Karner, Stefan#
* 18. 12. 1952, St. Jakob bei Völkermarkt (Kärnten)
Historiker
Stefan Karner studierte Geschichte und Russisch an der Universität Graz, wo er 1976 promovierte.
Ab 1977 war er als Assistent am Institut für Geschichte, ab 1982 am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte tätig. 1985 habilitierte er sich für Neueste Wirtschafts- und Sozialgeschichte und für Österreichische Zeitgeschichte und war anschließend Dozent und ao.Univ.-Professor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
Von 2000 bis 2006 war er stellvertretender Institutsvorstand, von 2004 bis 2006 und seit 2012 war bzw. ist er Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte.
Stefan Karners Forschungsschwerpunkte sind österreichische Zeitgeschichte, die Zeitgeschichte Mittelost- und Osteuropas sowie die Geschichte der Sowjetunion. Er gründete 1993 das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, das er seither auch leitet. Das Institut mit Hauptsitz in Graz beschäftigt sich mit der Erforschung von politischen, wirtschaftlichen, humanitären und gesellschaftlichen Folgen von Kriegen und Konflikten, insbesondere mit humanitären Kriegsfolgen des Zweiten Weltkriegs (Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Vertriebene).
Seit 1990/91 arbeitet er laufend an wissenschaftlichen Forschungsprojekte in russischen Archiven, wo es ihm erstmalig gelang, Zugänge zu ehemaligen NKWD- und KGB-Archiven in Moskau zu erhalten.
Seit 1995 hat Stefan Karner die wissenschaftliche Politikberatung österreichischer Ministerien und des Bundeskanzleramtes inne - zu Fragen von Restitution, Wiedergutmachung, der Zwangsarbeiterentschädigung und Entschädigung österreichischer Kriegsgefangener sowie der Themenbereiche AVNOJ und Benes-Dekrete - und ist seit 2001 Vorsitzender der bilateralen österreichisch-slowenischen Historikerkommission.
Neben seinen unzähligen akademischen und öffentlichen Funktionen und seinen laufenden Forschungstätigkeiten und -aufenthalten ist Univ.-Prof. Dr.phil. Stefan Karner Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen im In- und Ausland und widmet sich seit 1976 der Lehrtätigkeit an der Universität Graz, wo er seit 2004 auch Leiter des Medienkundlichen Lehrgangs ist.
Funktionen (Auswahl)#
- Vertreter Österreichs in der "European Commission against Racism and Intolerance (ECRI)" des Europarates in Straßburg, 1995-2010
- Vizepräsident der Politischen Akademie der ÖVP in Wien, 1995-2010
- Gesamtleitung der Denkwerkstatt "Österreich zukunftsreich", 1997-1999
- Vertreter Österreichs im Verwaltungsrat des European Monitoring Centers (EUMC) der EU in Wien (heute: EU-Menschenrechtsagentur), 1998-2004
- Mitglied des Kontaktkomitees der österreichischen Bundesregierung zur Konzeption eines "Hauses der Geschichte der Republik Österreich", 2001-2005
- Vorsitzender der bilateralen Österreichisch-Slowenischen Historikerkommission, 2001-2008
- Vizepräsident des Karl-Kummer-Instituts für Sozialpolitik in Wien, seit 2004
- Vizepräsident des Österreichischen Schwarzen Kreuzes, seit 2004
- Kurator der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, 2005-2011
- Moderator der "Konsensgruppe Kärnten", zur Lösung der Ortstafel-Frage (u.a. "Karner-Papier"), 2005-2012
- Stv. Leiter der "Arbeitsgruppe für ein Haus der Geschichte der Republik Österreich" der österreichischen Bundesregierung, seit 2005
- Wissenschaftlicher Berater des Internationalen Jahrbuches für historische Kommunismusforschung, Berlin, seit 2006
- Wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Historischen Museums in Berlin, seit 2008
- Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, seit 2008
- Vorsitzender der Österreichisch-Russischen-Historikerkommission, seit 2008
- Wissenschaftskommissar der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Kalergi, seit 2008
- Gast-Professor an der Harvard Universität (Cold War Studies), Cambridge/USA, 2011
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenzeichen der Marktgemeinde St. Jakob/Rosental, 1976
- Werner Pfrimer-Preis der Handelskammer Kärnten, 1977
- Österreichischer Wissenschafter des Jahres, 1995
- Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1. Klasse, 1996
- Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, 1996
- Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Kriegsgefangenenforschung, 1997
- Großes Silbernes Ehrenzeichen der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Förderation für Verdienste um die Rehabilitierung von Opfern politischer Repression, 1998
- Professor der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, Sektion Kultur und Geschichte, Moskau, 2000
- Kapitza-Medaille in Gold der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, Sektion Kultur und Geschichte, Moskau, 2003
- Alois Mock-Europaring, 2005
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1. Klasse, 2005
- Großes Ehrenzeichen des Landes Kärnten, 2005
- Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich, 2006
- Medaille "Stolz Russlands", 2007
- Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Völkermarkt, 2009
- Europäischer Bürgerpreis des Europaparlamentes (gemeinsam mit der Kärntner Konsensgruppe), 2009
- Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, 2011
- Commendatore des vatikanischen Ordens vom Heiligen Gregor dem Großen, 2012
- Bürger der Stadt Graz, 2012
- Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten,2013
- Ehrendoktorat der Staatlich-Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU) in Moskau, 2016
Ausstellungen (Auswahl)#
Wissenschaftliche Leitung und Konzeption
- Burgenländische Landes-Sonderausstellung "Burgenland 1945" auf Burg Schlaining, 1985
- Ausstellung der Stadt Graz "1938: Illusionen - Ängste - Wirklichkeiten", 1988
- Ausstellung des Landes Niederösterreich "1945-1955: Menschen nach dem Kriege" auf der Schallaburg, 1995
- Ausstellung der Stadt Graz "Graz in der NS-Zeit 1938-1945", 1998
- Ausstellung des Landes Niederösterreich "Österreich ist frei! Der Staatsvertrag 1955" auf der Schallaburg, 2005
- "GrenzenLos". Österreich-Slowenien-Ungarn im 20. Jahrhundert. Fehring, 2007
- Niederösterreichische Landesausstellung 2009: "Im Herzen Europas", 2009
- Projekt "Haus der Geschichte, St. Pölten" (2017)
Werke (Auswahl)#
- Kärntens Wirtschaft 1938-1945. Klagenfurt 1976
- Die Steiermark im Dritten Reich, 1986
- Als Mitteleuropa zerbrach, 1990
- Krieg aus der Luft. Kärnten und Steiermark 1941-1945 (mit S. Beer), 1992
- Im Archipel GUPVI. Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowjetunion 1941-1956, 1995
- Beuteakten aus Österreich, 1996 (mit G. Jagschitz)
- Die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien, 1998
- Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000
- Archipelag GUPWI. Plen i internirowanie w Sowjetskom Sojuze 1941-1956. Moskau 2002
- Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges in den Staatsarchiven der Republik Belarus (Gem. m. W. Selemenjew, u.a.), 2003
- Prager Frühling - Das internationale Krisenjahr 1968 (Gem. mit N. Tomilina, et al.), 2 Bände: Beiträge und Dokumente, 2008
- Stalins letzte Opfer. Verschleppte und erschossene Österreicher in Moskau 1950-1953 (mit B. Stelzl-Marx), 2009
- Steiermark. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, 2012
- Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang - die Verschlussakten, 2013
- Auf den Spuren Wallenbergs, 2014
- Im Kalten Krieg der Spionage: Margarethe Ottillinger in sowjetischer Haft 1948–1955. Studien Verlag, Innsbruck 2016 (2 Auflagen),
- Film: Die Frau, die zuviel wusste. Wissenschaftliche Beratung des TV-Doku-Dramas mit Ursula Strauß in der Hauptrolle, ORF 2016.
- Herausgabe und Mitherausgabe zahlreicher wissenschaftlicher Beitragsbände und mehrerer wissenschaftlicher Publikationsreihen (u.a. "Kriegsfolgen-Forschung", "Kärnten und die nationale Frage im 20. Jahrhundert "
- über 300 wissenschaftliche Beiträge und Aufsätze in in-und ausländischen Fachzeitschriften
Weiterführendes#
- Karner, S.: Der ganzen Welt stehen extreme Veränderungen bevor (Wiener Zeitung)
Quellen#
- AEIOU
- KF Uni Graz
- Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte, I:WSU
- Ludwig Boltzmann Institut f. Kriegsfolgenforschung
- APA / OTS Presseaussendungen
Redaktion: I. Schinnerl