Mölk, Joseph Adam #
auch: Mölck, Mölckh
* März 1718, Wien-Rodaun
† 18. 2. 1794, Wien
Fresken- und Tafelmaler
Neuesten Forschungen zufolge wurde Joseph Adam Mölk, der letzte österreichische Maler des Spätbarock, am 17. März 1718 in der Kirche des Schottenstifts, Wien 1, getauft und (vermutlich einen Tag vorher) in Wien-Rodaun geboren. Auch sein Vater Matthias Mölk (Melck) war Kirchenmaler, er entstammte einem walgautypischen Geschlecht. Der Geburtsort Matthias Mölks (1680-1731) war Bludesch in Vorarlberg, nach seiner Heirat übersiedelte er im Jahr 1700 nach Wien (Spittelberg).
Joseph Adam Mölk wurde als 12-jähriges "Wunderkind" in die Kaiserliche Kunstakademie aufgenommen, wo auch sein Vater eingetragen war. Seinen ersten großen Auftrag, die (nicht mehr erhaltenen) Deckengemälde der Karmeliterkirche Rottenburg am Neckar, erhielt der junge Maler bereits 1738. Im selben Jahr heiratete er in Rottenburg Maria Josepha Dosch, die nach vier Jahren verstarb und ihm zwei kleine Kinder hinterließ.
J. A. Mölk arbeitete zunächst in Bayern, wo er zum "Bayrisch Churfürstlichen Hofmaler" ernannt wurde, und in Tirol. 1759 unternahm er eine Studienreise nach Venedig. Mitte der 1760er Jahre übersiedelte er in die Steiermark (Aufträge u.a. Servitenkirche Frohnleiten, Zisterzienserstift Rein, Schloss Thinfeld bei Deutschfeistritz). 1774 erhob ihn Kaiserin Maria Theresia mit dem Titel "Ritter von Mölk" in den Adelsstand.
Zur Zeit Kaiser Joseph II. arbeitete er in Niederösterreich (u.a. Pfarrkirche Heiligeneich, Wallfahrtskirche Maria Langegg, Pfarrkirche Großsiegharts). Die Reformen der Aufklärung stürzten Mölk in eine tiefe Sinnkrise, die Arbeiten des einstigen Malerfürsten wurden nur noch schlecht honoriert und er starb in Armut.
Die effektvollen Arbeiten Mölks waren zunächst von der Schulung durch seinen Vater gekennzeichnet und standen dann unter dem Einfluss der perspektivischen Illusionsmalerei von Andrea Pozzo. Nach seiner Venedigreise spielte für ihn auch Tiepolos Werk eine wesentliche Rolle.
Mit Johann Martin Schmidt traf Mölk in Niederösterreich zusammen, wobei seine künstlerische Beeinflussung durch den "Kremser Schmidt" in den späteren Werken ansatzweise zu erkennen ist. Joseph Adam Mölk hat im Lauf von 55 Jahren mit seinen Gehilfen mehr als 40 Kirchen, Klöster und Schlösser mit Malereien ausgestattet wobei er mit seinen Gehilfen oft mehrere Aufträge parallel ausführte.
Neue Mölk-Forschung#
2010 erschien in Graz die Arbeit "Joseph Adam Mölk. Neue Forschungen, Quellen, Fakten" von Elfriede Werthan, einer weitschichtigen Verwandten des Künstlers, und Richard Jindra, dem langjährigen Pfarrer der von Mölk ausgestatteten Kirche in Heiligeneich (Niederösterreich). Ihm gelang es, die Taufeintragung Joseph Adam Mölks in den Matriken des Schottenklosters, Wien 1, zu finden. Dadurch wurde die bisherige Annahme des Geburtsjahres 1714 eindeutig widerlegt. Die reich illustrierte Broschüre enthält auch nähere Angaben zur Familienforschung Mölks, ein Werkverzeichnis und eine Auflistung der von ihm gemalten Motive und Heiligen.
