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König, Franz#


* 3. 8. 1905, Warth

† 13. 3. 2004, Wien


Geistlicher und Theologe
Kardinal

König, Franz
Kardinal Franz König. Foto, um 1990
© ORF, Wien (Günter Pichelkostner), für AEIOU

Franz König wurde am 3. August 1905 als ältester Sohn einer Bauernfamilie in Warth bei Rabenstein an der Pielach (Niederösterreich) geboren.

Er besuchte die Volksschule in Kirchberg an der Pielach, danach das Stiftsgymnasium in Melk, wo er 1927 mit Auszeichnung maturierte.

Mit einem kirchlichen Stipendium ging er nach Rom, wo er ein Studium der Philosophie und Theologie (an der Päpstlichen Universität Gregoriana) sowie der altpersischen Religion und Sprachen (an der Orientalistischen Fakultät des Päpstlichen Bibelinstitutes) begann. 1930 schloss er sein Studium mit der Promotion (Dr. phil.) ab, 1933 wurde er zum Priester geweiht.

Von 1934 bis 1937 war er als Kaplan in seiner Heimatdiözese (u.a. in Neuhofen an der Ybbs und Scheibbs) tätig, vollendete in dieser Zeit auch sein Theologiestudium und promovierte 1936 zum Dr. theol.

Nach dem Anschluss Österreichs wurde Franz König 1938 als Domkurat nach St. Pölten berufen, wo er auch als inoffizieller Jugendseelsorger der Diözese tätig war. Im Rahmen seine Seelsorgetätigkeit half er vielen Verfolgten (u.a. stellte er Juden falsche Dokumente aus) und entging selbst nur knapp der Verhaftung. Später wurde die Kriegsgefangenenseelsorge zu einem besonderen Anliegen, bei dem ihn auch seine russischen Sprachkenntnisse sehr halfen.

1945 wurde er als Religionslehrer nach Krems versetzt, setzte aber seine Studien fort. 1946 habilitierte er sich als Privatdozent für Religionswissenschaften am Institut für alttestamentliche Bibelwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (mit der Arbeit "Der Jenseitsglaube im Alten Testament und seine Parallelen in der Religion des Zarathustra").

1948 wurde er als außerordentlicher Professor für Moraltheologie nach Salzburg berufen. Hier verfasste er zahlreiche religionswissenschaftliche Aufsätze und Abhandlungen und gab 1951 das religionsgeschichtliche Werk "Christus und die Religionen der Erde" heraus, das auch heute noch als ein Standardwerk der Religionswissenschaft angesehen wird.

1952 wurde er von Papst Pius XII. zum Titularbischof von Livias und Koadiutor ernannt und im Dom zu St. Pölten zum Bischof geweiht. In der österreichischen Bischofskonferenz wurden ihm die Jugendfragen, später auch die Aufgaben eines Pressebischofs, übertragen.

1956 wurde er als Nachfolger für den verstorbenen Kardinal Innitzer zum Erzbischof von Wien ernannt. 1958 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Kardinal.

Von 1959 bis 1969 war Kardinal König der erste Militärvikar des Österreichischen Bundesheeres.


Kardinal König stand für eine Kirche, die "für alle Katholiken in allen Parteien" da ist: der Ausgleich mit der Sozialdemokratie trug ihm den Titel "Roter Kardinal", war aber auch die Basis für ein erneuertes, für alle Seiten zufriedenstellendes Konkordat.

Da er die Überwindung der Isolation der Kirche im kommunistischen Machtbereich für äußerst wichtig hielt, unternahm er zahlreiche Besuche in fast alle Oststaaten, pflegte Kontakte mit deren Kirchenführern (vor allem mit Kardinal Mindszenty in Budapest) und gilt durchaus zu Recht als Architekt einer "Ostpolitik" des Vatikans. Diese Reisen setzten sich im Knüpfen ökumenischer Bande zu orthodoxen Kirchen fort - die von Kardinal König gegründete Stiftung "Pro Oriente" brachte orthodoxe und altorientalische Kirchen auch untereinander in Verbindung.


Auf weltkirchlicher Ebene trat Kardinal Franz König erstmals auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in Erscheinung, zu dessen führenden Persönlichkeiten (Beiträge zum Offenbarungsschema, zur Religionsfreiheit und zur Ökumene) er gehörte.

1965 vertraute ihm Papst Paul VI. die Leitung des im Gefolge des Konzils neu gegründeten Vatikanischen Sekretariates für die Nichtglaubenden an, eine Funktion, die er bis 1981 innehatte.


Mit Vollendung seines 75. Lebensjahres bat Kardinal König den Papst um Entlassung aus seinen kirchlichen Ämtern. Seine Resignation wurde erst nach seinem 80. Geburtstag, im Herbst 1985 angenommen. Seine letzten Jahre war er als "Ehrenkaplan" in der Pfarre Gumpendorf tätig.

Kardinal Franz König starb in der Nacht auf den 13. März 2004 im 99. Lebensjahr. Er ruht in der Bischofgruft des Staphansdoms.


Als Erzbischof von Wien war ihm der persönliche Kontakt in der Seelsorge immer ein besonderes Anliegen - er selbst unternahm viele hunderte von Besuchen in Pfarreien, Betrieben oder auch in Schulklassen. Er verstand die Kirche immer auch als mitgestaltenden Faktor der Gesellschaft; seine zahlreichen öffentlichen Stellungnahmen zu gesellschaftspolitischen Fragen - nicht zuletzt seine Hörfunk- und Fernsehansprachen zum Jahreswechsel - fanden in der österreichischen Öffentlichkeit große Beachtung.

Egal ob als Priester, Bischof oder Kardinal - Franz König wollte immer eines bleiben: der Seelsorger für die ihm anvertrauten Menschen.

Werke (Auswahl)#

  • Der Jenseitsglaube im Alten Testament und seine Parallelen in der Religion des Zarathustra (Habilitationsschrift), 1946
  • Das Alte Testament und die altorientalischen Religionen, 1947
  • Christus und die Religionen der Erde, 3 Bände, 1951
  • Religionsgeschichtliches Wörterbuch, 1956
  • Zarathustras Jenseitsvorstellungen und das Alte Testament, 1964
  • Aufbruch zum Geist, 1972
  • Der Mensch ist für die Zukunft angelegt, 1975
  • Kirche und Welt, 1978
  • Der Weg der Kirche, 1986
  • Haus auf festem Grund (Hg. A. Fenzl, R. Földy), 1994
  • Appelle an Gewissen und Vernunft (Hg. G. Hierzenberger), 1995
  • Unterwegs mit den Menschen. Wom Wissen zum Glauben (Hg. A. Fenzl, R. Födy), 2004


--> Historische Bilder zu Kardinal Franz König (IMAGNO)

Literatur#

  • A. Fenzl (Hg.), Kardinal König, 1985
  • A. Stirnemann (Hg.), 30 Jahre Pro Oriente, Festgabe für den Stifter F. Kardinal König zu seinem 90. Geburtstag, 1995
  • E. Weinzierl, Franz König, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, 2002
  • H. Feichtlbauer, Franz König. Der Jahrhundert-Kardinal, 2003


Tonaufnahme#


Hörprobe Österreichische Mediathek


Vollendung des Menschen in der Gesellschaft. Ausschnitt
Vortrag. Salzburg, 13.8.1967

Vorlesen

Quellen#

Weiterführendes#


Redaktion: I. Schinnerl