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Michael Köhlmeier: Wenn ich Wir sage#

Michael Köhlmeier: Wenn ich Wir sage, Residenz, 2019 / Rezension von Guenther Johann

Michael Köhlmeier: Wenn ich Wir sage
Michael Köhlmeier: Wenn ich Wir sage

KÖHLMEIER, Michael: „Wenn ich wir sage“, Wien Salzburg 2019 Der Dichter Köhlmeier betätigt sich als Philosoph, obwohl er es nicht ist. Andererseits formuliert er gut und vielleicht besser als ein wahrer Philosoph und so verständlicher für normale, nichtphilosophische Leser. Immer wieder nimmt er Bezug auf Ralph Waldo Emerson. Da kommt man schon in Versuchung nicht weiterzulesen, sondern sich diesen Emerson zu besorgen und im „Original“ zu lesen. Es wäre nicht der Dichter Köhlmeier, wenn er nicht persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse einfließen lassen würde. So etwa, wie er als kleines Kind wegen einer schweren Krankheit der Mutter ein Jahr von zu Hause weg bei der Großmutter wohnte. Als er dann seinen Vater wiedersah, war der für ein Fremder und gehörte nicht zum „Wir“. Ein gemeinsames „Wir“ erlebte er auch als junger Musiker in einer Band. Vor allem, wenn improvisiert wurde. Orchestermusiker sind für ihn weniger ein „Wir“. Sie spielen die vorgeschriebenen Noten und sind dabei einsam mit dem eigenen „Ich“. Zum „Wir“ zählt er die Familie und Freunde, aber auch Feinde, weil sie in unserem Wir leben. Obwohl wir die positiven Freundschaften lieben: „Wir lassen uns gerne von Freundschaften erzählen, die in Brüderschaft münden und damit quasi-familiär werden.“ (Seite 61)