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Peter TURRINI: C´est la vie#

Peter TURRINI: C´est la vie / Ein Lebens-Lauf, AMALTHEA, 214 / Rezension von Guenther Johann

Peter TURRINI: C´est la vie
Peter TURRINI: C´est la vie

TURRINI, Peter: „C´est la vie. Ein Lebens-Lauf“, Wien 2014

Eine Autobiografie des Dichters Peter Turrini. Es wäre nicht Turrini, wenn dies nicht nur ein normaler Lebenslauf wäre. Die Lebensbeschreibung setzt sich aus verschiedensten Textsorten zusammen: Texten, Gedichten, Tagebucheintragungen, Briefen und Gesprächen. Dem Untertitel „Lebens-Lauf“ werden seine Tiefs und Hochs des Lebens gerecht. Turrinis Lebensgefährtin Silke Hassler definiert es so: „Ein Begriff, der durchaus mehrdeutig ist, denn es ist nicht nur der Lauf eines Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen, es ist vor allem die Geschwindigkeit, der Höllenritt eines Künstlers zwischen Triumph und Niederlage, Euphorie und Depression, Demütigung und Glücklichsein.“ (Seite 173) Silke Hassler ist nicht nur die Lebensgefährtin und Geliebte Turrinis, sie ist auch eine ausgezeichnete Kennerin des Schriftstellers Turrini. Schon als Schülerin las sie unter der Schulbank Turrinis „Rozznjogd“. In einem Nachwort zum Buch gibt sie eine ebenso geniale Beschreibung des Lebens von Turrini – wenn auch auf andere Art – wieder. Sie legt ihren Schwerpunkt auf die verschiedenen Werke. Sie beschreibt seine Phasen als Dramatiker, Gedichteschreiber, Romanautor und Fernsehfilmautor. „Zehn Jahre lang machte Turrini Fernsehfilme, aber am Ende war er ein Resignierender. Er, der den Menschen schreckliche, aufrüttelnde, traurige und komische Geschichten erzählen wollte, landete mit diesen zwischen Wetternachrichten, Lkw-Staus und Werbung für Fischstäbchen. Die Fernbedienung, dieses Mordinstrument gegen alles Literarische, unterbrach seine Geschichten, zerstückelte sie. Keine Chronologie, keine Biographie, kein Anfang, kein Höhepunkt, kein Finale, war mehr möglich.“ (Seite 168) Reumütig kehrte er zum Theater zurück, weil er da zumindest für ein oder zwei Stunden das Publikum alleine hatte. Er meint auch „Das Schönste am Theater ist, dass man immer wieder alles neu erfinden kann. Am Theater kann man alles behaupten, es muss nur interessant weitergehen. … Im Theater ist alles möglich, besonders das Gegenteil. Es ist keine Ordnung zu bringen.“ (Seite 139)

Turrini beschreibt sein Leben von der Geburt weg – deren Uhrzeit nicht gesichert ist – bis zu einem möglichen Tod. Normalerweise kann eine Autobiografie nicht den Tod des Beschriebenen enthalten, weil er sein Leben ja selbst schreibt. Turrini wendet aber den Trick an und beschreibt einen möglichen Tod. So werden die letzten Eindrücke vor dem Aus-der-Weltscheiden beschrieben: „Die einzige Frage, die mich jetzt noch beschäftigt, ist ob ich dem Anlass entsprechend angezogen bin. Ist der Anzug, den ich anhabe, nicht zu salopp für meinen nahenden Tod? Wirkt dieses Hemd nicht etwas zu sportlich? Soll ich die Schuhe ausziehen und ein eleganteres Paar anziehen? Soll ich mich vorher noch rasieren oder gehört das zum Service des Beerdigungsunternehmens? Soll ich vorher noch aufs Klo gehen?“ (Seite 154) Von Kindheitserzählungen, Jugendträumen, ersten Liebeserfahrungen und ersten dichterischen Erfahrungen, die durch einen Komponisten des Dorfes unterstützt wurden, wird ein bunter Bogen über Gelegenheitsarbeiten hin zum Theater gezogen. Die Beschreibung eines Lebens, die kein Anderer besser und origineller hätte schreiben können als er selbst. Man erfährt auch Neues und Privates über Turrini. Trotzdem warnt Silke Hassler den Leser am Schluss: „Aber verfallen sie nicht in den Irrtum, dem Dichter Peter Turrini alles über den Dichter Peter Turrini zu glauben. Seine Sätze sind nicht immer ganz wahr, mitunter übertrieben, oftmals dramatisch, aber eines sind sie ganz gewiss: Sie sind immer wahrhaftig!“