Isabella Maria KERN: Romy#
Isabella Maria KERN: Romy / Ein Leben zwischen zwei Welten, neobooks, 2020 / Rezension von Guenther Johann
KERN, Isabella Maria: „Romy. Ein Leben zwischen zwei Welten“, Berlin 2020 Das Buch ist kein Roman, sondern ein Sachbericht eines jungen Mannes, der sich – weil zweigeschlechtlich zur Welt gekommen – in eine Frau verändern lässt. Die Autorin zeigt in ihrer Erzählung die psychischen und physischen Probleme, die dieser Mensch dabei hat. Sie – die Autorin – ist sein / ihre Begleiterin in allen Stadien der Umwandlung. Die erzählende Person ist eine Krankenschwester, die diese Situation zum ersten Mal in ihrem Leben hat und diesen Prozess, des Mannes zur Frau, beschreibt. Die Autorin war selbst Krankenpflegerin und kann daher einen detaillierten und realistischen Bericht liefern. Sie gibt auch einen Einblick in ihr persönliches Leben. Wie sie lebt, mit wem sie lebt. Auch fällt das Schreiben dieses Buches mit ihrer beruflichen Veränderung zusammen: sie quittierte den Beruf der Krankenschwester und widmete sich ausschließlich der Schriftstellerei. Sie beklagt aber auch den Einsatz des Computers in der Medizin und Krankenpflege. Einer der Gründe, warum sie den Berufswechsel vornahm. „Aber immer wieder kam ich zu dem Schluss, dass man mit dieser Technik dem Pflegepersonal ein Körnchen Verantwortung nahm, den PatientInnen das Recht auf Sonne verweigerte und dem Kranken die Entscheidung zu läuten, falls die Sonne zu sehr blendete, abnahm.“ (Seite 107) Gemeint waren damit der Einsatz des Computers und die automatisierten Jalousien. Der hier beschriebene Mensch, der vorher Richard und dann Romy hieß, hatte aber mehr psychische als physische Probleme. Dies führte auch zur Operation und völligen Umwandlung in eine Frau. Aber auch das reichte ihr dann nicht. Sie wollte die hübscheste Frau sein und weitere „Schönheitsoperationen“ folgten: das Kiefer wurde verschmälert und Haare wurden verpflanzt. Sie scheute keine Mühe und Geld um fraulicher als Frauen zu sein. Trotz allem wollte sie immer wieder nicht mehr leben und stürzte ihre Umgebung in Besorgnis. Die Autorin begleitete und beschützte sie, wann immer sie konnte. Brachte sie zu Ärzten, fuhr mit, wenn sie in ein Spital musste und besuchte sie in ihrem Haus. Romy versuchte mit vielen Beziehungen zu Männern ihre Fraulichkeit zu bestätigen und hatte eine Unzahl an sexuellen Kontakten. Alles half nicht, um ihre Psyche zu beruhigen. Alleine ihre Arbeit als Krankenpflegerin gab ihr Halt. „Ihr Arbeitsplatz gibt ihr Sicherheit und Stabilität, denn es ist der einzige Ort, an dem sie ihre tief verwurzelte Verzweiflung in Versenkung schiebt, um ihre Kompetenz und Intelligenz hervorzuheben, die in der Tat außergewöhnlich sind.“ (Seite 204) Das Buch endet mit dem Entschluss von Romy zu einer psychiatrischen Rehabilitation in die Schweiz zu fahren. Die Autorin entlässt sie in ihre Selbstständigkeit und bleibt als Schreibende zu Hause. Im Nachsatz des Buches erfährt man als Leser noch, dass „Romy als Krankenschwester auf ein Kreuzfahrtschiff“ (Seite 344) ging. Isabella-Maria Kern überlegt, ob dies der Stoff für ein weiteres Buch werden könnte.