Werke (Auswahl)#
1738 - Rottenburg am Neckar (D), Karmeliterkirche (Deckenfresken, nicht erhalten)1741 - Nasgenstadt in Württemberg (D), Pfarrkirche (Deckenfresko)
1742 - Eichstätt (D), Pfarrkirche St. Walburg (Hochaltarbild)
1743 - Nassenfels bei Ingolstadt (D), Pfarrkirche St. Nikolaus (Hochaltarbild)
1745 - St. Johann in Tirol, Filialkirche St. Nikolaus (Wandgemälde)
1747 - Ammerfeld (D), Pfarrkirche St. Quirin (Kreuzweg); Antwort (D), Wallfahrtskirche (Deckenfresken)
1749 - Umratshausen (D), Wallfahrtskirche (Deckenfresken)
1750 - Neukirchen am Simsee (D); Wallfahrtskirche (Deckenfresken)
1750/51 - Ebbs bei Kufstein, Pfarrkirche (Deckenfresken, Seitenaltarbilder), Oberau, Pfarrkirche (Fresken)
1752 - Hall in Tirol, Stadtpfarrkirche (Deckenfresken, Seitenaltarbild); Maria Weißenstein (I), Wallfahrtskirche (Deckenfresken)
1753 - Sterzing (I), Pfarrkirche Ma. Moos (Deckenfresken); Ratschings (I), Pfarrkirche (Fresken); Trens bei Sterzing (I), Wallfahrtskirche (Deckenfresken)
1754/55 - Pfons bei Matrei am Brenner, Pfarrkirche (Deckenfresken, Hoch- und Seitenaltarbilder)
1755 - Ehrenburg (I), Propsteikirche (Decken- und Wandfresken)
1756 - Niederndorf bei Kufstein, Pfarrkirche (Deckenfresken); Hall in Tirol, Salinenkapelle (Deckenfresken)
1757 - Martell (I), Pfarrkirche (Fresken); München (D), Schloss Nymphenburg (Kaffeezimmer, nicht erhalten)
1758/59 - Schlanders (I), Pfarrkirche (Deckenfresken, Seitenaltarbilder); Schlanders (I), Spitalskirche (Wand- und Deckenfresken)
1759 - München (D), Schloss Nymphenburg (Deckenfresken in der Schlosskapelle)
1759/60 - Sillian, Dekanatskirche (Deckenfresken, Hoch- und Seitenaltarbilder )
1760 - Innsbruck, Nikolauskirche (Deckenfresken, nicht erhalten)
1761 - Lienz, Stadtpfarrkirche (Deckenfresko); Klagenfurt, Stadtpfarrkirche (Deckenfresken)
1762 - Assling, Ulrichskirche (Seitenaltarbild)
1764 - Innsbruck, Servitenkirche (Altarbilder, verschollen); Frohnleiten, Pfarr- und Klosterkirche Ma. Himmelfahrt (Decken- und Wandfresken, Hoch- und Seitenaltarbilder)
1766 - Deutschfeistritz, Schloss Thinnfeld (Fresken, Tapeten auf Leinwand); Wien, Servitenkirche (Deckenfresken der Peregrinikapelle); Rein, Stiftskirche (Deckenfresken)
1766-68 - Graz-Mariatrost, Wallfahrtskirche (Altarbild)
1767 - Rein, Zisterzienserabtei (Bilder im Refektorium); Passail, Dekanatskirche (Hochaltarbild, Ölgemälde)
1768 - Pinggau, Margaretenkirche (Hochaltarbild, Ölgemälde); Adriach, Georgskirche (Altarbild, Ölgemälde)
1769 - St. Jakob in der Breitenau, Filialkirche (Altarbild)
1770 - Anger, Pfarrkirche (Hochaltarbild); Graz-St. Leonhard (Ölbild)
1771 - Weizberg, Wallfahrtskirche (Wand- und Deckenfresken, Seitenaltarbilder); Weiz, Taborkirche (Hochaltarbild); Thannhausen, Schlosskapelle
1772 - Passail, Dekanatskirchen (Fresken im Chor); Hartberg-Ma. Lebing (Wand- und Deckenfresken); Graz, Grabenkirche (Seitenaltarbilder)
1772/73 - Hartberg, Stadtpfarrkirche (Deckenfresken, Seitenaltarbilder) , Pfarrhof (Fresken im Fürstenzimmer
1773 - Ma. Langegg, Wallfahrtskirche (Wand- und Deckenfresken, Seitenaltarbilder); Graz-Mariahilf (Deckenfresken, Gemälde, nur teilweise erhalten)
