Kern, Peter#
* 13. 2. 1949, Wien
† 26. 8. 2015, Wien
Schauspieler, Filmregisseur, Filmproduzent
Peter Kern wurde am 13. Februar 1949 in Wien geboren.
Seine ersten öffentlichen Auftritte hatte er bereits als Kind - als Mitglied der Wiener Sängerknaben. Nach einer kaufmännische Lehre besuchte er die Schauspielschule unter Polly Kügler und bekam seine ersten Engagements an verschiedenen Mittel- und Kleinbühnen. Er wirkte beim Musical "Hair" mit und war damit von 1968 bis 1971 auf Tournee.
Im Fernsehfilm "Jacob von Gunten" von Peter Lilienthal hatte Peter Kern 1971 seine Filmrolle - es folgten an die 30 Filme, die er als Schauspieler drehte - unter anderem mit Größen wie Werner Fassbinder ("Despair"), Peter Zadek ("Die wilden Fünfziger"), Wim Wenders ("Falsche Begegnung") oder mit Werner Schroeter("Malina") - fast ebenso viele Filme verantwortete er als Regisseur.
Peter Kern spielte Theater, führte 1985 Regie am Münchner Boulevardtheater, gründete 1978 die Luxor-Filmproduktion und machte sich als Dokumentarfilmer einen Namen, ehe er 1986 erstmals bei einem Spielfilm Regie führte.
Oft waren es Dokumentarfilme mit Spielfilm-Elementen oder auch umgekehrt, insgesamt bilden sie ein "Kino der Verletzten", wie es vor einigen Jahren vom Filmarchiv gewürdigt wurde. Von "Gossenkind" (1992), einem dokumentarisch anmutenden Porträt eines 15-jährigen Strichers, über seinen Publikumserfolg "Domenica" (1993) zu "Knutschen, Kuscheln, Jubilieren" (1998), ein Film über das Leben alternder Schwuler. In den letzen Jahren waren seine Filme "Donauleichen" (2005), "Die toten Körper der Lebenden" (2006), "Blutsfreundschaft" (2009), "Mörderschwestern" (2010), "Glaube Liebe Tod" (2012) und "Sarah und Sarah" (handelt von der ungewöhnlichen Freundschaft einer demenzkranken 82-Jährigen und eines krebskranken 11-Jährigen) zu sehen. 2012 stand er in einer neuen Rolle vor der Kamera - als er selbst in einer Porträt-Doku.
Sein letzter Film "Der letzte Sommer der Reichen" feierte 2015 in der Panorama-Reihe der Berlinale seine Premiere.
Neben seiner filmischen Arbeit schrieb Peter Kern Kritiken und Essays in Zeitungen und Zeitschriften. Er schrieb aber auch ein Buch, war Intendant des Düsseldorfer Sommers und war Jurymitglied bei (Film-)Festivals und Gast in zahlreichen Talkshows.
Retrospektiven der Filme von Kern gab es in New York, Chicago, Houston, Düsseldorf, Manila, Montreal und Kairo. Für seine Rollen in "Falsche Bewegung", "Flammende Herzen" und "Ludwig" erhielt er jeweils den Bundesfilmpreis in Gold.
Der exzentrische und oftmals unbequeme Filmemacher Peter Kern fiel aber auch mit politischen Aktionen auf: so etwa mit seinem Plan, im Nationalratswahlkampf 2006 FPÖ-und BZÖ-Plakate mit tierischen Exkrementen zu beschmieren. 2002 produzierte er die Science-Fiction-Filmsatire "Haider lebt - 1. April 2021", wegen der es von der Kärntner FPÖ heftige Proteste gab. Zum Eklat kam es 2012 in Deutschland - beim renommierten Heine-Preis verhinderte der Düsseldorfer Stadtrat die Nominierung Kerns als Jury-Mitglied.
