Moritz Franz BEICHL: Die Abschaffung der Wochentage#
Moritz Franz BEICHL: Die Abschaffung der Wochentage / Roman, Residenz, 2022 / Rezension von Guenther Johann
BEICHL, Moritz Franz: „Die Abschaffung der Wochentage“, Wien Salzburg 2022
Der erste Teil des Buches besteht aus WhatsApp Nachrichten. Allerdings sind diese einseitig. Ein Mann hat sich von seinem Freund getrennt. Er hadert mit seinem Unglück und hat Liebesschmerz, den er ihm in den WhatsApps mitteilt. Er bekommt keine Antworten und will auch keine. Er trinkt viel Rotwein. Allerdings hat er sich vorgenommen erst nach Sonnenuntergang zu trinken. Er sucht eine Psychotherapeutin auf und wechselt sie bald gegen eine andere. Sind die WhatsApp Meldungen zu Beginn noch kurz, so werden deren Texte immer länger. Er hadert mit einem Selbstmordversuch. Dazu warf er alle Möbel auf die Straße. Vom Selbstmord wurde aber nicht direkt geschrieben.
Dieser Abschnitt erinnert an Glattauers „Gut gegen Nordwind“, wo sich ein Liebespaaar via eMails austauscht. Das Konzept ist hier anders, aber das System dasselbe, nur dass das modernere Medium WhatsApp anstelle von eMails verwendet wurde.
Im zweiten Teil ist die alleinige Hauptfigur in einer psychiatrischen Anstalt im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (der erste Teil handelte in Berlin). Er schreibt weiter an seinen Freund, aber jetzt sind es Briefe. Im letzten Brief spricht er dann seinen Selbstmord an und beschreibt ihn. „Das war der schlimmste Tag in meinem Leben. Und dennoch denke ich mit Freude daran zurück.“ (Seite 141) Er wurde gerettet und ist enttäuscht: „Und auf eine Art bin ich froh, dass ich es überlebt habe. Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht von mir, dass ich nicht einmal das hinbekommen habe.“ (Seite 136)
Der dritte Teil des Buches besteht nur aus einem Brief an seinen Ex-Freund, den er schon bei den handgeschriebenen Briefen mit „Dear Nobody“ angesprochen hat. Er ist bereits acht Wochen im Krankenhaus. Jetzt hat er erst seinen Laptop und das Mobiltelefon in Betrieb genommen. Es ist ein langer Brief, der jetzt am Computer geschrieben wurde. Er ist 32 Seiten lang. Es ist eigentlich ein Mail und er ist sich der Länge bewusst: „Dieses Mail ist schon recht lang, ich wollte gar nicht so viel schreiben, aber eine Sache habe ich dir noch zu erzählen.“ (Seite 148) Und jetzt zählt er seine Tagesabläufe auf und macht den Vorschlag die Namen der Wochentage abzuschaffen und durch andere zu ersetzen. „Etwas Neues schaffen. Den Tag heute Julia nennen, nicht Dienstag und morgen ist Fatih und nicht Mittwoch und niemals wird sich auch ein Name nur wiederholen.“! (Seite 150)
Im vierten Teil ist der Hauptakteur in Paris. In diesem Kapitrel schreibt er Ansichtskarten mit dem Eifelturm drauf an sich selbst. An besonderen Tagen schreibt er auch zwei Karten. Er lebt von der Erbschaft durch den Tod seiner Mutter. „Arbeiten werde ich nicht mehr, das ist beschlossen. Meinen Körper den Zwängen der Ökonomie zu unterwerfen, diese Zeiten sind vorbei für mich.“ (Seite 178) Seine Depression vergeht und kommt wieder. Verschiedene homosexuelle Freunde treten in sein Leben. Mit einem vermählt er sich. Zu jedem Geburtstag und jedem Weihnachten schickt er sich eine Ansichtskarte mit dem Eifelturm. Bis zu seinem 39. Geburtstag. Dann endet das vierte Kapitel.
Das fünfte beginnt damit, dass sein Lebenspartner ihn von Paris nach Wien in die psychiatrische Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses gefahren hat. Hier wird er wieder behandelt und kommt zu der Erkenntnis, dass die Depression sein ganzes Leben vorhanden sein wird. Er träumt von einer Reise zum Mars. Scheint also komplett verrückt geworden zu sein (wenn das erlaubt ist, so zu formulieren). Das Buch endet mit dem Satz „Ich werde zum Mars reisen. Vielleicht wird sie uns da endlich gelingen: die Abschaffung der Wochentage.“ (Seite 208)
Ein im wahrsten Sinne verrücktes Buch.