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Seidl, Ulrich Maria#

* 24. 11. 1952, Wien


Filmregisseur, Drehbuchautor, Produzent


Ulrich Seidl
Ulrich Seidl, Österreichischer Filmpreis 2013 im Festsaal des Rathauses in Wien..
Foto: Manfred Werner. Aus: Wikicommons unter CC

Ulrich Maria Seidl wurde am 24. November 1952 in Wien geboren und wuchs im niederösterreichischen Horn in einer gutbürgerlichen, katholischen Arztfamilie auf.

Vom Elternhaus war Ulrich Seidl eigentlich das katholische Priesteramt zugedacht, er aber hatte schon als Jugendlicher seine Liebe zum Film entdeckt und schlich an den Wochenenden in das für ihn verbotene Kino: Uschi-Glas- und Westernfilme waren erste prägende Filmerfahrungen.
Nach der Matura ging er nach Wien und studierte hier Publizistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte; mit Jobs als Nachtwächter, Lagerarbeiter und als Medikamentenversuchskaninchen finanzierte er sein Studium.


Erst spät, im Alter von 26 Jahren, begann er eine Regie-Ausbildung an der Wiener Filmakademie, die er - nach seinem Debüt "Einsvierzig" (über einen Liliputaner) und dem umstrittenen Film "Der Ball" - jedoch vorzeitig wieder abbrach. Seit 1982 lebt Ulrich Seidl als freischaffender Regisseur von (Dokumentar-)Filmen und arbeitet auch für den ORF und ausländische Fernsehanstalten.

Inzwischen hat Seidl selbst schon auf Filmakademien gelehrt und gilt als einer der Vorreiter einer verstärkten Suche nach Realismus im europäischen Kino. Er ist einer der profiliertesten und gleichzeitig umstrittensten österreichischen Regisseure, der sich als "Experte für menschliche Abgründe" und "Spezialist für das Genre der stilisierten Dokumentation" etablierte.

Sein kritischer Blick auf die Gesellschaft und die besondere ästhetische Form seiner Filme haben den Drehbuchautor, Regisseur und Produzenten zu einem Aushängeschild für den österreichischen Film gemacht - auch wenn seine Filme nicht zuletzt auch hierzulande oft heftige Reaktionen ernten.

Dokumentarfilme wie "Good News", "Die letzten Männer" oder "Tierische Liebe" wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; seine Doku "Jesus, du weißt" verwandelte Seidl an der Berliner Volksbühne schließlich auch in ein Theaterstück mit dem Titel "Vater unser". "Hundstage" war Ulrich Seidls erster Spielfilm und wurde 2001 mit dem Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Venedig bedacht.


2003 gründete er die 'Ulrich Seidl Filmproduktion GmbH' und tritt seitdem auch als Produzent seiner Filme auf - mit "Import Export" war er 2007 im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Cannes vertreten.


"PARADIES: Liebe", der erste Teil seines Filmtriptychons über drei Frauen, die auf sehr unterschiedliche Weise nach dem Glück suchen, feierte im Frühjahr 2012 bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes Premiere. "PARADIES: Glaube", der zweite Teil der Trilogie, wurde im Wettbewerb des 69. Film Festivals von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.


Preise, Auszeichungen (Auswahl):

  • Wiener Filmpreis (für "Good News"), 1991
  • Prix des Bibliotheques, Paris, 1991
  • The Jury Prize Amsterdam (für "Mit Verlust ist zu rechnen"), 1992
  • Preis der österreichischen Filmtage (für "Mit Verlust ist zu rechnen"), 1992
  • Goldener Kader für den besten Dokufilm (für "Mit Verlust ist zu rechnen"), 1992
  • Preis für die beste Dokumentation, Potsdam 1996 (für "Tierische Liebe")
  • Publikumspreis des Filmfestivals von Sarajewo (für "Models"), 2000
  • Preis für den der erfolgreichste österreichischen Kinofilm des Jahres 2001/2002
  • Grosser Preis der Jury in Venedig (Silberner Löwe für "Hundstage"), 2001
  • Würdigungspreis des Bundeskanzleramt, 2002
  • Erich-Neuberg-Preis, Wien, 2003
  • Bester Dokumentarfilm in Karlovy Vary (für "Jesus, du weißt"), 2003
  • Best Director Riga, Lettland, 2004
  • Kulturpreis des Landes Niederösterreich, 2005
  • Bester Spielfilm, 4th Filmfestival of Yerevan Armenien (für "Golden Apricot") , 2007
  • Amnesty International Award, Festival Internacional de Cinema Independente / Lissabon, 2008
  • Bremer Filmpreis, Deutschland, 2010
  • Preis für das beste Drehbuch beim Festival Cinema Europeo (für "PARADIES: Glaube"; gemeinsam mit Veronika Franz), 2012
  • Spezialpreis der Jury bei den Filmfestspielen Venedig 2012 (für "PARADIES: Glaube"), 2012
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2013

Werke (Auswahl)#

  • Einsvierzig, 1980
  • Der Ball, 1982
  • Krieg in Wien, 1989
  • Good News. Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern, 1990
  • Für eine schöne Welt, 1991
  • Mit Verlust ist zu rechnen, 1993
  • Die letzten Männer (TV), 1994
  • Tierische Liebe, 1994
  • Bilder einer Ausstellung (TV), 1996
  • Der Busenfreund (TV), 1997
  • Spass ohne Grenzen (TV), 1998
  • Models, 1998
  • Hundstage, 2001
  • Zur Lage, 2001
  • Jesus, Du weißt, 2003
  • Vater unser (Aufzeichnung/Volksbühne Berlin), 2004
  • Brüder lasst uns lustig sein, 2006
  • Import Export, 2007
  • Paradies: Liebe, 2012
  • Paradies: Glaube, 2012
  • Paradies: Hoffnung, 2013

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl