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Eric Emmanuel SCHMITT: Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin#

Eric Emmanuel SCHMITT: Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin, Bertelsmann, 2021 / Rezension von Guenther Johann

Eric Emmanuel SCHMITT: Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin
Eric Emmanuel SCHMITT: Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin

SCHMITT, Eric Emmanuel: „Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin“, München 2021

Ein Buch, das Chopin und seine Musik näher bringt. Aber es ist kein historisches und kein musikwissenschaftliches Buch, sondern ist in die heutige Zeit gesetzt. Im Haushalt der Familie von Eric steht ein Klavier. Es ist praktisch nicht benützt, bis eine Großtante zu Besuch kommt und auf diesem Klavier Chopin spielt. Der damals 11-jährige ist begeistert und beginnt Klavierunterricht zu nehmen. Er will so spielen können wie die Großtante. Es gelingt aber nicht. Als er nach Paris zum Studium übersiedelt nimmt er einen neuen Anlauf. Er bekommt Klavierunterricht bei der Polin Pylinska. Gleich nach Beginn fragt sie ihn, ob er „Polytheist“ sei. Sie selbst sei nur „Monotheistin“, weil sie nur Chopin spiele. Es wird ein ungewöhnlicher Unterricht, der über das reine Klavierspiel hinaus geht. Sie bringt ihm Chopin näher, ordnet aber auch sein Leben. Liebevoll erklärt sie, was Chopin ausdrücken wollte. Wenn es um den internationalen Chopinwettbewerb geht ist sie kritisch „… nichts als lauter Möchtegernchopins, müder Abklatsch, Chopiniewskys!“ (Seite 58) Sie definiert dann auch die verschiedenen Typen von Chopin-Interpreten. Aber auch die Komponisten stellt sie sehr anschaulich dar. Bei Bach meint sie „Bach war ein Zeichner. Chopin ein Maler. … Bach bietet Bleistiftzeichnungen, die man kolorieren kann. Chopin nicht. Im Grunde hat seine Technik etwas Aquarellartiges“ (Seite 19)

Der Autor des Buchs schafft es das Verhältnis Chopins zu Polen in wenigen Sätzen zu beschreiben: „Chopin ist 1830 aus Polen geflohen, unmittelbar vor dem Aufstand gegen Russland. Weil es Polen seit 1795, als sein Terretorium zwischen drei Ländern aufgeteilt worden war, nicht mehr auf der Karte gab, hat Chopins Musik die polnische Nation verkörpert. Polen, das war ein Jahrhundert lang Chopin. Er hielt die Flamme aus der Ferne am Brennen, indem er ihr in seinen Mazurken oder Polonaisen ein ruhmreiches ewiges Leben schenkte. 1918 ist Polen wieder Polen geworden, aber nicht für lange, denn die Nazis haben es besetzt und Chopin verboten. Man riskierte Gefängnis, wenn man ein Nocturne anhörte; man kam sonntagnachmittags heimlich in Wohnungen zusammen, um über seine Töne das gedemütigte Vaterland zurückzuerobern. Danach ist der Kommunismus herangebrandet, eine neue russische Geisel deutschen Ursprungs … „ (Seite 86) Als die Klavierlehrerin Frankreich verlässt, um in ihre polnische Heimat zurückzukehren, endet der Unterricht. Jahrzehnte später – Eric ist ein anerkannter Schriftsteller geworden – trifft er sie bei einer Lesung in Polen wieder. Reporter befragen die Dame über das Klavierspiel des Schriftstellers. Sie aber bleibt diplomatisch und er spielt weiter Klavier.

Es ist ein kleines Buch, das leicht und angenehm zu lesen ist. Der Autor – Eric Emmanuel Schmitt - ist ein international anerkannter französischer Schriftsteller. 2004 erhielt er unter anderem den Deutschen Bücherpreis. Er ist es, der die Brücke Chopins zwischen Polen und Frankreich schlägt.