Morton, Frédéric #
(eigentlich Fritz Mandelbaum)
* 5. 10. 1924, Wien
† 20. 4. 2015, Wien
Schriftsteller
Frédéric Morton wurde am 5. Oktober1924 als Fritz Mandelbaum in Wien als Sohn eines jüdischen Metallwaren-Fabrikanten geboren.
Nach dem "Anschluss" musste die Familie emigrieren - 1939 kamen sie nach England, wo Fritz eine Bäckerlehre begann und 1940 schließlich nach New York.
Da mit dem Namen Mandelbaum auch in den USA antisemitische Probleme verbunden waren, musste Vater Mandelbaum den Familiennamen auf Morton umändern – aus Franz und Rosa Mandelbaum wurden Frank und Rose Morton, aus Fritz und seinem Bruder Hans Fred und John Morton. (Seinen Vornamen Frédéric legte er sich nach dem Erscheinen seines ersten Buches auf Anraten seines Verlegers zu.)
Fritz, nunmehr Fred Morton, besuchte hier zunächst die Bäckergewerbeschule und begann dann ein Studium der Nahrungsmittelchemie. Hier erwachte sein Interesse an Literatur und schlussendlich schloss er sein Studium nicht ab, sondern ging an die New School for Social Research, wo er später ein Master Degree für Sprachenphilosophie erwarb und wo er auch mit der deutschsprachigen Exilliteratur in Kontakt kam.
Er schrieb sein erstes Buch "The haunt", benannt nach einem Gedicht des englischen Lyrikers Francis Thompson ("The haunt of haven"), das - zu seinem eigenen Erstaunen - sogar einen Literaturpreis errang.
Einem Stipendium für die Columbia Universität folgte eine mehrjährige Lehrtätigkeit für englische Literatur an verschiedenen Universitäten, obwohl er noch gar nicht fertig studiert hatte.
Mit journalistischen und literarischen Beiträgen in Zeitungen und in großen Magazinen wie der "New York Times", "Esquire", "Playboy", "The Atlantic" und "Hudson Review" bestritt Frederic Morton seinen Lebensunterhalt, denn seine zwei nächsten Bücher genossen zwar ebenfalls Ansehen in der Fachwelt, wurden aber kommerziell kein großer Erfolg.
Für ein Reisemagazin reiste er gemeinsam mit seiner Frau, einer Reise- und Gourmetjournalistin, erstmals wieder nach Österreich, um über die gehobene Gesellschaftsschicht und über Essen und Trinken zu schreiben.
Der Durchbruch gelang Frederic Morton 1962 mit dem Roman "Die Rothschilds", der in 23 Sprachen übersetzt wurde, in mehreren Ländern auf den Bestsellerlisten stand und als Vorlage für ein Broadway-Musical diente.
So begann Frederic Morton, die österreichische Geschichte mehr und mehr zu seinem Generalthema zu machen. Es folgten u. a. der Roman "Ein letzter Walzer", der Wien und seine Bürger rund um den Selbstmord Kronprinz Rudolfs 1888/89 beschreibt und der Roman "Wetterleuchten", der die Ereignisse und die aufkeimende Kriegseuphorie im Wien von 1913/14 rund um die Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinands aufrollt.
Seine "Reisebeschreibung" der Stadt New York "Crosstown Sabbath - Über den Zwang zur Unrast" wurde vom ORF unter der Regie Curt Faudons verfilmt; aus seinem Roman "Ein letzter Walzer" entstand mit "Rudolf - Affaire Mayerling" ein Musical, das ein Jahr lang am Wiener Raimund Theater lief.
Seiner Heimatgasse in Wien-Hernals, der Thelemangasse, setzte Frederic Morton im Roman "Die Ewigkeitsgasse" ein berührendes Denkmal.
Zweimal war Frederic Morton für den National Book Award nominiert; auch die Stadt Wien zeigte sich schon früh stolz auf ihren populären Sohn – so erhielt er bereits 1986 das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, weitere Ehrungen sollten folgen.
Frederic Morton lebte seit seiner Emigration aus Wien in New York und hielt die Verbindung zu seiner Heimatstadt durch regelmäßige Besuche seiner "alten Heimat" aufrecht. Er blieb bis zuletzt aktiv und hielt auch noch immer Vorträge - er starb am 20. April 2015 in seiner Heimatstadt Wien.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Dodd - Mead Intercollegiate Fellowship Prize, 1947
- "Fellow" an der Columbia University, 1953
- Author of the Year (Award der National Anti-Defamation League), 1962
- Lotus Club Merit Award, 1971
- Verleihung des Titels Professor, 1980
- Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien, 1986
- Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 2001
- Sein Buch "Ewigkeitsgasse" wurde in Wien als Gratisbuch im Rahmen der Aktion "Eine Stadt - ein Buch" in einer Anzahl von 100.000 Stück verteilt, 2002
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 2003
- Siemens Life Award, 2005
Werke (Auswahl)#
Bücher- The Hound, 1947
- The Darkness Below, 1949
- Asphalt and Desire, 1952 (Asphalt und Begierde, 1961)
- The Witching Ship, 1960
- Das Zauberschiff, 2000
- The Schatten Affair, 1965
- Die Affäre Schatten, 1966
- Snow Gods, 1968
- The Unknown Woman, 1976
- A Nervous Splendour - Vienna 1888/89, 1979
- Schicksalsjahr Wien 1888/89, 1981
- Ein letzter Walzer: Wien 1888/89, 1997
- The Forever Street, 1984
- Ewigkeitsgasse, 1996
- Crosstown Sabbath, 1987
- Über den Zwang zur Unrast, 1993
- Thunder at Twilight. Vienna 1913-1914, 1989
- Wetterleuchten, Wien 1913/14, 1990
- Geschichten aus zwei Welten, 1996
- Durch die Welt nach Hause. Mein Leben zwischen Wien und New York, 2006
- Der Kommandant. Eine Groteske, 2011
Film
- Zwang zur Unrast. Drehbuch (nach dem Roman "Crosstown Sabbath - A street jouney through history" von Frédéric Morton): Kurt M. Faudon, Frédéric Morton. Regie: Kurt M. Faudon. Darsteller: Frédéric Morton. ORF, 1994
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- Literaturhaus Wien
- Die Presse
- Hanser Literatur Verlage
- ORF, Ö1
- Wiener Zeitung
- APA / OTS Presseaussendungen
Redaktion: I. Schinnerl