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Voegelin, Eric#


* 3. 1. 1901, Köln (Deutschland)

† 19. 1. 1985, Palo Alto (Kalifornien, USA)


Politologe und Philosoph


Eric Voegelin wurde am 3. Jänner 1901 als Erich Hermann Wilhelm in Köln geboren.

1910 übersiedelte seine Familie nach Wien, wo er aufwuchs. Ab 1919 absolvierte er an der Universität Wien ein Studium an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, das er 1922 mit der Promotion zum Dr. rer. pol. abschloss (mit einer von Hans Kelsen und Othmar Spann betreuten Arbeit zum Thema "Wechselwirkung und Gezweiung. Eine methodenkritische Untersuchung").

1924 ging Erich Voegelin mit einem Stipendium der Rockefeller Foundation für zwei Jahre in die USA und schloss einen einjährigen Studienaufenthalt in Frankreich an. (In den USA stellte er fest, dass sich die amerikanische Philosophie unabhängig von der europäischen entwickelte hatte, was für sein Denken durchaus richtungsweisend war.)
1928 habilitierte er sich an der Universität Wien und wurde 1929 Privatdozent für Staatslehre und Soziologie; 1936 wurde er Assistenzprofessor (für Staatslehre sowie Soziologie) und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent für Verfassungs- und Verwaltungsrecht bei Hans Kelsen.

Nach dem "Anschluss" an das Deutsche Reich musste Erich Voegelin 1938 Österreich verlassen; er emigrierte in die USA, wo er an verschiedenen Universitäten lehrte - ab 1942 als Professor an der Louisiana State University in Baton Rouge. Hier entstanden jene Werke, die ihn als politischen Philosophen bekannt machten: "The New Science of Politics" (1952) sowie die ersten Bände seines Hauptwerkes "Order and History".

1944 wurde Eric Voegelin amerikanischer Staatsbürger; 1958 kehrte er nach Europa zurück. Er nahm einen Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität in München an und baute dort das Institut für Politische Wissenschaft auf. Nach seiner Emeritierung 1968 kehrte Eric Voegelin aber wieder in die USA zurück und arbeitete an der renommierten Hoover Institution on War, Revolution and Peace in Stanford/California.

Das Lebenswerk Eric Voegelins beschäftigt sich mit den Grundproblemen menschlicher Existenz in Gesellschaft und Geschichte. Man kann sein Schaffen grob in zwei Phasen unterteilen – vor und nach der Emigration: In seinen vor der Emigration entstandenen Büchern "Rasse und Staat" oder "Die Politischen Religionen" beschäftigte er sich u.a. mit der Rassenfrage und dem autoritären Staat (Er stellte grundsätzlich das Funktionieren eines pluralistischen Parteienstaates in Frage und war Verfechter einer politischen Umgestaltung Österreichs in einen autoritär-faschistischen Staat); Seine späteren Werke sind stark geisteswissenschaftlich und historisch geprägt und knüpfen auch an Theologie, Philosophie und Philologie an. Eric Voegelin verstand sich selbst Zeit seines Lebens in erster Linie als Politikwissenschaftler.

Eric Voegelin - einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten politischen Denker der Nachkriegszeit – starb am 19. Jänner 1985 in Palo Alto in Kalifornien kurz vor Abschluss des fünften und letzten Bandes von "Order and History", der 1987 posthum unter dem Titel "In Search of Order" erschien.

Nach und nach wurden seine Werke in verschiedene Sprachen übersetzt; Anfang der 1990er Jahre wurde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München – am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft – das Eric-Voegelin-Archiv gegründet, um sein philosophische Werk einer größeren Leserschaft in Deutschland zugänglich zu machen. Sein Nachlass lagert in den Archiven der Hoover Institution.

Werke (Auswahl) #

  • Rasse und Staat, 1933
  • Die Rassenidee in der Geistesgeschichte von Ray bis Carus, 1933
  • Der autoritäre Staat, 1936
  • Die politischen Religionen, 1939
  • The New Science of Politics. An Introduction, 1952
  • Order and History (5 Bände), 1956 – 1987
  • Wissenschaft, Politik und Gnosis, 1959
  • Anamnesis. Zur Theorie der Geschichte und Politik, 1966
  • Autobiographische Reflexionen (Hg. P. J. Opitz), 1994

Literatur#

  • A. Dempf (Hg.), Politische Ordnung und menschliche Existenz. Festgabe für Eric Voegelin zum 60. Geburtstag, 1962
  • B. Cooper, The Political Theory of Eric Voegelin, 1986
  • M. Henkel, Eric Voegelin zur Einführung, 1998
  • G. L. Price, Eric Voegelin. International bibliography, 2000
  • P. J. Opitz (Hg.) Glaube und Wissen. Der Briefwechsel zwischen Eric Voegelin und Leo Strauss von 1934 bis 1964, 2010

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl