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Peter TURRINI: Ich liebe dieses LAnd#

Peter TURRINI: Ich liebe dieses LAnd / Stück und Materialien, Suhrkamp, 2001 / Rezension von Guenther Johann

Peter TURRINI: Ich liebe dieses LAnd
Peter TURRINI: Ich liebe dieses LAnd

TURRINI, Peter: „Ich liebe dieses Land – Stück und Materialien“, Frankfurt 2001 Ein Nigerianischer Flüchtling kam nach Deutschland. Er sprach nur einen Satz in deutscher Sprache: „Ich liebe dieses Land“.

Das Stück spielt im ersten Akt in einer Gefängniszelle. Der Nigerianer Beni ist mit Handschellen gefesselt. Eine Putzfrau reinigt die Zelle und versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie selbst ist Polin. Ebenfalls einmal geflüchtet. Ein Arzt untersucht ihn, ob er eventuell im After Rauschgift schmuggelt. Die Putzfrau Janina versucht ihm deutsch beizubringen, spricht aber selbst nur schlecht. Immer wieder kommen polnische Wörter dazwischen. Auch ein Psychologe untersucht Beni. Der zuständige Wachebeamte trinkt in Benis Anwesenheit eine Kiste Bier aus. Er trinkt dabei jede Flasche mit verbundenen Augen und versucht die Marke zu erraten. Als er dann betrunken ist schlägt er Beni nieder.

Ein Journalist mit einer Fotografin versucht mit dem Gefangenen einen Bericht zu machen. Das wird ihm nicht leicht gemacht „Nur wenn wir zum Tier werden, zum stummen Vieh, erreichen wir einen gewissen Grad an Menschlichkeit. Erst wenn die Deutschen erfroren im russischen Schnee liegen, wenn ihnen die Wasserwerfer die Sätze aus dem Mund gespült haben, wenn sie zu Tausenden stumm auf den südlichen Stränden liegen und schweigen, weil ihnen die Hitze die Sprache verbrannt hat, haben sie Anmut.“ (Seite 32)

Der letzte Besucher im ersten Akt ist der Polizeipräsident mit seiner Frau. Sie sind kostümiert. Kommen von der Love-Parade. Sie sind angeheitert, betrunken. Die Frau fährt Beni in den Hintern. Der wehrt sich und schlägt die Frau nieder. Der Ehemann freut sich. Selbst hätte er sich das nicht getraut. Zum Dank lässt er Beni frei.

Der zweite Akt spielt in der Wohnung der Putzfrau. Sie hat ihn aufgenommen und verpflegt ihn. Dann stürmt aber die Polizei die Wohnung. Der Polizeipräsident lässt ihn festnehmen. Im dritten Akt ist er mit zwei Männern in einer Gefängniszelle. Ein kleiner, sehr aktiver Mann und ein Bankbetrüger, der wiederum fast Nichts redet. Der kleine Mann versucht eine Kommunikation Beni. Da hören sie die Putzfrau draußen nach Beni rufen. Das Zellenfenster liegt zu hoch um hinaussehen zu können.

In einem Brief an den Verleger definiert Turrini dieses Stück so:
„Wenn sie mich fragen, was die Quintessenz meines neuen Stückes ist, dann antworte ich Ihnen auf die einfachste Weise: Alle Ausländer wollen nach Deutschland rein, alle Deutschen wollen aus Deutschland raus.“ (Seite 65) Mehrere Briefe Turrinis ergänzen das Buch. An Claus Peymann, an den Bürgermeister seiner Geburtsstadt Maria Saal, der ihm die Ehrenbürgerschaft geben wollte, aber im Gemeinderat keine Mehrheit bekam und ein Brief an Jörg Haider. Turrini, der ein engagierter Gegner der Freiheitlichen Partei ist, hat diesen Brief sehr höflich, aber auch sehr direkt verfasst. Ein literarisches Stück. Dann noch interessante Interviews und eine in Japan gehaltene Rede der Freundin Turrinis Silke Hassler.