Kaltenbrunner, Ernst#
* 4. 10. 1903, Ried im Innkreis (Oberösterreich)
† 15. 10. 1946, Nürnberg (Deutschland; hingerichtet)
Jurist und nationalsozialistischer Politiker, SS-Obergruppenführer
Ernst Kaltenbrunner stammte aus ländlichen Handwerkerkreisen (Großvater und Vater waren allerdings Rechtsanwälte). Er erhielt seine Schulbildung in Linz, wo er als Knabe mit Adolf Eichmann befreundet war. Später studierte er an der Universität Graz. 1926 promovierte er zum Doktor der Rechte und ließ sich danach in Linz als Anwalt nieder. Aktiv in einer der ersten nationalsozialistischen Studentengruppen Österreichs, schloß sich Kaltenbrunner 1932 endgültig der NSDAP und der SS an.
1934 wurde er von der Dollfuß-Regierung verhaftet und im Mai 1935 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Die Anklage lautete auf Verschwörung. Wegen seiner politischen Aktivitäten verlor er seine Zulassung als Anwalt. Kurz vor seiner zweiten Haft hatte man ihn zum Führer der SS in Osterreich ernannt. Nach seiner Haftentlassung arbeitete er zusammen mit Seyß-Inquart unermüdlich auf Österreichs Anschluss an Deutschland hin.
Am 12. März 1938 wurde Kaltenbrunner zum Staatssekretär für öffentliche Sicherheit und zum SS-Gruppenführer ernannt. Gleichzeitig wurde er Mitglied des Reichstages. Im April 1941 wurde er Generalleutnant der Polizei. Er schuf ein eindrucksvolles Geheimdienstnetz, das über Österreich hinaus bis in den Balkan reichte. Im Januar 1943 wurde er als Nachfolger Heydrichs mit der Führung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Berlin betraut. Als Chef der Sicherheitspolizei und des SD kontrollierte Kaltenbrunner nicht nur die Gestapo, sondern auch den für die »Endlösung der Judenfrage« zuständigen Verwaltungsapparat. Von großem Wuchs, tat sich Kaltenbrunner durch besonders brutale Unterdrückungsmaßnahmen hervor und versorgte die Konzentrationslager mit immer neuem Nachschub an Häftlingen. Kaltenbrunner organisierte nicht nur die Gaskammern in den KZ, sondern trug auch die Verantwortung für die Erschießung abgesprungener alliierter Piloten sowie von anderen Kriegsgefangenen.
Gegen Ende 1944 versuchte Kaltenbrunner erfolglos, über Allen Dulles, den Chef des US-Geheimdienstes in Europa, Verbindung mit den Alliierten aufzunehmen. Ende des Krieges verlegte Kaltenbrunner sein Hauptquartier nach Altaussee in der Steiermark. Dort fiel er einer amerikanischen Militärpatrouille in die Hände. Man stellte ihn vor das internationale Militärgericht in Nürnberg, das ihn anklagte, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Er wurde am 16. Oktober 1946 im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis verurteilt und durch den Strang hingerichtet.
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- "Who is who in Nazi Germany", Weidenfeld, London, 1982
Literatur#
- P. Black, E. Kaltenbrunner, 1991
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Neue Deutsche Biographie
Redaktion: P. Diem
Sehr informativ, Kaltenbrunner war übrigens auch für die Hinrichtung der blutjungen Studentin Sophie Scholl , Leiterin der studentischen Widerstandsbewegung "Weiße Rose" und ihres Bruders Hans Scholl verantwortlich, einer der wesentlichen Hinweise auf seine ungeheure Bestialität, die nicht einmal vor ganz jungen Menschen, die ihr Leben noch vor sich gehabt hätten, halt machte.
Literatur#
A.E. Dumbach/J. Neborn: Die Geschichte der Weißen Rose, Herder, Freiburg im Breisgau, 1994; Titel der amerikanischen Originalausgabe: "Shattering the German Night. The Story of the White Rose" , 1986 bei Little, Brown and Company.--glaubauf karl, Montag, 15. Februar 2010, 21:29