Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Zagony, Szabo Lily#

* Szasregen, 1900
† Lienz, 1992

Zagony Szabo Erszebet kommt am 5. 5. 1900 als dritte Tochter eines weithin bekannten und sehr verehrten Landarztes, Dr. Zagony-Szabo Kalman, - im Ungarischen folgt der Vorname dem Nachnamen - zur Welt. Revesz Erszsebet, ihre Mutter, stammt aus einer angesehenen Familie, und von daher steht der etwas eigenwilligen aber ehrgeizigen jungen Lily nichts im Weg Kunstmalerin zu werden, denn die Malerei ist von früh an ihre Leidenschaft. Wenn da nicht die Unmöglichkeit dieses Ansinnens gewesen wäre. Nicht nur “tat man das nicht”, es war gesellschaftlich unannehmbar und verpönt. Die Hochschulen und Universitäten lassen auch Frauen zum Studium der Bildenden Künste noch nicht zu. Zu deutschen Landen nannte man sogar die begabtesten Künstlerinnen abschätzig “Malweiber”.

Aber Lily setzt sich durch.

Prägend ist, dass sie zweimal flüchten und alles hinter sich lassen muss, erst als Zwanzigjährige im ersten Weltkrieg, dann als 45-jährige zu Ende des Zweiten.

Als sie nach dem Zusammenbruch der Achse, 1918, und dem darauf folgenden Ungarisch-Rumänischen Krieg in die nun fremdbeherrschte Heimat zurück-kehrt (Anmerkung 1 am Ende), ist dort nichts wie früher, nur die lokale Lebensart und die Reputation ihrer Familie. Die Eigentumsverhältnisse bleiben zwar weitgehend bestehen, aber Rumänisch lernt sie nicht.

Trotzdem gelingt es ihr einen Studienplatz an der Akademie der Bildenden Künste in Budapest zu erringen (1918 - 24, mit Unterbrechungen) und absolviert ihre Ausbildung als akademische Kunstmalerin unter Deak Ebner Lajos, der die Schule für Malerei dort viele Jahre leitet (die sogenannten Budapester Schule. Aus dieser Zeit stammen auch dessen begabteste Schüler, Jaritz Jozsa und die früh verstorbene Korb Erszebet). Um 1925 vertieft sie ihr Können in der bekannten Künstlerkolonie in Nagybanya). Unvergessliche Jahre für sie, aber die ausgeprägte Individualistin will mehr. Vor allem in der Landschaftsmalerei sieht sie ihre Stärke. Dazu, so ihr Drang, muss man sich in der Natur dem Spiel von Licht und Wasser widmen, es studieren.

Sie steht der Arts and Crafts Bewegung, den Naturalisten und Autarkisten nahe, wird aber nicht Mitglied einer Künstlervereinigung. Sie hält zahlreiche Ausstellungen wo sie mit über 100 Gemälden an die kunstinteressierte Öffentlichkeit tritt und sich einen Ruf als aussergewöhnliches Talent verschafft.

In den zwanziger und dreißiger Jahren bereist sie Westeuropa mit Aufenthalten in Paris, Amsterdam, München und Wien.

Unter familiärem Druck heiratet sie endlich Hans Ohnweiler, einen Siebenbürger Sachsen, daher ihr ehelicher Name Ohnweiler. Eine (für ihn) eher ungünstige Verbindung, aber wenigstens war sie “unter der Haube”.

1945 reißt die zweite Flucht (Ende des Zweiten Weltkriegs) ihr Leben entzwei. Da ist ihre Tochter Maria grad sechzehn. Um ihr Leben zu retten flieht sie mit ihr und ihrem Mann vor der Roten Armee erst nach Budapest, dann nach Wien.

Wenn es vor den Kriegen die grosse Furcht vor der Arbeiterrevolution in Russland war (Angst vor den Mobs und dem Zorn des Poebels, verroht, kulturlos, gewalttätig), so ist es jetzt der Terror vor Willkür und Gewalt der Sowjetsoldaten. <In ihre Erinnerung sind die Nationalsozialisten diszipliniert und ordentlich, - sie waren ja Aliierte, und nicht Slawen, Zigeuner oder Juden. >

Nach einer weiteren Flucht aus dem Russischen Sektor des besetzten Wien schaut sie nie zurück, ihre Art den Verlust ihrer Familie und ihres gesamten Frühwerks zu überwinden. Alles was hinter dem Eisernen Vorhang zurückbleibt, ist von da an für sie gestorben. Der Kontakt zur Familie bricht ab, das Reisen wird während des Kalten Krieges zwischen Ost und West unmöglich.

In Siebenbürgen erinnert sich heute kaum noch jemand an sie. Die wenigen Uralten sehen sie noch in ihrer Erinnerung, als sie mit langem Haar unter breitkrempigem Hut, mit Bergschuhen und Zeichenmappe in Ratosnya, Bisztra, und im Szalárdtal unterwegs war und malte, fischte, Pilze suchte. Das ganze obere Muresgebiet war ihre Heimat.

  • Anmerkungen
-- Der Ungarisch-Rumänische Krieg war ein Nachspiel des 1. Weltkriegs, das im Frieden von Trianon (1920) Siebenbürgen den Rumänen zusprach, obwohl Rumänien sein Kriegsziele, sich Siebenbürgen einzuverleiben, militärisch nie durchsetzen konnte.