Lilien, Ephraim Moses#
Grafiker, Illustrator, Maler und Fotograf
* 23. 5. 1874, Drohobycz, Galizien, Österrreich-Ungarn
† 17. 7. 1925, Badenweiler
Ephraim Lilien wurde 1874 in Drohobyc, südlich von Lemberg im österreichischen Kronland Galizien und Lodomerien geboren. Als Kind armer jüdisch orthodoxer Eltern wuchs er in prekären Verhältnissen auf, besuchte die Realschule in Lemberg, danach bis 1893 die Kunsthochschule in Krakau, und fristete seinen Lebensunterhalt als Schildermaler. Nach einem ersten Preis eines Malwettbewerbes wurde er an die Kunstakademie nach Wien geschickt, konnte jedoch sein Studium nicht finanzieren. Mit 20 Jahren ging er nach München und arbeitete dort als Illustrator verschiedener Zeitschriften, fünf Jahre später übersiedelte er nach Berlin, wo er sich als erfolgreicher Werbegrafiker einen Namen machen konnte.
Seit 1900 begeisterte er sich für nationaljüdische Ideen, nahm an mehreren Zionistischen Kongressen teil und stellte seine künstlerischen Talente in den Dienst des Zionismus. Jüdische Werke wie „Juda“, „Lieder des Ghetto“ oder „Die Bücher der Bibel“ illustrierte und gestaltete er in ornamentalem grafischen Jugendstil. Berühmtheit erlangte anläßlich des 5. Zionstenkongresses 1901 das Foto seines Freundes _Theodor Herzl_ auf dem Balkon eines Baslers Hotels. 1902 gründete er mit Martin Buber und Chaim Weizmann (dem späteren ersten Staatspräsidenten Israels) den Jüdischen Verlag in Berlin, 3 Jahre später veröffentlichte Stefan Zweig eine Monografie über ihn und sein Werk, 1909 erfolgte in Wien seine erste eigene Ausstellung. Neben seinen Buchillustrationen und Kunstfotografien ("Lichtzeichnungen") sind auch seine _Ex Libris_ berühmt, wie für Stefan Zweig, Maxim Gorki und Martin Buber.
Als überzeugter Zionist (und _„erster Zionistischer Künstler“_) gründete er mit Prof. Boris Schatz 1906 in Berlin die Bezalel Kunst und Designschule, die heute als _Bezalel Academy of Arts and Design_ in Jerusalem Weltruhm genießt, benannt nach der Figur des Bezalel, der (gemäß Genesis 31). als „erster biblischer Architekt und Designer“ für Gott das Versöhnungszelt, die Bundeslade und sämtliche heiligen Gerätschaften geschaffen hatte
Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges meldete sich Lilien, schon 40-jährig, freiwillig zur österreichisch-ungarischen Armee zum _Kriegspressequartier_ . Als bekannter Fotograf wurde er in das ihm schon durch zwei Reisen vertraute Palästina und in den Nahen Osten gesandt, um Fotos über die verbündete Türkei, vom Kriegsgeschehen und diversen Kriegsschauplätzen anzufertigen; viele seiner biblischen Radierungen fußten auf solchen Fotos und geben damalige orientalische Gesichter und Figuren wider. Zu Kriegsende wurde er als Leutnant mit dem österreichischen Goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
1906 heiratete er die Grafikerin Helene Magnus; sie entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Braunschweig, wohin daa Ehepaar 1920 übersiedelte.
1924 verstarb Lilien anläßlich eines Kuraufenthaltes in Badenweiler, sein und seiner Frau Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Braunschweig
Auszeichnungen#
- Österreichisches Goldenes Verdienstkreuz, 1918
Werke (Auswahl) #
- Juda Gesänge 1900
- Lieder des Ghetto 1902
- Eine Reise nach Jerusalem 1906
- Die Bücher der Bibel 1908
- Die Bibel in Dr. Martin Luthers Übersetzung 1915
Weiterführendes#
- Jugendstil (AEIOU)
Web-Links#
Literatur#
- Stefan Zweig "E.M. Lilien Sein Werk" , Berlin 1903
- Michael Hasenklever (ed.) "E.M. Lilien Zeichnungen", München 1987
- Studia Judaica Austriaca " 200 Jahre jüdische Soldaten in Österreich" Jüdisches Museum Eisenstadt, 1989
- Erwin Schmidl "Lilien and the Austrian Presence in the Middle East"
- Micha and Orna Bar-Am "Painting With Light, The Photographic Aspect in the Work of Lilien", Tel Aviv Museum of Art, 1991
- Redaktion und Text: Kurt Hengl
- Alle Bilder aus: Wikicommons
Buchillustrationen#
Biblische Grafik#
Grafik und Lichtzeichnungen#
Ex Libris #