1774 - Aflenz, Pfarrkirche (Hochaltarbild); Adriach, Georgskirche (Fresken, Hochaltarbild)
1775 - Pernegg, Wallfahrtskirche (Deckenfresken) ; Mürzhofen, Johanneskirche (Hochaltarbild); Röthelstein, Oswaldkirche (Hochaltarbild); Marburg an der Drau (Slo), Dom (Fresken)
1776 - Thörl bei Aflenz, Schlosskapelle (Fresken, Altarbilder); Aflenz, Pfarrkirche (Hochaltar); Strass, Pfarrkirche (Wand- und Deckenfresken); Köflach, Pfarrkirche (Hochaltarbild)
1777 - Köflach, Pfarrkirche (Deckenfresken, Seitenaltarbilder); Oberwölz, Stadtpfarrkirche (Wand- und Deckenfresken, Altarbilder); Winklern bei Oberwölz, Wallfahrtskirche (Deckenfresken); Mariazell, Wallfahrtskirche (Altarbild)
1778 - Niederwölz, Pfarrkirche (Wand- und Deckenfresken); Oberwölz, Spitalskirche (Altarbild, nicht erhalten); Pöllau, Pfarrkirche (Seitenaltarbilder)
1779 - Pöllau, Pfarrkirche (Seitenaltarbilder); Fürstenfeld, Stadtpfarrkirche (Ölgemälde)
1781 - Heiligeneich, Wallfahrtskirche (Wand- und Deckenfresken, Seitenaltarbilder, Ölgemälde)
1782 - Ma. Langegg, Wallfahrtskirche (Bibliothek); Trasdorf, Ortskapelle (Ölgemälde)
1783 - St. Dionysen, Pfarrkirche (Hochaltarbild)
1784 - St. Dionysen (Ölgemälde); Michelhausen, Pfarrkirche (Wand- und Deckenfresken)
1786 - Stockerau, Stephanskirche (Seitenaltarbild, ersetzt)
1787 - Michelhausen, Pfarrkirche (Ölgemälde)
1788 - Großsiegharts, Pfarrkirche (Seitenaltäre, teilweise erhalten); Tulbing, Pfarrkirche (Hochaltarbild)
1789 - Ma. Langegg, Wallfahrtskirche (Deckenfresko); Michelhausen, Pfarrkirche (Fresken, teilweise erhalten)
1790 - Zwentendorf, Pfarrkirche (Hochaltarbild mit Aufsatzbild); Michelhausen, Pfarrkirche (Ölgemälde); Asperhofen, Pfarrkirche (Hochaltarbild); Klosterneuburg (Ölgemälde im Stift), Wien, Servitenkloster (Ölgemälde)
1791 und 1793 - Tulbing, Pfarrkirche (Seitenaltarbilder und Ölgemälde, nicht erhalten)
Literatur#
- Werthan, Elfriede; Jindra, Richard. Joseph Adam Mölk. Neue Forschungen, Quellen, Fakten, 2010
- J. Mölk, Ausstellungskatalog, Maria Langegg, 1994
- Wilhelm Pannold, J.A. Mölk und sein Werk in der Steiermark, 1961
- Neue Deutsche Biographie
- Ilg in "Grazer Tagespost" 1882
- Janisch, Topogr.-Statist. Lex., 1, 435, 446, 758; II, 172, 527, 670, 711; III, 1138, 1289, 1292, 1360, 1370, 1490
- Wastler, Künstlerlexikon, 102-105
- Andorfer in Thieme-Becker, XXV, 2 f.
- "Steiermark. Land, Leute, Leistung", 2. Ausg., 551, 603
- Dehio, Steiermark, 17 f., 21, 32, 51, 54, 83, 120, 136 f., 161., 177, 182, 195, 197, 202 f., 207, 221, 226, 234, 284, 290, 295, 309 f., 314
- Kohlbach, Stifte, 61, 128, 282
- Reclams Kunstführer Österr., II incl. der außersteirischen Arbeiten, an zahlr. Stellen [Register dort auf 881]
- Alte steirische Herrlichkeiten, 11, 75-76, 83, 85-86
- Feuchtmüller, Kunst in Österr. II, 19, 107, 111, 114 f., 116
- Winklern, Ilg: Grazer Tagespost 1882
- Personenlexikon Österreich, 333
- List, 2, 639-640
Quellen#
- AEIOU
- TIROL multimedial
- burgen-austria.com
- Bundesdenkmalamt
- Weizer Pfingstvision
- Diözesanmuseum Graz
Redaktion: A. Geiger, I. Schinnerl, hmw