für sein Lebenswerk 2009
- Axel-Corti-Preis für sein Lebenswerk, 2010
Werke (Auswahl)#
Bücher- Beweisaufnahme, Roman, 1965
- Salz der Erde, Roman, 1966
- Ein gemütlicher Wiener, Roman, 1973
- Wer fragt nach uns, Geschichten, 1975
- Das Abbruchhaus, Roman, 1977
- Jogging, Kriminalroman, 1984
- Superzwölfer, Kriminalroman, 1988
- Kleine Leute, Roman, 1989
- Das fehlende W, Kriminalroman, 1991
- Und über uns die Heldenahnen ..., Kriminalroman, 1992
- Alleingang, Kriminalroman, 1993
- Kleine Blumen, Kriminalroman, 1993
- Von furzenden Pferden, Ausland und Inländern, Geschichten, 1993
- Was war, wird immer sein, Kriminalroman, 1995
- Zahltag, Kriminalroman, 1997
- Die dunkle Seite, Kriminalroman, 1998
- Ein Abschied. Lebenserinnerungen, 2002
- Doppelmord, Kriminalroman, 2006
- Die Tote lebt, Kriminalroman, 2006
- Mord im Prater, Kriminalroman, 2007
- Der Tod spielt mit, Kriminalroman, 2008
- Fehlende Finger, Kriminalroman, 2009
- Mörderische Gier, Kriminalroman, 2010
- Blutreigen, Kriminalroman, 2011
Filme
- Ein echter Wiener geht nicht unter (Fernsehserie), 1975–1979
- Tatort – Fahrerflucht, 1985
- Tatort – Alleingang, 1986
- Tatort – Superzwölfer, 1987
- Hansi Vrba, Inländerfreund (Fernsehfilm), 1992
- Kaisermühlen Blues (Fernsehserie), 1992–1999
- Trautmann (Fernsehreihe), 2000-2008
Theaterstücke und Hörspiele
Literatur#
- Kurt Ockermüller, Ein echter Wiener geht nicht unter, 2010
Hörproben #
Weiterführendes#
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl