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Hermann RUPOLD: Supermacht China.#

Hermann RUPOLD: Supermacht China. / Geschichte, Politik, Bildung, Wirtschaft und Militär. Die chinesische Weltmacht aus Asien verstehen, amazon, 2020 / Rezension von Guenther Johann

Hermann RUPOLD: Supermacht China.
Hermann RUPOLD: Supermacht China.

RUPOLD, Hermann: „Supermacht China. Geschichte, Politik, Bildung, Wirtschaft und Militär. Die chinesische Weltmacht aus Asien verstehen“, Wroclaw 2020

Auch wenn man glaubt viel über China zu wissen, erfährt man in diesem Buch wieder Neues. Nicht weil der Autor ein Experte ist, sondern weil er die einzelnen Kapitel sehr systematisch und sachlich aufgearbeitet hat. Eine sehr gute Einführung, die auch einen Überblick gibt. Es beginnt mit einer Geschichte Chinas. Die chinesische Kultur ist sehr alt und beginnt mit dem Jahr 7000 vor Christus. Über die vielen Dynastien zu den Kaisern. Es ist dies wohl die längste Kaiserzeit, die es auf dieser Erde je gegeben hat: über 2000 Jahre. So wie in vielen europäischen Ländern kam es Anfang des 20. Jahrhunderts zum Sturz der Monarchien und auch in China zur Ausrufung der Republik. Deren Führer wurden dann von den aufkommenden Kommunisten bekämpft. Interne Bürgerkriege vertrieben die ursprünglichen Machthaber auf die Insel Taiwan, weshalb China noch heute Anspruch auf diese Insel hat. Unter Mao kam es zur Volksrepublik mit all ihren Vor- und Nachteilen. Nach Maos Tod im Jahr 1976 kam es zu einem Systemwechsel. Marktöffnungen, Internationalisierung, Liberalisierung und letztlich zum Aufstieg Chinas zur Weltmacht. Der Wechsel führte nicht nur zu einer Erhöhung des Lebensstandards, sondern auch die Bevölkerung wuchs rasant. Hatte China im Jahr 1953 noch 580 Millionen Einwohner, so waren es 2018 1,4 Milliarden. Das Wachstum wurde auch mit der Einkind-Politik nicht gestoppt. Erst der aufkommende Wohlstand führte zum selben Kinderwunsch, wie in den westlichen Kulturen. Junge Familien wollen grundsätzlich nur ein Kind. So wurde 2016 die Einkind-Politik aufgehoben.

Die Bevölkerung konzentriert sich im Osten, wo 92 Prozent der Chinesen wohnen. Auch eine Landflucht setzte ein und China hat heute 15 Megastädte mit mehr als 10 Millionen Einwohner. In 150 Städten wohnen mehr als eine Million Menschen. Chinesen bleiben noch unter sich und nur 0,1 % der Bewohner sind Ausländer. Obwohl wir Europäer und Amerikaner oft glauben, dass viele Chinesen ausgewandert seien, so sind weniger als 10 Millionen im Ausland ansässig.

Erstaunlich ist, dass China sich als multiethnisches und multireligiöses Land bezeichnet. 5 Religionen sind zugelassen, wobei Protestanten und Katholiken zusammengefasst werden. Glaube und Staat sind aber strikt getrennt. Chinesen haben einen religiösen Pragmatismus und passen sich je nach Lebenssituation einer Religion an.

Der Autor des Buches erklärt dann sehr anschaulich den Aufbau der derzeitigen Regierung. Die Mehrheit der Einwohner verstehen sich als Teil eines demokratischen Staates. Man hat in die Politik großes Vertrauen und Politiker sind die Schutzherren der Einwohner. Bedingt durch das Vertrauen in die Regierung gibt es wenig Widerstand gegen den Staat. Das Rechtssystem kennt keine Trennung zwischen Legislative, Judikative und Exekutive, es ist aber eine Annäherung an westliche Systeme erkennbar.

Das Gesundheitssystem wurde radikal verbessert. Aus einem armen Land mit schlechter Versorgung wurde ein vorbildliches. Der Schwerpunkt der Versorgung legt aber auf Krankenhäusern, Kliniken und Versorgungszentren; weniger auf praktizierenden Ärzten.

China ist ein föderalistischer Staat. Die Zentralregierung gibt die Regeln vor, für die Umsetzung sind aber die Provinzen zuständig und hier wird oft nicht im Gleichschritt gehandelt. Das zeigt auch das Bildungssystem, das je nach Provinz unterschiedlich ist. China hat sich dem weltweit üblichen System angepasst, wobei die Grundschule und die Mittelschule jeweils 6 Jahre dauern. Es gilt Schulpflicht, lediglich der Kindergarten ist freiwillig. Die Aufnahmeregeln ins Hochschulsystem sind sehr streng. Der Schulbesuch ist ohne Kosten, für Kindergarten und Hochschule muss bezahlt werden. Der Schwerpunkt des Interesses an Universitäten liegt bei naturwissenschaftlichen Fächern. Jedes Jahr werden etwa 42 Millionen neue Studenten aufgenommen.

Außenpolitisch wird die Situation Chinas gegenüber Russland, Japan, der USA und Europa beschrieben.

Der Autor des Buches räumt dem Kapitel „Wirtschaft“ viel Raum ein. Ist es doch der Bereich, der den Aufschwung brachte. Die Reform- und Öffnungspolitik startete 1978 und führte 2010 zur Weltmachtstellung. Das Exportvolumen steigerte sich in der Zeit von 2 Milliarden Dollar auf 2000 Milliarden Dollar und machte China zum Exportland Nummer 1. Aber nicht nur am Gebiet der Industrialisierung ist das Land führend auch im Bereich der Landwirtschaft, wo es in vielen Bereichen der weltweit größte Produzent ist. Obwohl es ein kommunistisches Land ist, ist der Unterschied zwischen arm und reich groß. China zählt 720.000 Millionäre und 300 Milliardäre.

Mittelfristig beteiligt sich China am Energiewandel und sperrt Kohlekraftwerke, um in alternative Energiequellen einzusteigen.

Chinas Autoindustrie, das Steuer- und Bankensystem wird beschrieben. Auch dem Thema Tourismus wird ein Augenmerk gegeben: Die Mittelschicht hat begonnen in die Welt zu reisen und viele Ausländer kommen ins Land und machten China zum viertgrößten Tourismusland hinter Frankreich, den USA und Spanien.

Der steigende Wohlstand führt auch zum vermehrten Konsum von Luxusgütern, wobei hier die Hauptzielgruppe bei jüngeren Menschen liegt.

Die Volksbefreiungsarmee ist mit 2,2 Millionen Soldaten und 1,4 Millionen Reservisten das größte Heer der Welt. Auch ein Faktor, um die Weltmachtführung zu unterstreichen. China steht heute hinter den USA am Platz zwei, will aber mehr und die USA wehren sich durch Strafzölle.

Der Autor hat mit diesem Buch einen sehr sachlichen Überblick geliefert, in dem er im letzten Kapitel auch kritische Punkte anspricht. Für jeden, der sich für China interessiert, könnte dieses Buch eine Pflichtlektüre sein.