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Erika PLUHAR: Die Stimme erheben#

Erika PLUHAR: Die Stimme erheben / Über Kultur, Politik und Leben, Residenz, 2019 / Rezension von Guenther Johann

Erika PLUHAR: Die Stimme erheben
Erika PLUHAR: Die Stimme erheben

PLUHAR, Erika: „Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben“, Salzburg Wien 2019 Reden und Zeitungsbeiträge, Essays und Kurzgeschichten aus den Jahren 2002 bis 2019. So etwas kann nur eine anerkannte und berühmte Schriftstellerin herausgeben. Von unbekannten Personen würde man so eine Zusammenstellung nicht lesen wollen. In diesem speziellen Fall ist die Hauptzielgruppe bei den Fans von Erika Pluhar zu suchen. Sie wollen mehr von ihr wissen (obwohl sie es ohnehin wissen). Die in diesem Buch abgedruckten Texte bestätigen nur das Menschenbild, das man von Erika Pluhar, der ehemaligen Schauspielerin, die dann zum Schriftstellertum wechselte und als Sängerin auf der Bühne steht. Politisch ist sie ihrer Einstellung zum Sozialismus treu geblieben, auch wenn die dafür zuständige Partei den Sozialismus verlassen hat. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich politisch auch outet und zu ihrer Ansicht steht, ja diese im praktischen Leben auch anwendet und umsetzt. Das kommt auch bei den vorliegenden Texten zum Ausdruck. Da geht es um „starke Frauen“, um „das Gesehen werden“ und das Offenlegen des eigenen Lebensstils. In einem ihrer Bücher nennt sie sich auch „öffentliche Frau“. Sie hat zwar nie ein traditionell geregeltes Familienleben geführt, ihre Definition im Kapitel „Männergesundheit“ trifft aber ins Schwarze. Sehr schön, wie sie sagt „Männer leben mit ihrem Körper, Frauen in ihrem Körper.“ (Seite 32) Arbeitstiere, Workaholics nennt sie Menschen ohne Gefühle, die vergessen haben, was leben bedeutet. Gefühle gehen mit ihr einher mit Lebensqualität. „Die Macht der Gefühle“ ist nicht nur das tiefgehendste Kapitel des Buches, es ist auch das längste und beruht auf einem Vortrag vor einer pädagogischen Gesellschaft. Sehr persönlich wird sie, wenn sie zum Tod der Schauspielerin Susi Nicoletti oder über Altkanzler Vranitzky, ihrem Studienkollegen und späteren Chef Archim Benning oder dem Dichter John Irving spricht. Sie schreibt auch über die afrikanische Minderheit der Saharauis, die um Selbstständigkeit kämpfen, aber für den Großteil der Welt in Vergessenheit geraten ist. Viele, teilweise tiefgreifende Themen werden angesprochen. Das Buch endet mit einer Dankrede beim Erhalt der ROMY-Auszeichnung für ihr Lebenswerk, wo sie eine persönliche Beziehung zu Romy Schneider herstellt. Kurze Geschichten mit viel Einblick in eine, thematisch sehr breit aufgestellte Schriftstellerin.