Alois BRANDSTETTER: Lebenszeichen#
Alois BRANDSTETTER: Lebenszeichen, Residenz, Salzburg Wien 2018
Nach den ersten Seiten Lesens habe ich gedacht „Da sinniert ein alter Mann über sein Leben“. Ist das wert als Buch gedruckt zu werden? Mit zunehmendem Lesen wurde ich aber positiver und fand viel Schönes in den Erzählungen eines, in der Vergangenheit schwelgenden Dichters. Dinge werden so dokumentiert und nicht vergessen. Wie etwa, dass die Mutter von Kardinal König unverheiratet Kaiser hieß und dann einen Mann mit Namen Herzog heiratete. Erst in zweiter Ehe hieß sie König und gab diesen Namen ihrem Sohn, dem späteren Kardinal.
In allen 24 Kapiteln nähert sich Brandstetter mit Erkenntnissen seines Berufes als Germanist und Leser verschiedenster Wörterbücher und Lexika. So wie der griechische Krimiautor Markaris sein Lexikon als Ideenbringer beim Lösen von Mordfällen heranzieht.
In den einzelnen Kapiteln nimmt der Autor auch Bezug auf seine eigenen Bücher, indem er Leserbriefe zitiert, Fehler korrigiert und Richtigstellungen vornimmt.
Es ist das Buch eines älteren (80 Jahre alten) Schriftstellers, der auf sein Leben zurückblickt und dabei feststellen muss, dass ein Schriftsteller mit all seinen Büchern mit dem erfolgreichen ersten verglichen wird. „Alles, was sie später leisten, wird zu ihren Ungunsten mit dem Früheren verglichen, das sie angeblich nicht mehr erreichen.“ (Seite 185)
Die alten Schriftsteller „müssen sich schon sehr anstrengen, um mit ihren „Lebenszeichen“ noch wahrgenommen zu werden.“ (Seite 186)
Brandstetter rät „sich im Alter nicht zu überschätzen“ (Seite 186).
Ob er sich das auch beim vorliegenden Buch gefragt hat?