René FREUND: Ans Meer#
René FREUND: Ans Meer / Roman, Deuticke, 2018 / Rezension von Guenther Johann
FREUND, René: „Ans Meer“, Wien 2018
Ein sehr nettes und humorvolles Buch. Einfach, nicht hoch literarisch, aber schön zum Lesen.
Der Busfahrer Anton ist – obwohl schon im fortgeschrittenen Alter – von seiner Mutter stark abhängig. Schüchtern und Frauen untergeben wurde er erzogen. Doch dann lernte er seine Nachbarin kennen und nach langsamen Annäherungen verliebten sich die beiden.
Anton war Busfahrer. Täglich fuhr er dieselbe Strecke und brachte Menschen und Schüler in die Stadt von wo er sie später wieder abholte. Er kannte alle seine Passagiere und erzog sie auch dazu, dass sie grüßten.
Eine seiner Fahrgäste war eine Frau, die im Rollstuhl saß. Ihre Tochter, die zur Schule ging, begleitete sie immer und schob den Rollstuhl. Dann ergab es sich: die Frau hatte unheilbar Krebs. Sie wollte aber noch einmal in ihr Geburtsdorf an der oberen italienischen Adria. Dorthin, wo sie aufgewachsen war. Wo ihre Eltern ein Gasthaus hatten. Wo sie am Meer gelebt hat. Das wollte sie noch einmal sehen, aber kein Taxi nahm sie. Anton, der gerade Schwierigkeiten mit seiner Firma hatte, bot sich dann an, die Frau mit dem Linienbus dorthin zu führen. Viele der mitfahrenden Schülerinnen und Schüler entschieden sich mitzukommen. Anton legte Wert darauf, dass es alle freiwillig machen. Während der Fahrt entdeckten sie ganz hinten im Bus eine Frau mit Alzheimer, die dort eingeschlafen war und so auch mitkam. Die Gruppe organisierte sich. Sie waren der Gefahr ausgesetzt, von der Polizei gestoppt zu werden. Der Vater zweier mitfahrender Kinder hatte die Polizei schon alarmiert. Der Busfahrer schaffte es aber über die italienische Grenze. An einem Parkplatz machten sie Rast. Alle stiegen aus. Ein Hippiepärchen näherte sich dem Bus und entführten diesen.
Inzwischen hatte sich die Freundin von Anton auf die Suche nach ihrem Geliebten gemacht. Mit einem Ortungssystem fand sie heraus, wo er unterwegs war. Mit dem schnellen Auto ihres Bruder folgte sie dem Bus und traf am Parkplatz ein. Letztlich setzte die Gruppe die Fahrt mit diesem Auto fort. Später sahen sie, wie der entführte Bus, der jetzt von dem Hippiepärchen gefahren wurde, von einer Polizeieskorte gestopt wurde. Sie aber kamen ungeschoren und unverdächtig durch und erreichten das Ziel, das Dorf San Marco. Nochmals sah die zum Sterben verurteilte Frau ihre Heimat und erklärte alles der Gruppe, bis zwei Polizisten eintrafen. Sie waren Schulfreunde der Rollstuhlfahrerin. Anton wurde freundlich festgenommen. Im folgenden Gerichtsverfahren sagten alle positiv über Anton aus. Ja, der Rechtsanwaltsvater der beiden mitgefahrenen Schüler war der Verteidiger. Die Richterin meinte, dass es „als Juristin ihre Aufgabe, sich nicht nach Gefühlen, sondern nach dem Gestz leiten zu lassen.“ (Seite 138) So sprach sie ein sehr mildes Urteil, das Anton bald abgesessen hatte. Die Rollstuhlfahrerin war inzwischen verstorben und das Busunternehmen nahm Anton wieder auf. Kitschig, aber schön.