Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Urs MANNHART: Gschwind oder Das mutmaßlich zweckfreie Zirpen der Grillen#

Urs MANNHART: Gschwind oder Das mutmaßlich zweckfreie Zirpen der Grillen / Roman, Secessions Verlag, 2021 / Rezension von Guenther Johann

Urs MANNHART: Gschwind oder Das mutmaßlich zweckfreie Zirpen der Grillen
Urs MANNHART: Gschwind oder Das mutmaßlich zweckfreie Zirpen der Grillen

MANNHART, Urs: „Gschwind oder Das mutmaßlich zweckreie Zirpen der Grillen“, Berlin 2021

Der Besuch des Forums „Literatur&Wein“ im Stift Göttweig hatte sich allein mit dem Kennenlernen des Schriftstellers Mannhart aus der Schweiz bezahlt gemacht. Leider kam ich erst jetzt zum Lesen dieses Buches. Es spielt in einem Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Umwelt. Die Hauptperson – Gschwind ist ein führender Manager eines internationalen Konzerns, der sich mit dem Abbau von seltenen Mineralen beschäftigt. Der Roman beginnt damit, dass zwei Höhlenforscher nach einem unterirdischen Tauchvorgang eine seltene Erde finden, die für den Bau von Batterien wichtig sind. Sofort interessiert sich auch der Konzern für dieses Gebiet und der Generaldirektor beauftragt Gschwind, den Berg mit dem unterirdischen Schatz zu kaufen. Seiner Karriere willen scheut er auch nicht davor zurück eine Urkunde zu fälschen und sich als Landwirt auszugeben, um so das Recht zum Kauf des Bauernhofs mit dem Umland zu bekommen. Der Sohn des aufstrebenden und erfolgreichen Manager verläßt wenige Monate vor Abschluss seine Schule und gründet eine alternative Schule, die sich in einem Blockhaus ohne Strom und sanitäre Anlagen befindet.

Gschwinds Frau unterstützt den Sohn bei seinem Projekt und letztlich verlässt sie ihren Mann, der nur selten zu Hause ist, auch noch. Sie sei in den Nachbarn verliebt. Für Gschwind stürzt nicht eine Welt, sondern mehrere zusammen. Sein Sohn verläßt die Schule und wird ein Wirtschaftsgegner, seine Frau will sich scheiden lassen, seine Firma steht unter schweren Vorwürfen der Bestechung, seine Mutter – eine erfahrene Bootskapitänin – setzt ein neues Schiff bei der Jungfernfahrt auf Grund. Er kann dem inneren Druck nur schwer standhalten. Nachdem er sein Bett in den Keller verlegt hatte und auch dort nicht schlafen kann, „bewaffnet“ er sich mit einer Bohrmaschien und durchlöchert den Rumpf des Bootes seines Nachbarn. Zurück von einer Dienstreise in Südamerika besucht er seine Mutter und Großmutter. Bedingt durch Probebohrungen (was nicht bewiesen werden kann), um die seltenen Erden zu lokalisieren, verliert der angrenzende See Wasser und es kommt zu schweren Erdbeben. Bei einem solchen kommt auch er mit seinem Auto zu Schaden. In seinem Auto befindet sich eine riesige Summe Schwarzgeld, die er für den Kauf des Grundstücks über den Mineralvorkommen verwenden sollte. Er erwacht im Spitalsbett und verläßt das Krankenhaus, kommt aber nicht zu seinem Auto, ja er muss zusehen, wie neuerliche Steinlawinen den Tesla total zerstören. In seinem Wohnhaus sucht er Zuflucht.

Seine Frau verrät ihn und er wird verhaftet. Am Ende befindet er sich im Gefängnis. Sein Nachbar, der Liebhaber seiner Frau, ist mit dem Boot ertrunken und er, Gschwind, wegen Mordes angeklagt. Sein Chef, der wegen der Bestechung eingekerkert ist wird zur selben Zeit wie Gschwind aus der Untersuchungshaft entlassen. Sie dürfen aber die Schweiz nicht verlassen. Sie tun es aber mit einem Privatjet.

Selbst einmal im Management gearbeitet, fand ich die Beschreibung des Szenarios in diesem Bereich sehr professionell und wirklichkeitsnahe.

Ausgelöst hat dieses Spektakel um die Gewinnung eines seltenen Rohstoffs ein Amateur-Taucherpaar, die eine unerforschte Höhle fanden. Von dort nahmen sie einen Stein mit, der lange in der Wohnung der Frau lag. Sie wollte ihn schon wegwerfen, brachte ihn aber letztlich zu einer Freundin in der ETH Zürich, die ihn untersuchte und das seltene Mineral feststellte. Daraus verfasste der Autor Mannhart diese furiose Geschichte, die sich sehr gut liest.