Kaip, Günther #
* 1960, Linz
Schriftsteller
Günther Kaip wurde 1960 in Linz geboren. Nach dem Abbruch des Gymnasiums und diversen Jobs übersiedelte er 1980 nach Wien und ist seit 1991 als freier Autor tätig.
Er schreibt lyrische Prosa für Erwachsene (häufig in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern) und poetische Geschichten für Kinder (Z.B. gemeinsam mit der Illustratorin Angelika Kaufmann über die Riesenschlange "Kurt").
Er hat zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien (z.B. "Österreich", 1995, "Dichter über Dichter",1999). Er schreibt aber auch Hörspiele, macht Wortbildarbeiten und Tonobjekte.
Günther Kaip ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung.
Werke (Auswahl)#
Bücher:- Marco, Kinderbuch, Carl Ueberreuter, Wien 1991
- Andersland. Roman. Brandstätter 1994.
- Novak. Eine Groteske. Resistenz Verlag 1996.
- Lichterloh. Ein Bericht. Das Fröhliche Wohnzimmer 1996.
- Vademekum für Körper. Eine Bestandsaufnahme. Das Fröhliche Wohnzimmer 2001.
- Umarmungen im Windkanal. Ritter 2002.
- Nacht und Tag. Eine Tirade. Mit Messerschnitten von Joseph Kühn. Ritter 2004 (zuerst Resistenz 1998).
- Kurt, Kinderbuch (Illustrationen v. Angelika Kaufmann), Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 2003
- Der Schneemann. Ill.: Angelika Kaufmann. NP Buchverlag 2005.
- Die Milchstraße. Erzählungen. Arovell 2007.
- Im Fluss. Miniaturen. Wien: Klever, 2008.
Leseprobe #
aus Günther Kaip - "Im Fluss."
Kein Mädchenname
Hier ist alles aus Leder, sogar die Sonne. Nicht gelb, sondern grün, mit Falten und Rissen in ihrem Kreis. Sie wollte keinen Mädchennamen – das hat sie jetzt davon. Und so sagen wir nur Sonne zu ihr. Damit wir sie nicht vergessen, haben wir Zettel in der Schultasche, der Aktentasche, im Auto, in den Straßenbahnen und Zügen und U-Bahnen, in jedem Zimmer unserer Wohnungen. Ununterbrochen fliegen Flugzeuge am Himmel, mit riesigen Transparenten, die sie hinter sich herziehen – und auf jedem steht in Großbuchstaben SONNE. Sonst ist nichts Außergewöhnliches zu berichten. Natürlich gibt es Menschen, die auch mit ihren Zetteln alles voll stopfen. Es gibt Landstriche, da sind Täler ganz ausgefüllt mit Zetteln, die auch die Berge bedecken. Bis zum Himmel reichen sie, und da es immer windig ist und die Zettel flattern, wirbeln, fortgeweht werden, müssen immer neue nachgestopft werden. Eine Heidenarbeit, die schon manchen überfordert hat.
(S. 58)
© 2008 Klever Verlag, Wien.
LITERATURHAUS
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Quellen#