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Kenneth CUKIER, Viktor MAYER-SCHÖNBERGER, Francis de VERICOURT: FRAMERS#

Kenneth CUKIER, Viktor MAYER-SCHÖNBERGER, Francis de VERICOURT: FRAMERS / Wie wir bessere Entscheidungen treffen und warum uns Maschinen um diese Stärke immer beneiden werden, Redline Verlag, 2022 / Rezension von Guenther Johann

Kenneth CUKIER, Viktor MAYER-SCHÖNBERGER, Francis de VERICOURT: FRAMERS
Kenneth CUKIER, Viktor MAYER-SCHÖNBERGER, Francis de VERICOURT: FRAMERS

CUKIER, Kenneth; MAYER-SCHÖNBERGER, Viktor; VERICOURT, Francis de: „FRAMERS – Wie wir bessere Entscheidungen treffen und warum uns Maschinen um diese Stärke immer beneiden werden“, München 2022

Eine, im Untertitel, gewagte Aussage. Der Chef von IBM sagte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, dass unsere Welt maximal 3 Computer benötigt. Das erscheint heute lächerlich. Ob es diesem Buch auch einmal so gehen wird? Die Autoren liefern aber interessante Ansätze zum Nachdenken.

Frames werden mit drei Dimensionen definiert:

  • kausales Schlussfolgern
  • kontrafaktisches Träumen
  • Fokusierung der Vorstellungen

Jeder Mensch hat „Frames“ im Kopf. Sie können vorgefertigte, oft verwendete oder neu definierte, erfundene sein.

Dem Computer und der künstlichen Intelligenz wird eine Abfuhr erteilt: „Wir Menschen werden schlauer, weil wir es verstehen, von den Errungenschaften der künstlichen Intelligenz zu lernen. Die Bedeutung des Lernens zu ermessen und das Gelernte entsprechend anzuwenden, ist etwas, wozu künstliche Intelligenz selbst nicht in der Lage ist.“ (Seite 27)

Im Grunde genommen beschreiben die Autoren mit „Frames“ etwas, was es immer schon gab und immer schon angewendet wurde, nur hatte es andere Namen wie „Modelle“, „vorgefertigte Denkmuster“. Diese basierten auf eigenen Erfahrungen oder waren in die Zukunft gerichtete neue Ideen. Bei diesen Vorgangsweisen werden auch der österreichische Bergsteiger Messner und Habeler vorgestellt, die den Stil des Klettern verändert haben. Sie waren die ersten, die den höchsten Berg der Welt ohne Sauerstoffflaschen bestiegen haben.

Nun, „die Bereitschafft, Althergebrachtes infrage zu stellen und neue kognitive Wege zu gehen“ (Seite 146) war immer schon eine wichtige Prämisse, auch wenn sie noch nicht „Frame“ genannt wurde.

Veränderungen gab es auch in Zyklen, wie etwa nach den „ausgelassenen“ 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, die sehr viel Neues hervorbrachten, folgten in vielen Ländern zentralistische Diktaturen. Der Pluralismus der Gesellschaft wurde zurückgedrängt und vieles gleichgeschalten.

Das Buch beschäftigt sich mit Situationen aus der Vergangenheit, anhand derer die Funktion der „Frames“ beschrieben wurden. So greifen die Autoren auf den Mediziner Semmelweis oder die israelische Armee bei der Befreiung von Geiseln in Mogadischu zurück. Auch der österreichische Weinskandal und die darauffolgende Veränderung auf Qualitätswein kamen ins Buch, weil die Weinbauern ihre Frames verändert haben und von Quantität auf Qualität umgeschwenkt sind.

In die Zukunft wird ganz am Schluss geblickt. Wie soll ein Framer des 21. Jahrhunderts aussehen? „Gepflegt und gefördert werden muss die geistige Beweglichkeit, die uns die unausgesprochene Idee, das unartikulierte Ideal die latente Vorstellung und potenzielle neue Wirklichkeit begreifen lässt. Damit Framing erfolgreich ist, brauchen wir Agilität im Kopf.“ (Seite 223) Viele Schwierigkeiten, wie der Klimakonflikt, wirtschaftliche Ungleichheit, Pandemien, Populismus, algorithmischer Autoritarismus lägen noch vor uns. Nach einem halben Jahrhundert des bequemlichen Lebens mit Stabilität geht die Menschheit neuen Zielen entgegen.

Zum Schluss bieten die Autoren eine „Anleitung zum Arbeiten mit Frames“.

Es ist kein wissenschaftliches Buch, sondern ein populärwissenschaftliches, das aber leicht zu lesen und gut verständlich ist.