Marlene STREERUWITZ: Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin#
Marlene STREERUWITZ: Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin, Weissbooks, 2008 / Rezension von Guenther Johann
STREERUWITZ, Marlene: „Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“, Frankfurt 2008
Als ihre beste Freundin starb war sie in Amerika. Sie wollte nicht heimfahren, weil die Freundin sonst das nahende Ende registrieren würde. Das Buch beginnt mit der Heimfahrt vom Begräbnis. Im Auto kommen ihr Gedanken zum Begräbnis. Warum etwa der Mann das Lied „I did it my way“ spielen ließ. Wollte er ihr damit sagen, dass der Krebs durch ihr vieles Rauchen kam; also ihre Schuld?
Sie ging nicht zum Leichenschmaus. Dem Schweinsbratenessen und lustig sein wollte sie entgehen und fuhr heim, obwohl sie dort hungrig ankam.
Viele Gedanken zum Tod der Freundin. Lilli – so hieß die Freundin – hatte „das Sterben gelernt wie eine Fremdsprache. Sie hat das gemacht wie alles andere auch. Begabt und mit Einsatz.“ (Seite 12) Die Freundin hatte viele Liebhaber. Sie weiß nicht wie viele es waren, hat aber alle im Tagebuch vermerkt. Sie, die Autorin, war ihr Schmiere gestanden. Hat Ausstellungen besucht und einen Bericht geschrieben, während die Andere mit einem Liebhaber in einem Bett lag. Um zu Hause vor dem Ehemann zu rechtfertigen wo sie war, las sie die Zusammenfassung der Freundin über die Ausstellung. Die chauvinistischen Unternehmen der Freundin unterstützte sie, weil sie sich selbst nicht traute auch so etwas zu machen. Die Freundin hatte viele Liebhaber gehabt. Einen hätte „sie den Kindern vorstellen wollen. Mit diesem Mann hatte sie das Gefühl gehabt, sie müsse das alles in Eines zusammenführen. In einen Lebensstrom. In dem hätte der Ehemann dann keinen Platz gehabt.“ (Seite 20)
Jetzt war sie „gegangen“. „Voran. Sie hat es hinter sich. Hinter sich gebracht. Und warum man so viel Angst vor etwas hat, was niemand anderer je erfahren wird. Zu ihren vielen Geheimnissen noch dieses eine. Wie war das. Der letzte Gedanke. Das letzte Gefühl. Eine letzte Empfindung. Und wusste sie. Weiß man. Dass es das ist. Und schlief sie wirklich. Oder war sie in das Sterben gelähmt nur ruhig in ihrem Bett.“ (Seite 46) Zwei Jahre und sieben Monate hatte sie gegen den Krebs angekämpft.
Großartig der Satz „Sie war so damit beschäftigt, das Sterben ernst zu nehmen, dass sie den Tod übersehen hat.“ (Seite 26) Zwölf Stunden wollte die Autorin an die verstorbene Freundin denken und am Ende der zwölften Stunde steht ein Gedicht, das so endet:
mein lieber bruder
besuche mich
verlorenes kind
und nimm mich mit
und heim in meiner
mutter silbermatte scheibe
und zeige mir
wo ich ein bleiben
find