Peter ROSEI: Das wunderbare Leben#
Peter ROSEI: Das wunderbare Leben / Wahrheit und Dichtung, Residenz Verlag, 2023 / Rezension von GUENTHER Johann
ROSEI, Peter: „Das wunderbare Leben. Wahrheit und Dichtung“, Salzburg Wien 2023 Es ist eine Biografie, in der der Dichter Rosei sehr viel aus seinem Leben preisgibt. Teilweise ist es sehr Intimes und Vertrauliches. Etwa, wie das Zusammenleben mit seiner Frau war, wie er ein Verhältnis mit einer Reitstallbesitzerin hatte. Schreibt man solche Dinge, nach dem Tod der Betroffenen, ist man frei. Aber Rosei holt Menschen aus seinem Leben auf die Bühne, die das noch lesen können. Es ist eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Das Verhältnis zu den Eltern, zum Vater und zur Mutter wird beschrieben. Wo und wie die Familie wohnte. Ersichtlich wird auch, dass er aus einfachen Verhältnissen kommt und es zu einem akademischen Abschluss und einem namhaften Dichter brachte. Als Student musste er fleißig sein, um das notwendige Stipendium zu bekommen. Bei der ersten Hochzeit kommen zwei Welten zusammen: die Frau aus einem gutbürgerlichen provinziellen Milieu und er aus einfachen Wiener Verhältnissen. Mit einem guten Job beim Maler Fuchs konnte er seine Lebensverhältnisse gut meistern. Das intensive Engagement in der Kunstszene entfernte ihn aber von der Frau. Sie ging ein Verhältnis ein, kam aber reumütig und schwanger zu ihm wieder zurück. „Nach der Geburt fand ich mich als Vater zu einem fremden Kind wieder.“ (Seite 65) Für den Laien auch interessant, dass er in Venedig lebte und überhaupt viel gereist ist. Salzburg blieb aber ein wichtiger Fokuspunkt im Leben. Ein Literaturkongress in Holland brachte ihm ein Verhältnis zu einer älteren und gut situierten Frau ein. Aber auch seine Männerfreundschaft zu anderen Dichtern werden angesprochen. Da er keinen Führerschein und kein Auto besaß und einen Filmauftrag im Salzburgischen bekam, kaufte er sich ein Moped, mit dem er mit einem Freund, bis Triest gefahren ist. Am Ende kommt er nochmals auf die Familie und die Eltern beziehungsweise Großeltern in Kärnten zurück. Kärnten, wo er viele Sommerferien als Kind und später als Student verbrachte. Er stellt sich auch selbst die Frage „Bin ich ein guter Mensch geworden?“ (Seite 194) und beantwortet sie so „Mit dem Begriff Sünde, der Vorstellung, etwas verbrochen zu haben, das sich nie wieder gutmachen lässt, damit kann ich nichts anfangen. Nein, ich bin kein Sünder. Ich habe mich bemüht.“ (Seite 195) Wenn man die Lebensgeschichte eines etwa gleich alten Schriftstellers liest, so sieht man vieles aus dem eigenen Leben. Viel Ähnlichkeit. Nun ja, dieselbe Umwelt. In diesem Fall auch viele Parallelen des jeweiligen Gesellschaftskreises. In der Zusammenfassung am Ende des Buches zeigt Rosei seine vorangegangenen Überlegungen zu diesem Buch auf. „Lange habe ich gezögert, über mein Leben etwas aufzuschreiben. Was langläufig unter Memoiren verstanden wird, kam mir abgeschmackt und lächerlich vor. … So einfach wollte ich es mir nicht machen. Mir schwebte etwas ganz anderes vor, mein Ziel war höhergesteckt.“ (Seite 250) Weiters überlegte er, sein Leben in einem Roman zu beschreiben, weil ja ohnehin in der Erinnerung vieles nicht mehr der Realität entspricht. Deshalb auch der Untertitel „Wahrheit und Dichtung“. Das vorliegende Ergebnis besteht aus Fragmenten und das Leben ist bei weitem nicht lückenlos dargestellt. Auch stilistisch stammen die einzelnen Kapiteln aus verschiedenen Zeiten und wirken nicht zusammengehörig.