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René FREUND: Niemand weiß, wie spät es ist#

René FREUND: Niemand weiß, wie spät es ist / Roman, Goldmann, 2018 / Rezension von Guenther Johann

René FREUND: Niemand weiß, wie spät es ist
René FREUND: Niemand weiß, wie spät es ist

FREUND, René: „Niemand weiß, wie spät es ist“, München 2018 Noras Vater ist gestorben. Nora wurde für die Erbabhandlung zum Notar bestellt. Sie wohnt, wie ihr Vater, in Paris. Er ist Deutscher und die Mutter – sie verstarb als Nora vier Jahre alt war - kam aus Österreich. Bei der Öffnung des Testaments wird auch ein junger österreichischer Notariatskollege dazu geholt. Nora versteht nicht warum, aber bald stellt sich der Grund heraus. Nora ist zwar die Erbin, muss aber vorher einige Pflichten erfüllen. Sie muss mit der Urne des Vaters durch Österreich nach genau vorgegebenen Strecken wandern und dann die Urne beisetzen. Der junge Notar wird sie begleiten und der Pariser Notar wird zur jeweiligen Etappe Anweisungen des verstorbenen Vaters schicken. Die erste Reaktion von Nora ist, dass sie das Erbe nicht annimmt. Da weiht sie der Notar ein, dass in diesem Falle das Erbe an einen Pharmakonzern ginge, der das Geld zum Ankauf von Tieren, die für Versuche gebraucht werden, verwenden solle. Nora sieht darin eine Erpressung und nimmt das Testament.

Die Anweisungen des schon verstorbenen Vaters sind Videos und eMails, die er vor seinem Tod aufgenommen hat und die der Notar zur jeweiligen Wanderungsorientierung schickt. „Und ich bin mir sicher, dass ich dich erschrecke, weil ich ja tot bin, wenn du das hier siehst. Fühlt sich auch für mich komisch an zu sagen, „weil ich ja tot bin“, denn natürlich wissen alle, dass sie mal sterben müssen, aber so wirklich glauben tut es doch niemand. Man kann es sich auch so schwer vorstellen, tot zu sein, also nicht zu sein, so schwer wie man sich vorstellen kann was vor der Geburt war.“ (Seite 83) Diese Mitteilungen des verstorbenen Vaters sind teilweise sehr philosophisch und handeln – wie es für einen Menschen, der den Tod erwartet – vom Sterben. „Der Tod ist ein Skandal, hat Canetti gesagt. Das ist ein großer Unsinn. Der Tod ist eine simple Tatsache. Der Skandal ist das Leben. Es geht einfach weiter.“ (Seite 192) Der Abschied von der Tochter erfolgt so erst im Nachhinein. „Wir waren ein tolles Team, du und ich. Tut mir leid, dass ich dich allein lasse. Immerhin, manche Dinge sind das erste und das letzte Mal gleichzeitig in einem Leben. Sterben zum Beispiel.“ (Seite 193)

Den Ausgang will ich – wie bei einem Kriminalroman – hier nicht vorwegnehmen. Es ist eine sehr kitschige, aber rührende Geschichte. Die Konzepte der Freund-Romane sind immer sehr lustig, unterhaltsam und abwechslungsreich. Der Stil ist geradlinig und einfach.