Barbara STÖCKL: Wofür soll ich dankbar sein?#
Barbara STÖCKL: Wofür soll ich dankbar sein?, ecowin, 2012 / Rezension von Guenther Johann
STÖCKL, Barbara: „Wofür soll ich dankbar sein?“, Salzburg 2012 Woher ich dieses Buch habe weiß ich gar nicht. Es lag am Stoß meiner ungelesenen Bücher. Ich habe es in den Urlaub nach Ägypten mitgenommen und so begann ich zu lesen. Ohne viel Erwartungen. Umso überraschter und interessierter habe ich dann gelesen. Weisheiten, die man eigentlich selbst erkennen und wissen müsste werden einem als Leser hier vorgeführt. Das tut ganz gut. Die Autorin macht das auch sehr sympathisch und persönlich. So beginnt sie im Prolog damit, wie ihr stets aktive Vater in der Intensivstation liegt, aber sich bald über kleine Dinge freut. Sie geht mit der ersten Geschichte in ihrer persönlichen Geschichte bis zum Urgroßvater zurück und stellt diesen in ein anderes Licht, als es bisherige Überlieferungen taten. „Wir können das Leben nur vorwärts leben und nur rückwärts verstehen. Heiter weiter nach vorne schauen, und die Sinne schärfen für alles Schöne.“ (Seite 17) Man bekommt eine Einschulung zum Dankbarsein. Sie bringt Erlebnisse als Pflegerin in einem Altersheim und ein Gespräch mit dem als überheblich geltenden André Heller, der es eigentlich gar nicht ist. Er spricht von „bedingungsloser Liebe“ und meint damit den Anderen/die Andere so zu lassen und so zu achten und zu lieben wie er/sie ist. Wenn man den Anderen verändern möchte, so wie man es gerne hätte, dann darf man nicht von „Liebe“ sprechen. Auch stellt Heller Danken vor das Bitten. Besser zu sagen „Danke, dass mir mit Sicherheit geholfen wird.“ (Seite 45) Barbara Stöckl zitiert viele Experten und packt damit viel Wissen und Weisheiten in dieses Buch. „Der Theologe Clemens Sedmak meint dazu: „Ich glaube, undankbare Menschen sehen nicht, dass es ziemlich viele Wunder gibt. Jeden Tag.“ (Seite 61) Man solle dankbar sein, dass man mit dem eigenen PartnerIn verheiratet ist. Freude darüber entwickeln, dass der Andere da ist, Teil des eigenen Lebens ist. Von einer ihrer Afrikareisen nahm ich den Satz „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“ mit. Jeden Abend soll man sich die Frage stellen „Was war heute gut?“ Ein interessanter Versuch: „Mit wem würde ich mein Leben tauschen? Wessen Leben würde mir besser gefallen als meines?“ In der Schule habe ich ein Gedicht gelernt, das auf dasselbe abzielte. Ein Mann kam in den Himmel und beschwerte sich über das „Kreuz“, das er da auf Erden tragen muss. Man bot ihm andere Kreuze an. Das goldene war ihm zu schwer, das gläserne zu riskant, dass es bricht usw. Letztlich nahm er wieder sein eigenes. Eine Empfehlung ist es auch, dass man jeden Tag so leben solle, als wäre es der letzte. Letztlich liegt man eines Tages damit richtig. Wie gesagt: die Autorin stellt viele Theorien und Methoden vor. So auch Naikan, bei der geben und nehmen buchhalterisch verwaltet wird. Aber vor allem schaut man auf sich selbst. Normal sehen wir, was die Anderen falsch machen. Hier muss man zuerst bei sich beginnen. Das Thema „Dankbarkeit“ zieht sich durch das ganze Buch. Fakten lösen Erlebnisse ab. Am besten fand ich aber die persönlichen Erzählungen. Es ist doch mehr als ein üblicher Ratgeber für seelische Schmerzen.