Tamar TANDASCHWILI: Als Medea Rache übte und die Liebe fand#
Tamar TANDASCHWILI: Als Medea Rache übte und die Liebe fand / Roman, Residenz, 2021 / Rezension von Guenther Johann
TANDASCHWILI, Tamar: „Als Medea Rache übte und die Liebe fand“, Salzburg Wien 2021
Die georgische Autorin beschäftigt sich in diesem romanhaft verarbeiteten Buch mit der Vergewaltigung und Benachteiligung von Frauen und Transgendern. Beim Lesen hat man als Westeuropäer Schwierigkeiten mit den Namen und kann nur schwer feststellen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Die Vornamen sind für den westlichen Sprachgebrauch nicht bestimmbar. Auch der Aufbau und die Struktur des Buches ist sehr chaotisch und für den Leser ist der Verlauf der Erzählung nur schwer nachvollziehbar. Teilweise ist es so, als wären die Manuskriptblätter hinuntergefallen und wirr zusammengelegt worden. Etwas Klarheit wird auf den letzten beiden Seiten geschaffen, in der sich Medea outet: „Nachdem meine Tochter von einem Auto angefahren wurde und schwerbehindert war, legte ich mein Nonnengelübde ab. Nach fünf Jahren im Kloster vergiftete ich den Archimandriten, kastrierte einen Geschäftsmann, der zu Gast war, setzte meinen geliebten Hund in einer Amphore bei und wendete mich erst dann wieder dem weltlichen Leben zu, als sich mein Ehemann, der seinerzeit ein Mädchen vergewaltigt hatte, im Yogakurs durch Luftanhalten das Leben nahm. Sechs Monate, nachdem ich mein Nonnengewand abgelegt hatte, adoptierte ich die Pflegerin meiner Tochter, eine Transfrau, baute auf meiner Datscha ein Gewächshaus für Bio-Gemüse und verliebte mich wahnsinnig in eine Journalistin.“ (Seite 142/143)