Eric-Emmanuel SCHMITT: Mein Leben mit Mozart#
Eric-Emmanuel SCHMITT: Mein Leben mit Mozart, Fischer, 2008 / Rezension von Guenther Johann
SCHMITT, Eric-Emmanuel: „Mein Leben mit Mozart“, Frankfurt 2008
Der pubertierende Ich-Erzähler kommt mit seinem Leben nicht zurecht. Er ist am Weg zum Erwachsensein. Kein Kind mehr und auch noch kein Erwachsener. Die Gefühle dieses Buben werden im ersten Kapitel großartig geschildert. Welchen Ängsten, Sorgen und Beschwerden so ein Kind ausgesetzt ist. Mozart und seine Musik veränderten die Situation. Er denkt nicht mehr an Selbstmord, sondern hat eher Angst nicht alt genug zu werden, um all das Schöne noch zu erleben. Der junge Mann tritt nun in einen Briefwechsel mit Mozart ein. „Hier nun das Wesentliche unseres Austausches; seine Stücke, meine Briefe. Mehr noch als ein Meister der Musik ist er für mich ein Meister in Sachen Weisheit geworden, er lehrt mich Kostbares: Staunen, Milde, Heiterkeit und Freude …“ (Seite 7) In den verschiedenen Briefen, die vom Kindsein bis ins Erwachsenenalter geschrieben wurden, setzt sich der Dichter mit Mozart über verschiedenste Themen auseinander. So auch über Gott, wenn er meint „Ob Gott oder Jesus überhaupt existiert, weiß ich heute nicht zu sagen. Doch du hast mich überzeugt, dass der Mensch existiert.“ (Seite 41) Er vergleicht auch die verschiedenen Komponisten miteinander. Beim Komponieren einer Messe meint er: „Wenn Mozart eine Messe schreibt, dann für keinen schwerhörigen Gott. Anders als die Romantiker und die Modernen wetteifert er weder mit dem Himmel um Lautstärke, noch bringt er, um sich Gehör zu verschaffen, so große Chöre und Orchester zum Einsatz wie die chinesische Armee Soldaten.“ (Seite 83)
Schmitt wartet auch mit viel Fachwissen über Mozart auf. So berichtet er, dass er den Mediziner getroffen hatte, der eine DNA Analyse an Mozarts Leiche vornahm und feststellte, dass Mozart sehr schlechte Zähne und fast immer Schmerzen hatte. Schmitt bewundert, wieviel Mozart in seinem kurzen Leben geleistet hat. Wieviel wäre es geworden, wäre er älter geworden. Er stellt dabei fest, dass er als Wunderknabe musiziert hat wie ein älterer, erfahrener Musiker und als älterer Mann dann in der Zauberflöte das Kindliche und Unbeschwerte.
Als wir auf die Welt kamen hatten wir keine Angst. Zumindest können wir uns daran nicht erinnern. Daher sollten wir es „wie das Kind im Mutterleib (halten) und ängstigen uns so wenig vor dem Tod wie das Kind vor dem Leben.“ (Seite 117) Es ist Schmitts persönlichstes Buch, in dem er von seiner Liebe zum Seelenverwandten Mozart schreibt.