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Marc-Uwe Kling: Quality Land#

Marc-Uwe Kling: Quality Land / In Quality Land lautet die Antwort auf alle Fragen: OK, Ullstein, 2017 / Rezension von Maurer Hermann

Marc-Uwe Kling: Quality Land
Marc-Uwe Kling: Quality Land

Einige Länder beschließen, ihren Namen, viele Regeln und Gesetze vollständig zu ändern.

Vorreiter ist ein völlig digitalisiertes Land, wo die Computer bereits mehr oder minder die Kontrolle übernommen haben.

Der demokratische Vorschlag das Land Equality Land zu nennen wird vom regierenden Computer abgelehnt. Niemand will ein Produkt „Made in Equality Land“ kaufen, es klingt doch viel professioneller wenn auf allen Erzeugnissen steht „Made in Quality Land“. Das Durcheinander von oft unaussprechbaren fremdländischen Namen wird mit einer Regel beseitigt: Der Vorname bleibt gleich, aber der Nachname ist der Beruf des Vaters. So wird die Hauptperson des Romans zu „Peter Arbeitsloser.“

Jeder Mensch bekommt eine ethische Punktezahl (China lässt grüßen!): Je höher diese Zahl, umso mehr Privilegien hat die Person, und damit die Motivation sich immer zu verbessern. Die Punktezahl reicht von 1 zu 100, aber das niedrigste ist 2 (damit sich auch solche Menschen bemühen nicht weiter abzusinken) und die höchste bekannte Zahl ist 99 (damit sich auch sehr tolle Menschen noch bemühen.) Steht z. B. ein Fahrer mit seinem Auto bei einer Kreuzung vor einer roten Ampel und ist sein ethischer Wert hoch genug, ändert er mit einer Bewegung seiner Hand das Rot sofort zu Grün. Natürlich.).

Peter Arbeitsloser ist wohl auch schon durch seinen Namen benachteiligt, aber ihm passt auch diese ganze Computerkontrolle nicht. Als er sich einmal fehlverhält wird er von Level 10 auf Level 9 herabgestuft: Das ist darum so schlimm, weil alle mit Level 9 oder darunter als die „Nutzlosen“ gelten, nur minderwertige Kleidung, Essen, Wohnung etc. bekommen und natürlich als Partner nur andere Nutzlose.

Alle Menschen haben einen persönlichen Asisstenten (einen sehr intelligenten Roboter) dem sie einen beliebigen Namen geben können. Peter Arbeitsloser nennt seinen „Niemand“. Ist ja klar:

Niemand spricht mit ihm, Niemand versucht ihn aufzuheitern, Niemand hilft Peter, Niemandn pflegt Peter wenn er krank ist, Niemand hört Peter zu, Niemand besorgt die bestmögliche Nahrung, usw.

Der Autor bringt unglaublich originelle Ideen, über die man vielleicht schmunzelt oder entsetzt ist. Es stellt sich heraus, dass übermäßige Digitalisierung oft nicht hilft, eine wichtige Tatsache, die man in zunehmend vielen Publikationen (auch in sehr guten) findet. Viele Politiker, die immer nur von mehr Digitalisierung reden haben deren Nachteile und Gefahren nie verstanden.

Natürlich ist das das Buch als Ganzes nicht in allen Teilen ernst zu nehmen. Aber viele Aussagen sind originell und sollten nachdenklich stimmen. Die Phantasie des Autors ist bewundernswert. Nur für über 400 Seiten reicht sie halt doch nicht ganz: Mindestens mir gefiel die erste Hälfte sehr gut, der Rest ist aus meiner Sicht lesenswert, aber schwächer.

Trotzdem, ich kann allen, die immer nur von Digitalisierung schwärmen, das Buch als Lesestoff SEHR empfehlen (Es ist auch als Hör CD erhältlich). Und dass ich, der tief in die Digitalisierung seit über 50 (!) Jahren involviert bin einige der Aussagen egal wie nebenbei sie erwähnt werden sehr ernst nehme, sie aber auch von vielen gegenwärtigen Politikern weder verstanden noch ernst genommen werden, erschreckt mich.

Danke Marc Uwe Klein für dieses Buch!

Hermann Maurer, Professor für Informatik (digitale Medien) an der TU Graz, CV unter http://www.iicm.edu/maurer.