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Jutta SCHUTTING: Der Vater#

Jutta SCHUTTING: Der Vater, Residenz Verlag, 1980 / Rezension von GUENTHER Johann

Jutta SCHUTTING: Der Vater
Jutta SCHUTTING: Der Vater

SCHUTTING, Jutta: „Der Vater“, Salzburg Wien 1980 Das Buch hat Frau Jutta Schutting geschrieben. Es ist im Jahr 1980 erschienen. Im Jahr 1989 ließ sich diese Frau in einen Mann operieren und hieß ab dann Julian Schutting. Da ich Julian persönlich kannte, war es ein komisches Lesegefühl, wie da die Tochter Jutta den Tod des Vaters und ihre Erlebnisse mit ihm beschreibt. In diesem Roman geht es ausschließlich um das Sterben beziehungsweise Begräbnis des Vaters. Eigentlich sind es nur drei Tage zwischen dem Sterben und dem Begräbnis und diese drei Tage sind der Zeitraum, auf den sich der Roman beziehungsweise die Beschreibung des väterlichen Begräbnisses beziehen. Der Vater war ein harter Mann. Ein Jäger, der wenig Emotionen zeigte. Sowohl gegenüber der Ehefrau wie vis a vis der drei Kinder hatte er wenig Gefühle. Mehr Einfühlung zeigte er seinen Hunden gegenüber. Er war vor dem Krieg geboren. Studierte zehn Jahre, um letztlich Tierarzt zu werden. Ein älterer Kollege protegierte ihn. So kam er zum Jägertum, obwohl schon im Internat im Benediktinerkloster Seitenstetten ihn ein Pater, der selbst Jäger war, zu diesem Hobby brachte. Als Ministrant musste er während der Messe nachschauen gehen, wie das Wetter war. Der Messe lesende Pater hatte unter seiner kirchlichen Kleidung schon das Jagdgewand an, um anschließend gleich mit Gewehr und Hund in den Wald zu gehen. Einerseits wird der Vater als ein Mann seiner Zeit beschrieben. Er war im Weltkrieg eingerückt und die Frau musste mit den Kindern zu Hause zurechtkommen. Dabei erwarb sie Selbstständigkeit. Als er dann vom Krieg heimkam und seinem Beruf als Tierarzt nachging, musste sie weiterhin die Fäden zusammenhalten. Sich um die Kinder und die Finanzen kümmern. Er verdiente zwar das Geld, konnte damit aber nicht umgehen. Oft musste sie ihn im Gasthaus holen, weil er in betrunkenem Zustand dem Wirt die Gäste verärgerte und vertrieb. Brachte die Tochter Wiesenblumen nach Hause, meinte er „na geh, jetzt den Bienen Nahrung wegnehmen.“ (Seite 58) In diesem Roman arbeitet die Tochter ihre Erinnerungen und Gemeinsamkeiten mit dem Vater auf. Auch Kindheitserinnerungen werden aus dem Gedächtnis zurückgeholt und verschriftlicht. Oft war er zu den Kindern grob und ungerecht, was ihm später leidtat und das Geschehene mit Orangen und Schokolade wieder gutmachen wollte. Er schlief gerne und lange, zum Frühstück trieb ihn aber der „Hendelneid“ aus dem Bett. Er wollte nicht weniger zum Essen bekommen als die Kinder. Im zweiten Abschnitt des Buches schlägt die Schriftstellerin zu und beschreibt Träume, die sie mit dem Vater hatte oder die sie für das Buch erfunden hatte. Was gewesen sein könnte, aber nicht war. Bevor die Erzählung zum eigentlichen Begräbnis kommt, wird mit dem Verstorbenen noch hart zu Gericht gegangen und viele negative Dinge aufgezählt, die der Vater hatte. Wie ein Epilog kommt am Schluss ein Kapitel, das da heißt „zwei jahre später“, in dem die Schriftstellerin von einer Lesung erzählt, zu der sie ins Benediktinerstift eingeladen wurde. In jenes Stift, in dem der Vater das Gymnasium besucht hatte und in dem er Ministrant war. Man erinnerte sich noch an den Vater und das machte sie stolz und daher verwendete sie diese Eindrücke für ein, das Buch abschließendes Kapitel.