Jericha, Herbert#
* 22. 09. 1931, Wien
† 05. 04. 2019, Wien
o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.
Von 1949 bis 1954 absolvierte er das Studium des Maschinenbaus an der Technischen Universität in Wien und wurde dann Universitäts-Assistent bei Univ.-Prof. Herbert Melan am Institut für Dampf- und Gasturbinen und thermische Kraftwerke. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitete er an der Organisation der Fifth World Power Conference (1958 in Wien) mit.
1957 promovierte Herbert Jericha mit der Dissertation „Thermodynamische Analyse der Kreisprozesse von Gasturbinenanlagen mit Freikolbengeneratoren“ mit Auszeichnung.
Er wechselte dann als Entwicklungsingenieur im Turbokompressoren- und Dampfturbinenbau zu Ingersoll Rand in den USA, wo er bis 1960 u.a. an Gasturbinen zur Abgasnutzung arbeitete.
Nach seiner Rückkehr nach Österreich wurde Herbert Jericha Leiter der Dampfturbinenentwicklung bei der ELIN-UNION AG in Weiz. Er baute den Dampfturbinenbau auf, entwickelte neue Rechenmethoden und Prüfstände und war maßgebend am Bau von Dampfturbinen beteiligt, die weltweit verkauft wurden. Jericha gehörte dabei zu den ersten in Österreich, die Computer für die Lösung technischer Probleme einsetzten.
1969 habilitierte Herbert Jericha an der Technischen Universität Wien für das Fach „Thermische Turbomaschinen“ mit der Arbeit „Stabilisierung elastischer Läufer mit Zweikeillager“.
1970 erfolgte seine Berufung als ordentlicher Universitätsprofessor an die Technische Universität Graz an das neu gegründete Institut für Thermische Turbomaschinen und Maschinendynamik, dem er bis zu seiner Emeritierung 1999 vorstand. In dieser Zeit fielen der Neubau des Institutes und der Versuchsanlagen, die eine 3 MW - Verdichteranlage als Basis für alle weiteren Prüfstände umfasste. Eine europaweit einzigartige transsonische Versuchsturbine konnte im Jahre seiner Emeritierung 1999 erstmals in Betrieb genommen werden.
Herbert Jericha war Dekan der Fakultät für Maschinenbau von 1980 bis 1983.
Seine wissenschaftlichen Arbeitsgebiete umfassten Dampf- und Gasturbinen, Maschinendynamik von Turbomaschinen sowie Kraftwerksprozesse. Herbert Jericha publizierte weit über 100 Zeitschriftenartikel, Buchkapitel und Konferenzbeiträge. Er war Mitorganisator zweier internationaler Konferenzen in Wien, der ASME Cogen Turbo Power 1995 und der ASME Turbo Expo 2004 mit mehr als 4000 Teilnehmern.
Herbert Jericha hat früh erkannt, dass das Weltklima durch den CO2-Ausstoß bedroht ist, und hat versucht, mit seinen Arbeiten zum Graz Cycle, zur Wasserstoffverbrennung, Solar- und Windenergie Abhilfe zu schaffen. Besonders der Graz Cycle, ein fossil befeuerter Kraftwerksprozess mit CO2-Abtrennung, verschaffte ihm weltweite Anerkennung. 2010 wurde ihm für sein Lebenswerk und für die Arbeiten zum Graz Cycle der R. Tom Sawyer Award des International Gas Turbine Institute (IGTI) der American Society of Mechanical Engineers (ASME) verliehen.
Herbert Jericha verstarb am 5. April 2019 in Wien.
Web-Links#
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- R. Tom Sawyer Award (Glasgow, Schottland), 2010