Franz INNERHOFER: Schöne Tage#
Franz INNERHOFER: Schöne Tage / Roman, dtv, 2020 / Rezension von Guenther Johann
INNERHOFER, Franz: „Schöne Tage“, München 2020
In diesem Roman arbeitet der Autor seine eigene Kindheit auf. Als uneheliches Kind kommt der Protagonist Holl zu seinem Vater. Die Mutter kann ihn nicht erhalten, obwohl sein Stiefvater nett zu ihm wäre. Er muss zum Großbauern, dem leiblichen Vater. Der benützt ihn aber als billige Arbeitskraft. Nicht nur das Schicksal des Kindes wird beschrieben, auch die Zustände auf einem Bauernhof Mitte des 20. Jahrhunderts. Der 6-jährige hat Angst vor den Tieren und die ihm angeordnete Arbeit ist ihm eigentlich zu schwer. Nicht nur, dass er von seinem Vater schlechter behandelt wird als seine Halbbrüder, die ehelichen Kinder des Vaters, muss er sich für Prügel noch bedanken. Elf Jahre arbeitet er als Hilfsarbeiter am Bauernhof. Oft darf er nicht in die Schule gehen, weil er arbeiten muss. War er als Kind oft nahe daran sein Leben zu beenden, weil es so elend war, bekam er mit zunehmendem Alter mehr Selbstbewusstsein und widersprach seinem Vater und der Stiefmutter bis er sich letztlich mit 17 Jahren lossagt und eine Lehre als Schmied annimmt. Eine neue Welt öffnet sich für ihn.
Man erlebt durch dieses Kind aber auch das Leben am Bauernhof. Welchen Status wer hatte. Dass Knechte und Mägde wie Sklaven behandelt wurden. Als aber ein neuer Knecht als Arbeiter an den Hof kommt, der bei der Gewerkschaft war, gab es mehr Widerstand und Arbeitsbedingungen werden verbessert. Dies brachte auch das Kind Holl aus der Tretmühle des Sklaventums zur Selbstständigkeit.
Dieses Buch ist nicht nur ein Roman, sondern auch ein Zeitdokument.