Peter Kern, der eigenwillige Schauspieler, Regisseur und Produzent, starb am 26. August 2015 im Alter von 66 Jahren.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Goldenes Verdienstzeichen mit Stern das Landes Wien, 2010
- Filmpreis der Stadt Hof, 2011
- Bundesfilmpreis in Gold
Werke (Auswahl)#
Filmrollen- Jakob von Gunten (TV Film), 1971
- Die tollkühnen Penner, 1971
- Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König, 1972
- Adele Spitzeder (TV Film), 1972
- Im Zeichen der Kälte (TV Film), 1973
- La Paloma, 1974
- Karl May, 1974
- Faustrecht der Freiheit, 1975
- Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel, 1975
- Sternsteinhof, 1976
- Die Wildente, 1976
- Gruppenbild mit Dame, 1977
- Hitler - ein Film aus Deutschland, 1977
- Pariser Geschichten (TV Serie), 1977
- Flammende Herzen, 1978
- Polizeiinspektion 1 (TV Serie, Folge “Tino Rafaelo“), 1978
- Hitlers Sohn, 1978
- Neues vom Räuber Hotzenplotz, 1979
- Wer anderen eine Grube gräbt (TV Film), 1980
- Heute spielen wir den Boß - Wo geht's denn hier zum Film?, 1981
- Bella Donna, 1983
- Rambo Zambo (TV Film), 1984
- Kir Royal (TV Serie, Folge "Paula“), 1986
- Das Totenreich (TV Fim), 1986
- Die Jungfrauen Maschine, 1988
- Johanna D'Arc of Mongolia, 1989
- Malina, 1991
- Gossenkind, 1992
- Domenica, 1993
- Burning Life, 1994
- Terror 2000 - Intensivstation Deutschland, 1994
- Weibsbilder, 1996
- Die Oma ist tot (TV Film), 1997
- Alma - A Show biz ans Ende (TV Mini-Serie), 1999
- Himmel Polt und Hölle (TV Film), 2003
- Lebenspornografie, 2003
- Donauleichen, 2005
- Tatort (TV Serie, Folge "Pechmarie"), 2006
- Die toten Körper der Lebenden, 2007
- Blutsfreundschaft, 2009
- King Kongs Tränen, 2010
- Die verrückte Welt der Ute Bock, 2010
- Glaube Liebe Tod, 2012
Filmdirektor (Regie / Buch / Produzent)
- Die Insel der blutigen Plantage, 1983
- Die Bootsmänner von Pagsanjan, 1986
- Die Wasserlilie blüht nicht mehr, 1987
- Crazy Boys (Spielfilm), 1988
- Hab ich nur deine Liebe,1989
- So lange ich fliehen kann noch, 1990
- Sex Lear und Schröter, 1991
- Gossenkind, 1992
- Ein fetter Film, 1992
- Einer flog übers Arbeitsamt, 1993
- Domenica (Spielfilm), 1993
- Ishmael Bernal - Truth and Dare, 1995
- Schmetterling im Dunkeln – Schlingensief, 1995
- Knutschen, kuscheln, jubilieren, 1998
- Suche nach Leben, 1999
- Philippinische Visionen (Doku), 1999
- Johannas Leidenschaften (Spielfilm), 2000
- Fifty Fifty, (Kurzfilm), 2001
- Hamlet – This is your family, 2002
- Haider lebt (Spielfilm), 2002
- Bischof Krenn, 2005
- Peter Zadek, 2005
- Donauleichen, 2006
- Kulturpolizei, 2006
- Die toten Körper der Lebenden, 2006
- Nur kein Mitleid, 2007
- Blutsfreundschaft, 2009
- King Kongs Tränen, 2012
- Mörderschwestern, 2012
- Glaube Liebe Tod, 2012
- Diamantenfieber oder Kauf dir einen bunten Luftballon, 2012
- Sarah und Sarah, 2013
- Der letzte Sommer der Reichen, 2014
Buch
- Jeder kriegt sein Fett weg, 1996
Quellen#
- Peter Kern
- Profil
- Ulrich Seidl Film Production
- Internt Movie DataBase
- Verband Filmregie Österreich
- Süddeutsche Zeitung
- APA / OTS Presseaussendungen
Redaktion: I. Schinnerl