Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Rabinowich, Julya #

*1970, Leningrad (heute St. Petersburg, Russland)


Schriftstellerin, Dramatikerin, Malerin und Simultandolmetscherin


Julya Rabinowich wurde 1970 in St. Petersburg (damals Leningrad) in einer Künstlerfamilie geboren und emigrierte sieben Jahre später mit ihrer Familie nach Wien.

Sie studierte von 1993 bis 1996 Dolmetsch an der Universität Wien und begann 1998 ein Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien mit Schwerpunkt Malerei und Philosophie, das sie 2006 mit dem Diplom abschloss (ihre Diplomarbeit waren sechs große Ölbilder mit dominanten Rottönen zum Thema "Spaltkopf" - ein mythisches Monster, das sich "von den Gedanken und Gefühlen anderer ernährt", wie es in ihrem ersten Buch heißt) und machte zusätzlich eine Psychotherapieausbildung.


Seit 2006 arbeitet sie als Dolmetscherin in Psychotherapie-Sitzungen für das Wiener Integrationshaus und den Diakonie Flüchtlingsdienst.

Neben den 7 Theaterstücken, die sie bisher schrieb und die zuletzt auf verschiedenen Wiener Bühnen uraufgeführt wurden, veröffentlichte sie in Anthologien und schrieb Essays und Berichte (u.a. für "Der Standard" und "Falter").


Für ihr Romandebüt "Spaltkopf" (2009) wurde sie mit dem Rauriser Literaturpreis für die beste Prosa-Erstveröffentlichung ausgezeichnet, 2011 erschien er in englischer Übersetzung.


Julya Rabinovich lebt als freie Malerin, Schriftstellerin und Simultandolmetscherin mit ihrer Tochter in Wien.

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#

  • 1. Preis der edition exil, schreiben zwischen den kulturen 2003
  • Arbeitsstipendium der Stadt Wien 2004
  • Stipendium der Wiener Wortstätten, 2006/2007
  • Buchprämie für besonders gelungenes Debut des BKA für "Spaltkopf", 2008
  • Rauriser Literaturpreis 2009
  • MiA - award 2009
  • Projektstipendium des BKA 2009
  • Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien, 2010

Werke (Auswahl)#

Publikationen

  • Be-Sitzer, Bilderbuch für Erwachsene, Publikationsreihe Hofmobiliendepot 2004
  • Drama "Tagfinsternis", 2007
  • Debutroman "Spaltkopf", 2008
  • Roman "Herznovelle", 2011
  • "Splithead" (englische Übersetzung von "Spaltkopf"), 2011
  • Roman "Krötenliebe", 2016
  • zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, schrieb Essays und Berichte (u.a. für "Der Standard" und "Falter")

Uraufführungen und Theaterstücke

  • Drama "Tagfinsternis", 2007
  • Uraufführung des Stückes "nach der Grenze" 2007, WUK
  • Uraufführung Musiktheater "Romeo +- Julia", Schauspielhaus Wien, 2008
  • Uraufführung/Installation "Orpheus im Nestroyhof", Nestroyhof am 26.10. 2008
  • Uraufführung "Fluchtarien. Monolog für drei Stimmen und eine Tastatur", Volkstheater, 2009
  • "Stück ohne Juden", Uraufführung im Rahmen von "Go West?", Volkstheater 2010
  • Uraufführung "Auftauchen. Eine Bestandsaufnahme", Volkstheater 2010



Leseprobe: Julya Rabinowich - Herznovelle#


"Wie können Sie mich so behandeln", sage ich, "Sie haben mein Herz gesehen. Wie können Sie."
"Ich habe Ihr Herz nicht gesehen", sagt er, ruhig, nicht einmal gereizt.
Er nimmt mich an der Schulter, nicht fest, und dreht mich zur Tür.
Ich rühre mich nicht. Ich spüre Tränen hochsteigen, bitter wie die Medizin nach der Operation, ich lasse sie unbeteiligt ihren Weg über mein Gesicht suchen, hinein in die Augenringe, dann den Backenknochen entlang.
"Bitte", sagt er, "ich bitte Sie. So geht das nicht weiter."
Ich drehe mich um und schlage auf seinen Tisch ein und die Glasplatte bricht und da ist Rot in dem vielen Weiß, in unregelmäßigen Tropfmustern, und meine Augen werden schwarz und verbreitern sich über mein Gesicht und darüber hinaus und dehnen sich durch den ganzen Raum aus wie das Universum nach dem Urknall, bis alles schwarz ist und sehr leise.

"Bitte gehen Sie", sagt er verzweifelt, "gehen Sie jetzt."
Das schmerzt mich so, dass ich aufwache, um diesem Gefühl zu entgehen.


(S. 75)
© 2011 Deuticke Verlag, Wien. Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
LITERATURHAUS

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl