Schwarz, David #
* 7. 12. 1850, Keszthely (Ungarn)
† 13. 1. 1897, Wien
Holzhändler, Techniker, Erfinder
Über seine Ausbildung und den beruflichen Werdegang sind nur ungenaue Fakten bekannt: so wuchs er in Keszthely auf, erhielt angeblich nur eine Grundschulbildung (besuchte von 1856 bis 1860 die Gemeindeschule in Keszthely),soll dann als Jugendlicher eine Kaufmannslehre absolviert und sich im Holzhandel selbständig gemacht haben.
Ab Ende der 1870er Jahre lebte er in Eszég/Osiek (Osijek), heiratete 1880 in Zagreb Melanie Kaufmann, deren Vater ebenfalls Holzhändler gewesen sein soll, und übersiedelte Mitte der 1880er Jahre nach Agram.
David Schwarz hatte keine spezielle technische Ausbildung, beschäftigte sich jedoch intensiv autodidaktisch mit verschieden technischen Dingen und entwickelte z.B. auch Verbesserungen für Holzschneidemaschinen. Als im Winter 1888 die Holzfällerarbeiten, die er in einem neu gekauften Forst überwachen musste, länger als geplant dauerten und die Abende lang wurden, begann er sich – angeregt durch Lektüre von technischen Büchern – mit den technischen Problemen der Luftfahrt zu beschäftigen.
Dabei entstand das Konzept eines Ganzmetall-Luftschiffs: im Unterschied zu den bisher verwendeten Ballonen sollte dieses Luftschiff lenkbar sein, der Tragkörper im Inneren ein System von Versteifungen zur besseren Druckverteilung aufweisen und die Außenhaut zur Gänze aus Aluminium bestehen.
1891 bot David Schwarz sein Projekt vergeblich dem österreichisch-ungarischen Kriegsministerium in Wien an, danach der russischen Botschaft in Wien. Der russische Kriegsminister genehmigte die Anreise nach St. Petersburg und stellte Gelder zum Bau eines Prototypen zur Verfügung.
Im westfälischen Metallindustriellen Carl Berg konnte er einen Partner gewinnen, der ihm die Arbeit mit dem damals gerade neu aufgekommenen Werkstoff Aluminium ermöglichte. Schwarz schloss 1892 mit Berg einen Vertrag über die Lieferung der Aluminiumteile gegen eine Erfolgsbeteiligung.
1892 begann er im Luftschiffer-Übungspark von St. Petersburg das erste Ganzmetall-Luftschiff der Welt zu bauen und präsentierte es im März 1893 einer russischen Kommission. Aufgrund von Materialproblemen und administrativen Hürden verzögerte sich jedoch die Fertigstellung des Luftschiffs bis August 1894.
Als eine Probefahrt aufgrund von Schwierigkeiten mit der Gasfüllung des Tragkörpers scheiterte - ob die Gasqualität mangelhaft war oder konstruktive Probleme auftraten, ist nicht geklärt -, stellten die russischen Behörden im Oktober 1894 das Projekt ein.
Schwarz - und später auch seine Witwe - behaupteten, dass dort auch Probefahrten gemacht worden waren, was jedoch nie belegt werden konnte. Die Versuche wurden jedenfalls eingestellt und Schwarz reiste ab.
David Schwarz ging daraufhin nach Deutschland und bot seine Entwicklung gemeinsam mit Berg vergeblich den preußischen Militärbehörden an.
Diese genehmigten aber die Montage eines von Berg finanzierten Neubaus auf dem Übungsplatz der Luftschiffertruppe in Berlin-Tempelhof.
1895 erfolgte auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin die Endmontage seines zweiten Luftschiffes: die Teile wurden im Werk von Carl Berg in Eveking/Westfalen produziert und in Berlin unter der Anleitung von Schwarz zusammengesetzt; die preußische Luftschiffer-Abteilung stellte dafür ihr Gelände und zeitweilig auch Personal zur Verfügung.
Die erste Füllung am 9. Oktober 1896 misslang wegen schlechter Gasqualität, Schwarz reiste zurück nach Zagreb und verstarb - auf der Reise nach Berlin zur erneuten Füllung des Luftschiffs - am 13. Jänner 1897 in Wien an einer Lungenblutung.
Seine Witwe setzte zusammen mit Carl Berg das Werk fort. Das erste Ganzmetall-Luftschiff stieg am 3. November 1897 vom Tempelhofer Feld auf, erreichte eine Höhe von 400 m und erbrachte somit den Nachweis der Flugfähigkeit und Steuerbarkeit.
Allerdings musste es notlanden, da die Antriebsriemen der Luftschrauben abrutschten und somit die Steuerung ausfiel. Das steuerlose Luftschiff legte zwar noch 6 km zurück, wurde aber dann von starkem Wind zu Boden gedrückt und zerschellte - der Pilot erlitt nur leichte Verletzungen.
Zu den Schaulustigen zählte auch der eigens angereiste Graf Zeppelin. Trotz des Scheiterns der Jungfernfahrt des Schwarz'schen Luftschiffes erkannte er das Potential der Erfindung und kaufte kurze Zeit später das Patent.
(Am 2. Juli 1900 stieg erstmals ein Ganzmetall-Luftschiff von Ferdinand Graf v. Zeppelin auf, im August 1929 kam es zur Weltfahrt des Luftschiffs LZ 127 "Graf Zeppelin" und am 6. Mai 1937 beendete die Brandkatastrophe des Zeppelin-Luftschiffs LZ 129 "Hindenburg" in Lakehurst (USA) die interkontinentale Luftschiffahrt.)
Das Schwarz'sche Luftschiff war das erste Ganzmetall-Luftschiff der Welt gewesen und - außer dem amerikanischen ZMC-2 aus den 1930er Jahren - erhob sich kein weiteres Schiff dieser Konstruktionsweise mehr in die Luft.
Die Stadt Wien ehrte David Schwarz durch ein Ehrenbegräbnis und mit einem Grabmal auf dem Zentralfriedhof.
Literatur#
- Neues Wiener Journal, 26.10.1924
- C. Berg, David Schwarz - Carl Berg - Graf Zeppelin. Ein Beitrag zur Geschichte der Luftfahrt, 1926
- C. Rotem, David Schwarz. Tragödie des Erfinders, 1983
- Zeppelin und Frankreich. Szenen einer Hassliebe. Friedrichshafen 1998
- Seifert, Karl-Dieter, "Schwarz, David", in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 805-806 Onlinefassung
Weiterführendes#
- Reisinger, B.: Neandertaler der Lüfte (Essay)
- Historische Bilder zu David Schwarz (IMAGNO)
- Für viele Details zur Ballonfahrt siehe das Ballonbuch von Alfred Eitel
Quellen#
- AEIOU
- Lilienthal Museum
- Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin
- Viennatouristguide.at
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- F. Czeike, Historisches Lexikon Wien 5, 1997
- 75 Years Since the Hindenburg Disaster (Die Geschichte des "Graf Zeppelin" und der "Hindenburg" in Bildern, "The Atlantic")
- Wiener Zeitung