Neff, Dorothea#
* 21. 2. 1903, München (Deutschland)
† 27. 7. 1986, Wien
Schauspielerin
Nach einer Ausbildung in München führte ihre Bühnenlaufbahn sie zunächst in der Rolle der jugendlichen Heldin und Liebhaberin nach Regensburg und Aachen, dann als Charakterdarstellerin an das Staatstheater in München, über Köln und Königsberg 1939 an das Wiener Volkstheater.
Sie trat damals auf der Bühne in klassischen Heldinnenrollen auf und zeigte auch im Privatleben Mut und Zivilcourage: in ihrer Wohnung versteckte sie von September 1941 bis April 1945 ihre jüdische Freundin, die Kölner Kostümbildnerin Lilli Wolff, und gefährdete damit ihre Theaterkarriere und ihr Leben.
Nach dem Krieg wanderte Lili Wolff in die USA aus, Dorothea Neff setzte ihre Karriere im Volkstheater, Burgtheater und Akademietheater fort und schrieb im Wiener Nachkriegs-Theater Geschichte. Sie spielte in Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" im Volkstheater die Großmutter, die Titelrolle in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame", die Mutter in "Die chinesische Mauer" und 1963 Brechts "Mutter Courage". Für diese Rolle wurde sie mit der Josef Kainz-Medaille ausgezeichnet.
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, trotz etlicher Netzhautoperationen erblindete die Künstlerin 1967 völlig. Trotzdem stand "DIE Neff" weiter auf der Bühne und glänzte am Burgtheater u.a. als Marthe Schwerdtlein im "Faust" und als Elisabeth in "Maria Stuart". Sie vermittelte ihr Wissen auch an junge Kolleginnen wie Andrea Eckert, Julia Stemberger und Senta Berger.
Erst in ihrem vorgerückten Alter erfuhr man, dass sie während der NS-Zeit jahrelang eine jüdische Freundin in ihrer Wohnung versteckt gehalten und ihr dadurch das Leben gerettet hatte. Bei einer feierlichen Zeremonie im Wiener Akademietheater wurde Dorothea Neff 1979 von "Yad Vashem" als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.
Am 27. Juli 1986 verstarb Dorothea Neff in Wien; sie ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Felix Mitterer setzt in seinem neuen Stück „Du bleibst bei mir“ - einem Auftragswerk für das Volkstheater - dieser großartigen Schauspielerin und Widerstandskämpferin ein Denkmal.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Josef Kainz-Medaille, 1963
- Ein Baum in der "Allee der Gerechten unter den Völkern" in Jerusalem trägt ihren Namen
- Ehrenurkunde und Medaille von Yad Vashem, der Holocaust-Helden und Märtyrer-Gedächtnisstätte in Jerusalem
- ein Park im 7. Wiener Bezirk ist nach ihr benannt
- das Volkstheater Wien vergibt ihr zu Ehren jährlich den "Dorothea-Neff-Preis" (vormals Karl-Skraup-Preis) für Regie und Schauspiel
Werke (Auswahl)#
unzählige TheaterrollenFilme
- Praterbuben, 1964
- Das singende Haus, 1948
- Gottes Engel sind überall, 1948
- Das unmögliche Mädchen / Fräulein Bimbi, 1951
- Abenteuer in Wien, 1952
- Schicksal am Lenkrad, 1954
- Herr Puntila und sein Knecht Matti, 1955
- Eva küßt nur Direktoren, 1957
- Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin, 1957
- Die Halbzarte, 1958
- Familie Leitner (TV Serie), 1958
- Ich heirate Herrn Direktor, 1960
- Liebe im September, 1962
- Wind von Südost, 1985
- Mit meinen heißen Tränen (TV), 1986
- Francesca, 1987
Literatur#
- P. Kunze, D. Neff, 1983
Quellen#
- AEIOU
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992
- ORF Ö1
- Wien.at
- Volkstheater
- Wiener Zeitung
- Mediathek
Historische Bilder zu Dorothea Neff (IMAGNO)
Redaktion: I. Schinnerl