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Zdenka BECKER: Samy#

Zdenka BECKER: Samy / Roman, Gmeiner, 2018 / Rezension von Guenther Johann

Zdenka BECKER: Samy
Zdenka BECKER: Samy

BECKER, Zdenka: „Samy“, Meßkirch 2018 Zdenka Becker zählt inzwischen zu den großen österreichischen Erzählerinnen, obwohl Deutsch gar nicht ihre Muttersprache ist weiß sie sich ausgezeichnet auszudrücken. Im vorliegenden Roman „Samy“ greift sie auf ihre Wurzeln aus Bratislava zurück und liefert mit den Romanfiguren auch ein Stück Geschichte. Sie zeigt auf, wie sich die ehemals kommunistische Stadt Bratislava und ihre Einwohner verändert haben. Der Protagonist ist ein uneheliches Kind einer Psychologin, das einen indischen Vater hat und daher von den anderen Kindern als Zigeuner gehänselt wird. Die Mutter stammt aus einer überzeugten kommunistischen Familie und ist auch selbst überzeugte Kommunistin. Ihre Liebesaffäre mit einem in Wien wohnenden indischen Universitätsprofessor will sie zu Hause nicht eingestehen und verheimlicht den Vater. Ja, sie informiert ihn auch nicht darüber, dass er Vater geworden ist. Als sich nach der Geburt das Baby als dunkelhäutig herausstellte verstoßen die Eltern ihre Tochter. Die Mutter zieht den Sohn alleine auf. Später heiratet sie einen Kollegen mit selbst zwei Kindern, aber die Ehe hält nicht lange. Der Sohn wird zum Sonderling. Fühlt sich wegen seiner Hautfarbe verfolgt und wird auch verfolgt und verprügelt. Rechtsradikale Gruppen und auch die Polizei behandelt ihn wie einen Unerwünschten. Die Mutter und ihre Freundin – selbst Psychologinnen – versuchen ihm zu helfen, können das Unheil aber nicht aufhalten. Großartig, wie die Autorin den Kampf der Mutter mit ihrem, ihr entgleitenden Sohn beschreibt. Es ist ein großartiger und tragischer Roman, der eine gesellschaftliche Situation beschreibt, wie sie in unserer heutigen Gesellschaft stattfinden kann, was die Mehrheit aber nicht wahrnehmen will. Zdenka Becker wird so zu einer Mahnerin. Ihre großartige Erzählkunst erlaubt es, das Schicksal hautnah an den Leser zu bringen. Meine Rezension ist nur ein blasser Schimmer dessen, was der Roman selbst bietet.