Gertraud Klemm: Muttergehäuse#
Gertraud Klemm: Muttergehäuse / Roman, kremayr scheriau, 2016 / Rezension von Guenther Johann
KLEMM, Gertraud: „Muttergehäuse“, Wien 2016
Was meint die Autorin mit „Muttergeäuse“? Das „Austragen“ eines Kindes. Alte Kulturen hatten Frauen nur als eine Art Backofen, Brutkasten zum Ausreifen von Kindern gesehen. Heute ist es mehr.
Gertraud Klemm erzählt in diesem Roman die Situation eines Ehepaares, das Kinder will, aber es funktioniert nicht. Die Befruchtung kann nicht in Gang gebracht werden. Ärzte werden besucht. Das Paar muss sich vielen Fragen und Kommentaren des Freundeskreises stellen. Letztlich entscheiden sie für die Adoption eines Kindes. Der Behördenweg wird aufgezeigt. Das Kind wird ein dunkelhäutiges aus Südafrika. Schon äußerlich als Adoptivkind erkennbar. Die Mutter muss nicht nur lernen damit umzugehen, dass sie nicht die leibliche Mutter ist, sondern auch, dass es ein andersfärbiges Kind ist.
Als das Kind dann ins elterliche Heim einzieht verändert sich deren Leben grundlegend. „Nichts bleibt ganz. Keine Stunde, keine Handlung. Nichts. Dein Tag: unzählige neue Pflichten. Wir sind wie halbiert, haben immer eine Hand zu wenig. Der Schlaf ist ein aneinandergereihtes Aufwachen. Neues stapelt sich. Der kleine Körper ist unendlich fragil und sehr beweglich. Man muss so viel wissen, was man zu lesen verabsäumt hat. Neues türmt sich auf und wir wanken durch die Täler dazwischen.“ (Seite 101)
Viele Konflikte tun sich auf. Die Adoptivmutter muss sich gegenüber der Gesellschaft rechtfertigen und stellen, dass es eine „alternative Elternschaft“ (Seite 157) ist. Die Mutter fragt sich „Warum kann ich nicht sein wie die anderen Mütter?“ (Seite 109) Dann der Entscheid für ein zweites Adoptivkind, dessen „Anschaffung“ aber sich durch Probleme wie Kriegen und Unruhen in den „Lieferregionen“, verzögert und so der Abstand zwischen dem ersten und zweiten Kind vergrößert.
Der Roman ist in kurze Kapitel gegliedert, die durch Träume abgegrenzt sind. Dadurch ist es angenehm zum Lesen.